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Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)

Titel: Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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bestritt und Harry gegenüber insistierte, er habe es nur ›wahrgenommen‹. Nach seinem Tode hatte Möbius begonnen, diese Theorien in exakte Wissenschaften zu kleiden, auch wenn es Wissenschaften waren, die kein lebendiger Mensch je verstehen würde. Keiner außer Harry Keogh selbst. Und natürlich Harrys Sohn.
    Als Harry zum letzten Mal hier gewesen war, war er auf etwas konventionellere Weise angereist: mit dem Flugzeug nach Berlin, dann als Tourist über Checkpoint Charlie in den Osten. Aber auch wenn seine Ankunft in Leipzig ganz gewöhnlich gewesen war, war seine Abreise ganz anders verlaufen – durch ein Möbiustor. Das war Harrys erste Begegnung mit dem Möbius-Kontinuum gewesen. Seitdem war er zu einem Experten geworden.
    Aber damals hatte Harrys Besuch einen sehr ernsten Hintergrund gehabt, und vielleicht hätte er die richtige geistige Formel bis heute nicht gefunden, wenn er nicht so unter Druck gestanden hätte. Harry hatte auf der Abschussliste des sowjetischen E-Dezernats gestanden. Der erstarkende Vampir Boris Dragosani, ein Mitglied des Dezernats, wollte Harry – wenn möglich lebend – in seine Gewalt bringen, um ihm das Geheimnis seiner seltsamen Talente zu entreißen. Dragosani war ein Nekromant, der den Toten aus ihren zerstörten Körpern die heimlichen Gedanken entreißen konnte, der in Gehirnflüssigkeiten und erschlafften Sehnen lesen konnte, in den bloßgelegten Organen und den ausgeschlachteten Eingeweiden. Für ihn wäre es viel einfacher gewesen, wenn er mit den Toten reden könnte, so wie Harry. Sie würden ihm vielleicht nicht den Respekt entgegenbringen, mit dem sie Harry betrachteten, aber die Drohung, ihre Leichen zu schänden, würde sie schon zur Zusammenarbeit bewegen. Wenn nicht ... tja, dann gab es immer noch die andere Methode.
    Dragosani hatte einen Haftbefehl erwirkt und die ostdeutsche Grenzpolizei war angewiesen worden, Harry aufgrund von falschen Beschuldigungen festzunehmen. Das hatten sie versucht, und in dieser Notlage hatte Harry die letzte Gleichung zur Möbius’schen metaphysischen Raum-Zeit-Dimension gelöst, mit der er ›Türen‹ im ganzen Raum-Zeit-Universum heraufbeschwören konnte. Gerade noch rechtzeitig hatte Harry eine dieser Türen benutzt. Seltsamerweise war sie – wenn auch nur für Harrys Augen – direkt vor Möbius’ Grabstein zum Vorschein gekommen.
    Von da an waren Harrys Eindringen in das sowjetische E-Dezernat und Dragosanis Vernichtung ein unaufhaltsamer Prozess, in dessen Verlauf sein eigener Körper vernichtet worden war und zurückgelassen werden musste, als er erneut in das Möbius-Kontinuum entkam. Dort hatte er als unkörperliches Wesen, als körperloser Geist und Seele existiert, bis er auf die ausgeleerte Hülle von Alec Kyle gestoßen war und diese in Besitz genommen hatte. Das war fast ohne sein Zutun geschehen, und es hatte ihm wieder einen Platz unter den Menschen gegeben und das beendet, was ansonsten eine Existenz auf ewig im materielosen Möbius-Kontinuum gewesen wäre.
    Und jetzt war Harry wieder in Leipzig und stand wie zuvor vor dem Grab von Möbius. Fast neun Jahre waren vergangen, seit er zum letzten Mal hier gewesen war, aber er hatte die Ereignisse nicht vergessen, die seinen ersten Besuch beendet hatten. Daher war er dieses Mal nachts gekommen.
    Der Mond hing tief über der Silhouette der Stadt, und die Sterne leuchteten strahlend hell zwischen dahinrasenden Wolkenfetzen hindurch. Der Nachtwind, der zwischen den Grabsteinen ächzte, ließ trockene Blätter rascheln, als wimmelte es dort von Mäusen, und Harry fühlte eine Kälte in den Knochen, die nur zum Teil auf die Novembernacht zurückzuführen war. Er empfand ein starkes Unbehagen an diesem Ort. Aber die Friedhofstore waren für die Nacht geschlossen, die Lichter der Stadt waren gedämpft und bis auf das Rascheln des Laubes war alles still.
    Er suchte nach Möbius und fand ihn, und wie damals war der geniale Mathematiker emsig mit seinen Formeln und Berechnungen beschäftigt. Tabellen über planetare Massen und Bewegungen, die Gewichte der Sonne und der Planten auf ihren Umlaufbahnen wurden gegen Fluchtgeschwindigkeiten und Gravitationskräfte aufgerechnet; Formeln, die so komplex waren, dass selbst Harrys intuitiver Verstand Mühe hatte, ihre Bedeutung zu erfassen; die aber zusammen mit ähnlichen Gleichungen Lösungen ergaben, während er noch zusah. All diese Zahlen und Gleichungen drangen auf Harrys Verstand ein, wie die ständig wechselnden Zahlenkolonnen

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