Bride 02 - Tempel Der Liebe
Regen habe ich sehr wenig davon gesehen.«
Er blieb an ihrer Seite, als sie weiterging. »Überlegst du dir, wie du sie verändern kannst, um das Fengshui zu verbessern?«
»Ich fürchte, in der kurzen Zeit, die ich noch hier bin, kann ich wenig tun. Eine gelungene Gartengestaltung erfordert viele Jahre Zeitaufwand. Vielleicht ließe sich etwas mit Wasser machen. Wasserfälle, Springbrunnen und Teiche strahlen Ruhe aus.«
Sein Blick wanderte über die grauen, klobigen Mauern des Hauses. »Ich habe mir überlegt, eine Orangerie anzulegen. Wäre das ein gutes Fengshui?«
»Das könnte sein. Wenn du die Chi-Übungen fortsetzen möchtest, solltest du im Gewächshaus einen Bereich schaffen, in dem du, von lebendigen Dingen umgeben, trainieren kannst. Das ist sehr gutes Chi. Außerdem ist ein überdachter Übungsplatz ratsam, bei dem scheußlichen Wetter, das ihr auf dieser kleinen Insel habt.«
»Vielleicht hilfst du mir bei der Ausführung.« Er führte sie auf einem gepflasterten Weg zum rückwärtigen Teil des Gartens. »Könntest du mir die Grundzüge des Fengshui erklären, oder ist es zu kompliziert?«
»Ich bin kein Fachmann, wie du weißt. Aber das Thema hat mich schon immer interessiert. Jedes Mal, wenn ich einen Fengshui-Anwender bei der Arbeit antraf, wich ich ihm nicht von der Seite und stellte Fragen über Fragen.« Wo sollte sie anfangen? Sie dachte an Ba-gua und seine Aufteilung in Sektoren, an die abertausend Regeln, die Farbe, Form und die Platzierung von Gegenständen bestimmten und jeden einzelnen Aspekt der Umgebung berücksichtigten.
Sie erinnerte sich noch an die Worte eines alten Geo-mantikers aus Macao und sagte: »Fengshui soll eine gesunde Ausgewogenheit der Energien innerhalb eines Bauwerks fördern und dabei das persönliche joss, das Glück, begünstigen. Warfield Park hat ein sehr gutes Chi. Meriel hat nie etwas von Fengshui gehört, aber sie und Dominic haben ein feines Gespür für ihre Umgebung. So haben ihre Entscheidungen stets ein glückliches Ergebnis erzielt. Ich glaube, das Gleiche traf auch vor ihrer Zeit zu. Warfield scheint ein Haus zu sein, das von allen, die darin wohnten, sehr geliebt wurde.«
»Während man Dornleigh ertrug, nicht liebte. Wo würdest du etwas ändern?«
Sie schaute zum Haus zurück, das sich düster vom Horizont abhob. »Ich würde es mit kletternden Ranken begrünen, um die dunklen Ecken und Kanten zu verkleiden. Sie brauchen Zeit zum Wachsen, aber sie würden das Haus freundlicher machen.«
»Efeu. Welch einfache Lösung.« Nachdenklich betrachtete er das graue Gemäuer. »Was noch?«
»Spitze Ecken und Winkel stören. Zum Beispiel verläuft die Auffahrt in gerader Linie vom Eingangstor zur Haustür an der Vorderfront des Hauses. Das ist ein >giftiger Pfeil<. Er zielt in das Herz von Dornleigh.« Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Würde er auf ihren Vorschlag eingehen? »Verändere den Verlauf der Auffahrt, so dass sie sich gemächlich auf das Haus zuschlängelt.«
Er dachte darüber nach. »Es dürfte schwierig sein, den unteren Teil der Auffahrt umzugestalten, weil sie an beiden Seiten von Kastanienbäumen begrenzt wird, aber der obere Teil kann problemlos in Kurven angelegt werden. Ich glaube, es wird besser aussehen. Würde das ausreichen?«
Sie nickte, erneut von seiner Aufgeschlossenheit beeindruckt. »Diese Veränderungen würden für das Äußere bestimmt sehr vorteilhaft sein. Im Inneren des Hauses kann man viel durch Umstellen der Möbel, durch neue Farben und Vorhänge erreichen. Fast alles wäre eine große Verbesserung.«
»Kann ich dich durchs Haus begleiten und Fragen stellen?«
Sie schmunzelte. Er gewann sein Interesse am Leben zurück. »Wie du möchtest. Bedenke aber, dass ich nicht auf alles eine Antwort habe.« Wenigstens würde Kyle in einem freundlichen Haus zurückbleiben, wenn sie Dornleigh verließ.
Dann führte er sie durch einen Bogen wintertrockener Kletterrosen, die auf einem Spalier wuchsen. »Was hältst du von diesem kleinen griechischen Tempel?«, fragte er neugierig. »Folie genannt und Lieblingsversteck von Dom und mir.«
Sie nickte beifällig, als sie auf das grasbewachsene Rondell trat. »Sehr schön so. Man spürt das gute Chi.«
Allmählich begriff er den Zusammenhang von gutem Chi und einer angenehmen, einladenden Umgebung. Was war Troth für ein Juwel! Zu viel war geschehen, um wieder die Nähe herbeizuzaubern, die sie auf der Reise nach Hoshan geteilt hatten; er konnte die Barrieren spüren,
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