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Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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selbst hinein. Furcht und Hass zuckten durch jeden Nerv. War das die Lösung? Hatten sie sich nach all den langen Jahren an ihn erinnert und wollten ihm jetzt ein Ende machen? Hatten sie ihn hier ein halbes Jahrtausend lang liegen lassen, nur um jetzt zu kommen und ihn zu vernichten? Hatte Dragosani vielleicht von ihm erzählt, und irgendjemand hatte die Gefahr erkannt, die hier begraben lag?
    Mit bebenden Sinnen lag das Ding da. Sein kaum noch menschlich zu nennender Körper zitterte vor Erregung, lauschte, fühlte, roch, schmeckte, gebrauchte all seine geschärften Vampirsinne außer den des Sehens. Doch selbst den konnte er benutzen, falls er das wagte.
    Aber trotz seiner Furcht und Aufmerksamkeit war das, was er nicht spürte, die Gefahr. Und den Geruch der Gefahr nahm er sonst genauso unfehlbar wahr wie den des Bluts.
    Welche Tageszeit mochte draußen herrschen?
    Seine Unruhe legte sich, als er einen Augenblick über das Problem der Zeit nachdachte. Tageszeit? Ha! Welcher Monat mochte angebrochen sein, welche Jahreszeit, welches Jahr, welches Jahrzehnt? Wie lange war es her, dass der junge Dragosani – das Kind, auf das sich alle Hoffnungen und bösen Sehnsüchte Thibors konzentrierten – ihn hier besucht hatte? Und noch wichtiger: Herrschte draußen Nacht … oder Tag?
    Nacht. Das spürte der Vampir. Die Dunkelheit sickerte durch die Erde herab wie das fette dunkle Blut, das sie begleitete. Es war Nacht, seine Zeit, und das Blut hatte ihm eine Kraft, eine Elastizität, eine Motivation und eine Beweglichkeit verliehen, die er während der Jahrhunderte hier unter der Erde beinahe vergessen hatte.
    Er fühlte erneut mit seinen Gedanken hinaus, um die Menschen draußen auf der Lichtung zwischen den reglosen Bäumen gleich über seinem Grab zu berühren. Er lenkte seine Gedanken nicht direkt zu ihnen, bemühte sich nicht, sich mit ihnen zu verständigen, sondern berührte ihren Geist nur ganz leicht und kaum spürbar.
    Ein Mann und eine Frau. Also nur zwei. Waren es Liebende? Liebten sie sich hier draußen in der Natur? Im Winter? Ja, es war tatsächlich Winter, und der Boden war kalt und hart gefroren. Und was war mit dem Blut? Handelte es sich … um einen Mord?
    Der Geist der Frau war … voller Albträume! Sie schlief oder lag bewusstlos da, doch die Panik in ihrem Geist war noch frisch, und ihr Herz klopfte wie rasend, fiebrig vor Angst. Was hatte sie so erschreckt?
    Und der Mann lag im Sterben. Es war sein Blut, das Thibor aufgenommen hatte und das nun sein vampirisches Lebenssystem nährte. Was war mit den beiden geschehen? Hatte der Mann die Frau hierhergelockt, sie angefallen, und hatte sie ihn niedergestochen, bevor er sie missbrauchen konnte?
    Thibor versuchte, etwas tiefer in den Geist des sterbenden Mannes einzudringen. Da war Schmerz – so viel Schmerz! Er hatte den Verstand des Mannes betäubt, für ihn verschlossen, und nun war alles nur noch taub und ergab sich einer schmerzerfüllten Leere. Es war die ultimative Leere, die man den Tod nennt und die ihr Opfer voll und ganz verschlingt.
    Aber dieser Schmerz – wirkliche Agonie!
    Das Ding unter der Erde streckte bewegliche fleischige Fühler aus, um der ausströmenden Lebensflüssigkeit des Mannes nachzuspüren; rote Würmer aus nichtmenschlichem Fleisch schoben sich aus seinem vom Alter runzligen Gesicht, aus der eingefallenen Brust, den verschrumpelten Gliedmaßen, bohrten sich wie Regenwürmer nach oben, oder wie die Tentakel einer ekelhaften Qualle; sie folgten der roten Spur und näherten sich von allen Seiten her ihrer Quelle.
    Das rechte Bein des Mannes war oberhalb des Knies gebrochen. Spitze Knochensplitter hatten wie Messer die Arterien aufgeschnitten, Arterien, die auch jetzt noch dünne Rinnsale dampfenden Rots auf die kalte tote Erde sprudeln ließen. Aber dieser Gedanke war einfach zu stark. Er weckte das Tier in dem Thibor-Ding. Augenblicke später war er rasend vor Hunger. Die mächtigen Hundekiefer knackten und öffneten sich unter der harten Erde, verkrustete Lippen bebten, Speichel entströmte ihnen, und die weit geöffneten Nasenlöcher wirkten wie schwarze Trichter.
    Aus seinem Hals heraus entsandte das Ding einen dicken Tentakel aus quellendem Protoplasma, der kleine Wurzeln und Kiesel und lose Erde beiseiteschob, bis er auftauchte und wie ein giftiger belebter Pilz auf jener Lichtung mit Thibors Mausoleum vor sich hin wippte. An der Spitze ließ er ein rudimentäres Auge entstehen und weitete gleich darauf die Pupille, um in

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