Bride 02 - Tempel Der Liebe
Kind. »Schwöre, dass du das nie wieder tun wirst, Troth. Sich umzubringen ist keine Lösung, auch wenn alles noch so schwarz aussieht.«
»Es hat doch keinen Sinn, in einer Welt zu leben, in der ich keinen Platz habe«, sagte sie zwischen unterdrückten Schluchzern. »In Kanton hatte ich wenigstens meine Nische gefunden, auch wenn sie mir nicht gefiel.«
Schuldgefühle nagten an ihm wie eine Gefängnisratte. »Wenn ich Gelegenheit gehabt hätte, mich in Fengtang umzubringen, dann hätte ich es getan, aber das wäre ein Fehler gewesen. Die letzten Monate waren nicht gut, aber immerhin besser als Wu Chongs Kerker, und so Gott will, wird alles mit der Zeit besser werden. Auch für dich.«
»Aber du gehörst hierher. Ich nicht. Das werde ich niemals.«
Er strich ihr über das seidenweiche Haar, das im Dunkeln an manchen Stellen kupferrot glänzte. »Ich mache es dir nicht zum Vorwurf, dass du Dornleigh verlassen wolltest. Es ist ein düsterer Ort, milde ausgedrückt. Und ich habe dir in keinster Weise geholfen. Verzeih. Es wäre meine Aufgabe gewesen, mich um dich zu kümmern, und ich habe versagt.«
»Deine Aufgabe!« Sie setzte sich auf. Die Augen blitzten. »Wir sind uns nichts schuldig, Lord Maxwell. Ich habe dich nach Hoshan gebracht, du mich nach England. Jeder von uns hat das erfüllt, was er versprochen hatte, und ist jetzt frei, seiner Wege zu gehen.«
»Zwischen uns bestand auf der Reise nach Hoshan gewiss mehr als nur eine Abmachung.« Gequält betrachtete er ihr schönes, fremdländisches Antlitz und die schmalen Augen, die vom Weinen angeschwollen waren. »Aber es war töricht von mir zu glauben, daß wir es als Liebespaar weiterhin so einfach haben würden, wie es uns damals erschien.«
Sie senkte die Lider. »Ein Liebespaar zu sein war einfach ... eine Heirat war mir nicht in den Sinn gekommen. Aber nach unserem Gelöbnis, be... betrachtete ich dich allmählich als meinen Mann. Aber das war nie der Fall, nicht wahr? Du hattest Recht, kein Mensch hatte einen Grund, die Ehe anzufechten, als man dich für tot hielt. Aber jetzt bist du am Leben und ich war niemals deine Ehefrau.«
»Das Gelöbnis war für mich ebenso wahrhaftig wie für dich. Damals erschien es mir als ein wunderschöner Gedanke.« Er berührte ihre Wange, ließ aber die Hand sinken, als sie zurückzuckte. »Komm nach Dornleigh zurück, wenigstens für eine Weile. Ich kann es nicht ertragen, wenn wir im Zorn auseinander gehen.«
Aus den geschlossenen Augen quollen die Tränen hervor. »Nein. Ich habe mich sehr bemüht, mich anzupassen, aber was ich auch tue, es wird nicht gut genug sein. Ich werde nie eine englische Lady sein, weil ich eine chinesische Hure bin.«
»Sprich nicht so von dir! Es war eine gemeine, abscheuliche Lüge.«
»Nicht für deinen Vater.«
»Er irrt sich.«
»Aber er ist dein Vater.«
Darauf konnte er nichts erwidern. »Warum, zum Teufel, möchtest du eine englische Lady sein? Ich habe es nicht verlangt, und Dominic und Meriel bestimmt auch nicht.«
»Fast mein ganzes Leben lang wurde ich verachtet, weil ich anders war«, flüsterte sie. »Ich dachte, in England würde ich mich besser einfügen. Aber hier bin ich auch nur eine Fremde wie in China.«
Er nahm ihre Hände in die seinen. »Es gibt Menschen, die jeden hassen, der anders ist als sie, und Menschen, die sich von diesem Unterschied angezogen und verzaubert fühlen. Welche von ihnen möchtest du lieber als Freunde haben?«
Sie blinzelte ihn überrascht an. »Ich ... ich habe es noch nie von dieser Seite betrachtet.«
»Es ist verständlich, wenn man bedenkt, dass du dich den größten Teil deines Lebens als Außenseiter gefühlt hast. Ich lüge dich nicht an, Troth. Ganz gleich, wo du dich in Britannien aufhältst, du wirst immer Aufmerksamkeit erregen, weil du anders aussiehst. Aber wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, werden die meisten Briten dir gegenüber tolerant sein. Wo immer du dich niederlassen wirst, kannst du Freundschaften zu Menschen pflegen, die dich ins Herz geschlossen haben, weil du eine faszinierende, einmalige Frau bist.«
»Bei dir hört es sich an, als ob alles so einfach wäre.«
»Nicht einfach, vielleicht, aber auch nicht unmöglich.« Seine Hände schlössen sich fester um Troths Hand. »Kehre nach Dornleigh zurück und wir werden einen Weg für dich finden, um wieder frei zu werden, ohne deinem Ruf zu schaden.«
Ihr Mund verzog sich. »Dornleigh wurde vom Teufel gebaut, um das Gemüt zu bedrücken.«
»Dann
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