Brian Lumleys Necroscope Buch 3: Blutmesse (German Edition)
für eine schreckliche Welt! Aber sag mal, wenn du bei ihr von besonderen Voraussetzungen sprichst, meinst du damit die Tatsache, dass sie nun eine Wamphyri ist, oder etwas Schlimmeres? Ich meine, hat sie sich bei Dramal mit Lepra angesteckt?«
»Nein, das nicht«, antwortete Zek. »Doch es ist möglich, dass sie nun noch schlimmer in der Klemme sitzt, falls du dir so etwas vorstellen kannst. Es gibt eine Legende unter den Wamphyri, der zufolge die erste wahre Mutter eine menschliche Frau war, deren Vampir mehr als das eine Ei erzeugte, wie es normalerweise der Fall ist. Die Eier kamen angeblich in einem endlosen Strom, bis der Vampir selbst und sein Wirtskörper – die Frau – so erschöpft und verbraucht waren, dass nichts von ihnen übrig blieb. Sie gebaren Vampire, bis nur noch ihre leblosen Hüllen vorhanden waren. Und so ähnlich hatte sich Dramal seine Rache an den anderen Wamphyri vorgestellt. Er wollte, dass hundert Vampir-Eier in die Welt gesetzt und in die Bewohner seiner Festung eingepflanzt würden. Sogar die Flugtiere und die Kampfkreaturen sollten Wamphyri werden! Was natürlich eine ungeheure Erniedrigung für die ganze verdorbene Rasse dargestellt hätte. Verstehst du?«
Jazz nickte, wenn auch ein wenig unsicher. »Ich glaube schon. Er hoffte, Karen würde zur Mutter werden und ihr Vampir würde einen endlosen Strom von Eiern produzieren. Aber wie konnte er sicher sein, dass dieser Plan funktionieren würde?«
»Konnte er wohl nicht«, sagte sie achselzuckend. »Möglich, dass er es nur gehofft hat, aber jedenfalls sagte er Karen, es werde so kommen. Und sie – die arme, verdammte, zum Untergang verurteilte Kreatur – glaubt daran! Und die Wamphyri verfügen über eigenartige und geheimnisvolle Kräfte. Vielleicht behält er tatsächlich Recht? Wie auch immer, er ist nun verfallen, und sie wartet ... und ihr Vampir wächst langsam heran. Manche allerdings reifen schneller als andere. Bei einigen dauert es nur Tage, bei anderen wieder viele Jahre. Sollte ihr Vampir tatsächlich eine solche Mutter sein, wird sie dasselbe Schicksal erleiden, wie die Urmutter der Legende ...«
Zek unterbrach sich und berührte Jazz’ Wange. Bevor sie die Hand zurückziehen konnte, küsste er ihre Finger. Die Eingebung eines Augenblicks – bei beiden.
Sie lächelte ihn an und schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was du denkst«, sagte sie. »Dazu muss ich deine Gedanken nicht lesen. Du bist sprunghaft wie ein Grashüpfer: Gerade sind wir noch bei einem solch trüben Thema, und dann willst du mit mir ... anbandeln!« Dann wurde sie ernst. »Aber du hast Recht, Jazz das ist eine schreckliche Welt! Und wir stecken mitten drin. Wir sollten unsere Kräfte aufsparen.«
»Ich habe bemerkt«, sagte er lächelnd, »dass du immer in meiner Nähe bleibst. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich deine Gedanken nicht lesen kann!«
Sie lachte. »Es gibt eine Menge lediger Traveller, Jazz«, erklärte sie. »Für sie – wie auch für Lardis – wird es aussehen, als hätte ich mich entschieden, ob das nun stimmt oder nicht. Auf diese Weise muss ich sie mir nicht ständig vom Leib halten. Aber bring mich nicht dazu, dass ich mir dich auch vom Leib halten muss, denn ich weiß nicht, ob ich das fertig bringen würde.«
Er seufzte übertrieben und knurrte: »Worte, nichts als Worte!« Dann grinste er. »Okay, lassen wir es dabei. Und außerdem tut mir ohnehin jeder Knochen weh.«
Am Ende ihrer nächsten Etappe schien die Sonne einige Grad nach Osten gewandert und gleichzeitig deutlich gesunken zu sein, aber vielleicht lag es nur daran, dass die Traveller nun aus den Bergen heraus waren und sich die Perspektive verändert hatte. Wie auch immer, Jazz bemerkte an Lardis und seinen Leuten eine erhöhte Nervosität und Wachsamkeit. Der Pass durch die Bergkette lag noch immer nicht mehr als einige Kilometer Luftlinie im Osten, und der Sonnenuntergang war sichtlich näher gekommen. Und der Wamphyri-Lord Shaithis hatte ein Hühnchen mit ihnen zu rupfen. Je eher sich der Stamm in seine Zuflucht zurückziehen konnte, desto besser.
Sie waren einem recht deutlichen Pfad aus den Bergen herunter gefolgt, auf dem das Vorwärtskommen einfach und ihr Marschtempo hoch gewesen war. Sie hatten fast dreißig Kilometer in einer Zeit zurückgelegt, die eigentlich für die Hälfte dieser Strecke vorgesehen war, worüber Lardis natürlich froh war. Er ließ das Lager am Westufer eines Flusses am Rand der großen Wälder aufschlagen und eröffnete seinen
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