Bride 02 - Tempel Der Liebe
Sorte Männer, die der Gedanke erregte, mit einer Asiatin zu schlafen, vermutete Troth.
Mit unbeweglichem Gesicht sagte Kyle: »Troth Montgomery darf ich dir Caleb Logan vorstellen, ein ehemaliger Geschäftspartner deines Vaters.«
»Guten Abend, Mr. Logan.« Troth neigte höflich den Kopf, als ob sie ihm in Kanton kaum begegnet wäre. Offensichtlich hatte Logan keine Verbindung zwischen dem Dolmetscher Jin Kang und der Tochter seines früheren Partners hergestellt und sie wollte ihn nicht aufklären. »Von meinem Vater habe ich natürlich von Ihnen gehört, obwohl es viele Jahre her ist.«
»Was hat er denn gesagt?«, wollte Logan neugierig wissen.
»Dass Sie sehr vielversprechend seien und einmal ein reicher Mann werden würden.«
Logan lachte. »Hugh muss wohl ein Hellseher gewesen sein.«
Während der Kaufmann noch in sich hineinlachte, spielte die Musik wieder auf und Troth führte Kyle auf die Tanzfläche. »Hoffentlich hast du nicht zu viel Whisky getrunken und fällst mir flach auf den Boden.«
Er lächelte sie verschmitzt an. »Ich bin Schotte genug, dass mich zwei, drei Gläser Whisky erst so richtig in Fahrt bringen.«
Und das stimmte auch. Er tanzte die alten schottischen Tänze mit schwungvoller Hingabe und sicheren Schritten. Ihr schwindelte in seiner Nähe, wenn er sie an sich zog und sie um sich herum wirbelte. Troth wollte an nichts mehr denken und gab sich dem Zauber des Augenblicks hin.
Als der Tanz beendet war, nahm er ihren Arm und steuerte mit ihr einen Tisch an, an dem kühle Limonade ausgeschenkt wurde. Nachdem sie einen erfrischenden Schluck getrunken hatten, fragte er: »Machst du noch deine Chi- Übungen? Ich bin morgens einige Male am Garten der Montgomerys vorbeigegangen, habe dich aber nicht gesehen.«
»Leider nein. Großmutter und Tante nehmen mich zu sehr in Beschlag. Ich hatte keine Ahnung, dass es so viele Cousins und Cousinen auf der Welt gibt«, sagte sie schuld-bewusst. Natürlich hätte sie sich die Zeit dafür nehmen können, wenn sie es gewollt hätte. Aber sie fühlte sich noch zu neu in der Familie ihres Vaters, umso merkwürdige Dinge wie Wing Chun im Garten zu treiben. Auch wenn ihre Verwandten Troth Montgomery vorbehaltlos akzeptiert hatten, wollte sie lieber etwas warten, bevor sie ihnen Mei-Lian vorstellte. »Würde Mairead nicht eine wunderbare Tai-tai abgeben?«
Kyle lachte. »Ich glaube, das ist sie bereits.«
James Montgomery sprang auf einen Stuhl und rief: »Auf diesem fröhlichen Fest möchte ich einen Toast aussprechen, wenn also einer von euch kein Glas in der Hand hat, soll er sich schnell eins holen!«
Nachdem alle seinem Wunsch gefolgt waren, erhob James sein Glas auf Troth. »>Welch Freude, zusammen zu kommen, welch Schmerz, sich zu trennen, welch Freude, sich wieder zu sehen. < Möge dir, meiner Nichte, die Sonne immer scheinen, denn du hast mir meinen Bruder zurückgebracht.«
Mit tränenfeuchten Augen hielt Troth ihr Limonadenglas fest, als alle auf sie anstießen. Sie wollte etwas erwidern, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Dann erhob Kyle die Stimme, die in alle Ecken des Saales drang. »Und jetzt auf die Montgomerys von Melrose, die bewiesen haben, dass die schottische Gastfreundschaft auf der ganzen Welt nicht ihresgleichen hat.«
Darauf trank jeder gern. Troth wäre beinahe in Tränen ausgebrochen, als Kyle sie voller Innigkeit anlächelte. Keiner auf der Welt konnte verstehen, was er ihr heute Abend bedeutete.
Ein ohrenbetäubendes Gepfeife setzte jeder Unterhaltung ein Ende. »Der Pfeifer ist da! Aye, der Pfeifer ist gekommen!«
Als die Leute in den Hof hinaus strömten, legte Kyle den Arm um Troth, damit sie nicht erdrückt wurde. Immer gab er ihr das Gefühl der Geborgenheit, wenn ihr körperlich Schaden drohte. Betraf dieses Gefühl aber ihr Innenleben, musste sie auf der Hut sein.
Im Wind flackernde Fackeln erhellten die Dunkelheit, als der Highland-Pfeifer in wehendem Kilt zu den klagenden Klängen seines Dudelsacks in den Hof marschierte. Troth war hingerissen. Kein Wunder, dass Soldaten einem Pfeifer zur Hölle und zurück folgten.
Sie verstand auch, warum der Dudelsack im Freien gespielt wurde - in einem geschlossenen Raum wäre die Lautstärke gewaltig. Als die erste Melodie verklungen war und die Gäste applaudierten, fragte Troth ruhig: »Ich dachte, der Dudelsack würde mehr im Hochland gespielt.«
»Ja, das ist richtig, aber die Schotten trauerten, als Tracht und Brauchtum des Hochlands nach dem 45er Aufstand
Weitere Kostenlose Bücher