Bride 02 - Tempel Der Liebe
einem Tanz entführen?«
»Wenn Sie darauf bestehen.« Die Herzogin ließ den Blick über den Saal schweifen. »Ich glaube, ich muss meinen Mann von dieser Schar Langweiler befreien und ihn um einen Tanz bitten.« Mit einem freundlichen Nicken entfernte sie sich.
Während sie tanzten, meinte Kyle: »Die Herzogin mag dich. Du bist also auf dem besten Weg, akzeptiert zu werden.« Er lächelte nachdenklich. »Als Schuljunge war ich bis über beide Ohren in sie verliebt. Sie hat meine Schwärmerei sehr freundlich aufgenommen.«
Troth vermutete, dass er auch später immer ein wenig in die Herzogin verliebt gewesen war; sie war dieser Typ von Frau. »Ist etwas vorgefallen? Du bist aus dem Ballsaal gegangen.«
»Mein Vater wollte mich noch sprechen, bevor er sich zurückzog.«
»Er hat seinen eigenen Empfang verlassen?«, fragte Troth, als Kyle sie herumwirbelte, um einem anderen Paar auszuweichen. Das musste sie ihm lassen, er war ein wunderbarer Tänzer.
»Er hatte einen Gichtanfall. Das ist eine schmerzhafte Entzündung der Gelenke. Bei meinem Vater ist es der große Zeh. Er ist im Schlafzimmer und lässt seinen Ärger darüber an seinem alten Kammerdiener aus.«
Unwillkürlich empfand Troth Mitleid für den Grafen. »Mein Vater litt manchmal auch sehr unter der Gicht. In China gibt es eine einfach Behandlung dafür. Es ist kein Heilmittel, aber vielleicht lindert es die Schmerzen.«
»Du würdest meinem Vater helfen, nachdem er sich dir gegenüber so schlecht benommen hat?«
»Ich möchte, dass es ihm gut genug geht, damit er morgen früh abreisen kann, so wie er es geplant hat«, sagte sie spöttisch.
Kyle lächelte. »Das ist ein guter Grund. Soll ich dich zu ihm hinaufbegleiten?«
Sie nickte. Als der Tanz beendet war, eilten sie unbemerkt die Treppen hinauf, während sich die Gäste ins Esszimmer begaben. Wie eine Statue stand der grauhaarige Kammerdiener in einer Ecke des Schlafzimmers, während Wrexham ihm gegenüber in einem wuchtigen Ohrenbackensessel thronte. Der rechte Fuß des Kranken lag erhöht auf einem gepolsterten Hocker. In der Hand hielt er ein Glas Branntwein und trank einen kräftigen Schluck daraus.
Ohne Umschweife nahm Kyle ihm das Glas ab und räumte es samt Beistelltischchen und Karaffe außer Reichweite. »Der Arzt hat dir nicht erlaubt, Alkohol zu trinken, vor allem nicht, wenn du einen Anfall hast.«
»Gib mir das Glas sofort zurück, du ungezogener Bengel!«, brüllte Wrexham und streckte die Hand danach aus. Er konnte es nicht erreichen und sank in den Sessel zurück. Das Gesicht glänzte vor Schweiß. »Und warum, zum Teufel, bringst du sie mit?«
»Mein Vater hatte Gicht. Tui Na, eine chinesische Massage, hat ihm fast immer geholfen«, erklärte Troth. »Sind Ihre Schmerzen schlimm genug, um sich von mir helfen zu lassen?«
»Der Teufel soll mich holen, bevor Sie Ihre heidnischen Methoden an mir ausprobieren!«
»Wie Sie wünschen, Mylord.« Sie verbeugte sich ironisch und machte Anstalten, das Schlafzimmer zu verlassen.
»Warten Sie.« Wrexhams Stimme hielt sie auf. »Könnten Sie mir das näher erklären?« Der alte Drachen musste in großen Nöten sein, wenn er ihr Gehör schenkte.
»Durch den Körper verlaufen Energielinien. Druck an den richtigen Stellen kann den Energiefluss verändern und den Schmerz lindern, manchmal sogar Heilung bringen. Aber ich bin kein gelernter Heiler. Ich kenne nur die bestimmten Techniken für Gicht.« Sie zeigte auf sein rechtes Bein. »Auf der Innenseite Ihres Knöchels werde ich auf verschiedene Stellen drücken. Mit ein wenig Glück werden die Schmerzen zurückgehen.«
Verunsichert setzte sich der Graf im Sessel zurecht. »Ein Versuch könnte nicht schaden. Maxwell, du gehst aber zurück zu unseren Gästen. Wenigstens einer von uns sollte die Stellung halten.«
Kyle warf Troth einen ermutigenden Blick zu und ließ sie mit dem alten Drachen allein. Sie winkte Wrexhams Diener heran. »Merken Sie sich genau, was ich jetzt mache. Wenn meine Behandlung dem Lord geholfen hat, sind Sie in der Lage, es in Zukunft selbst zu tun.«
Nervös, aber aufmerksam beobachtete er Troth, wie sie sich niederkniete und den Daumen fest auf einen Punkt an der Innenseite des Knöchels presste. Der alte Graf zuckte zusammen, grub die Finger in die Armlehne, aber er verlangte nicht, dass sie aufhörte.
Sie hoffte, dass sie sich an die genauen Druckpunkte erinnerte. Mit ruhiger Stimme erklärte sie dem Diener, was sie tat. Als sie die Behandlung beendet hatte,
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