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Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nach ihrem Verbleib forschen. Früher oder später würde man sie entdecken, hier in der Lichtung zwischen reglosen Bäumen, gleich beim Mausoleum.
    Jemand würde sich erinnern. Irgendein alter Narr würde flüstern: »Aber – dieser Ort ist geächtet, verboten!« Und ein anderer würde sagen: »Ja, denn sie haben vor langer, langer Zeit dort etwas begraben. Mein Ururgroßvater hat Geschichten von dem Ding erzählt, das sie in diesen kreuzförmig verlaufenden Hügeln begraben haben. Mein Opa wollte den Kindern mit der Geschichte Angst machen, wenn sie böse gewesen waren!«
    Dann würden sie die alten Aufzeichnungen hervorkramen und sich daran erinnern, wie man ihn bekämpft hatte, und sie würden im hellen Tageslicht kommen und die Bäume fällen, die uralten Steinplatten freilegen und in der fauligen Erde graben, bis sie auf ihn stießen. Sie würden ihm noch einmal Pflöcke durch den Körper treiben, doch diesmal … diesmal … diesmal würden sie seinen Kopf entfernen und verbrennen!
    Sie würden ihn ganz und gar verbrennen!
    Thibor focht eine entsetzliche Schlacht mit sich selbst aus. Der Vampir in ihm, der ihn neunhundert Jahre lang beherrscht hatte, war außer sich vor Blutrausch. Aber Thibor selbst konnte immer noch wie ein Mensch denken, und seine Überlegungen waren stichhaltig. Der Thibor-Vampir fühlte im Augenblick nur seine Gier, doch der Thibor-Mensch blickte weit darüber hinaus. Und er hatte bereits seine eigenen Pläne! Pläne, die mit dem Jungen, mit Dragosani, zu tun hatten.
    Dragosani war mittlerweile in Bukarest auf der Schule, erst ein Jugendlicher, aber das alte Ding unter der Erde hatte ihn schon verdorben. Er hatte ihm die Kunst der Nekromantie beigebracht, ihm gezeigt, wie man Geheimnisse erfahren konnte, die nur Tote kannten. Und Dragosani würde immer wiederkehren, auf seiner Suche nach neuen Kenntnissen hierherkommen, denn das alte Ding unter der fauligen Erde war gewiss die Quelle aller dunklen Geheimnisse.
    Mittlerweile wuchs in ihm ein Vampir-Ei heran, der schmutzige egelgleiche Klon der Thibor-Kreatur, ein einziger Tropfen einer völlig fremdartigen Flüssigkeit, die den gesamten komplexen Code des neuen Vampirs in sich trug. Doch das war ein langsamer, sehr langwieriger Prozess. Eines Tages würde Dragosani, mittlerweile zum Mann herangewachsen, in diese Berge zurückkehren, und dann war das Ei so weit. Ein Mann, erfüllt von einem monströsen Talent, würde kommen, auf der Suche nach dem ultimativen Geheimnis der Wamphyri … aber wenn er wieder ging, würde er den jungen Vampir bei sich haben, in sich .
    Danach würde er erneut kommen – eine zwanghafte Rückkehr – und zu dieser Zeit würde Thibor für die letzte Phase seines Planes bereit sein. Dragosani würde kommen, Dragosani und Thibor würden gehen – zusammen. Dann endlich wäre der Zyklus abgeschlossen, das Rad hatte sich einmal ganz gedreht, und wieder würde der unvergessliche Vampir über die Erde schreiten – diesmal, um sie zu erobern!
    So hatte es das alte Ding unter der Erde geplant, und so würde es geschehen. Er würde sich von hier erheben und wieder in die Welt hinausschreiten. Die Welt würde ihm gehören! Aber nicht dann, wenn er jetzt und hier diese Frau tötete. Nein, das wäre völliger Wahnsinn, wäre sein Ende und der Tod all seiner Träume.
    Der Vampir in ihm beugte sich dem gesunden Menschenverstand und gestattete dem verdrehten menschlichen Geist Thibors, die Führung zu übernehmen. Der Blutrausch verflog, wurde durch Neugier ersetzt, die wiederum schlafende, viele Generationen lang unterdrückte Triebe weckte. Neue Gefühle, vollständig menschlich, erwachten in dem alten Ding unter der Erde. Jetzt war er weder männlich noch weiblich, denn er gehörte zu den Wamphyri, doch einst war Thibor ein Mann gewesen. Ein Mann voller Leidenschaft.
    Er hatte im Laufe der fünfhundert Jahre, in denen er die Wallachei, Bulgarien, Moldawien, Russland und das Land der Ottomanen heimgesucht hatte, Frauen kennengelernt, viele Frauen. Manche hatten sich ihm freiwillig hingegeben, die meisten aber nicht. Es gab keine Art, eine Frau zu nehmen, die ihm fremd war, keine Wonne und keinen Schmerz, den eine Frau zu bieten hatte, den er nicht genossen hatte, willig oder mit Gewalt entrissen, unzählige Male.
    Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts hatte er als Söldner-Wojwode des Wlad Tepes, des sogenannten ›Pfählers‹, mit seinem Heer die Donau überquert und einen Abgesandten des Sultans Murad gefangen genommen.

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