Bride 02 - Tempel Der Liebe

»In Kanton hörte ich Andeutungen über einen Skandal, in den Montgomery verwickelt war. Was steckte dahinter?«
    Logan blickte ihn scharf an. »Es hat keinen Sinn, schlecht über die Toten zu sprechen.«
    »Hat Montgomery etwas so Schlechtes getan?«
    Mit dem Glas machte Logan eine abwertende Bewegung. »Glaube nicht, dass Hugh etwas Kriminelles getan hat. War ein verdammt anständiger Kerl. Aber ... vielleicht ein wenig scheinheilig.«
    Hatte Montgomery mit Opium gehandelt, auch wenn er das Gegenteil gepredigt hatte? Oder steckte irgendein anderer alter Skandal dahinter? Logan hatte Recht. Es hatte keinen Sinn, alte Geschichten auszugraben, vor allem, wenn sie Troth verletzen könnten. Hoffentlich war ihr nie zu Ohren gekommen, dass ein Mitglied der chinesischen Handelsgesellschaft schlecht über ihren Vater sprach. Um das Thema zu wechseln, fragte er: »Haben Sie hier in Schottland Verwandte?«
    »Aye. Meine Frau ging mit mir nach Macao, vertrug aber das Klima nicht. Nachdem wir ein paar Kinder in die Welt gesetzt hatten, beschloss sie, nach Hause zurückzukehren. Sie hatte Angst, die Kinder könnten Fieber oder andere Krankheiten bekommen. Deswegen fahre ich regelmäßig zurück, um meine Familie daran zu erinnern, wer ihr Herr und Meister ist.« Er kicherte. »Natürlich vermisse ich meine kleine Chinesin, wenn ich hier bin, aber in Macao feiern wir dann unser Wiedersehen.« Seine Augen ruhten auf Troth. »Die chinesischen Frauen haben etwas, an das die Europäerinnen nicht herankommen.«
    »Vielleicht hätten Sie Ihre Konkubine zu Ihrem Vergnügen mitbringen sollen«, meinte Kyle spöttisch.
    »Daran habe ich auch gedacht, aber da wäre hier die Hölle ausgebrochen. Übrigens, stimmt das, was man sich von Hughs Tochter und Ihnen erzählt? Manche sagen, Sie seien verheiratet, andere nicht.«
    Wieder gab Kyle die offizielle Geschichte zum Besten. »Wir haben mit handfast geheiratet, um ihr die Reise nach England zu erleichtern. Die Zeit ist bald abgelaufen.«
    »Oh, das macht Sinn. Ist wirklich ein liebes Ding, daran gibt es nichts zu rütteln, aber ein Mann in Ihrer Position kann sie nicht heiraten.«
    Wenn Logan die Bemerkung gemacht hätte, dass Kyle wohl in erster Linie auf den handfast eingegangen war, um mit Troth zu schlafen, und sie dann ohne große Scherereien abzulegen, hätte Kyle ihm die Whiskyflasche aus der Hand gerissen und auf dem Schädel zertrümmert. Glücklicherweise unterließ er das. Stattdessen blickte er Kyle listig an. »Ich habe neulich einen Earl's Blend-Tee von Elliott probiert. Feines Aroma. Wird sich gut verkaufen. Was ist drin?«
    Kyle lächelte. »Ich bin zwar kein Vollblutkaufmann, aber so viel weiß ich doch, dass ich diese Frage nicht beantworte.«
    »Man kann's ja versuchen. Macht nichts. Mit etwas Zeit und Geduld werde ich die Mischung herausfinden«, sagte Logan unbeeindruckt. »In der Liebe, im Krieg und im Geschäft ist alles erlaubt.«
    »Wann fahren Sie nach China zurück?«
    »Juli. Dann bin ich rechtzeitig in Kanton, zum Beginn der neuen Verkaufssaison. Das Frühjahr wollte ich in Schottland verbringen. Ich vermisse den Sommer, nicht aber den Winter. Soviel ich gehört habe, wollen Sie und Ihre Braut einen Ausflug ins Hochland unternehmen?«
    »Wir brechen übermorgen nach Kinnockburn auf, nördlich von Stirling. Meine Mutter stammt aus der Gegend. Sie hat dort einen Besitz.«
    »Auf dem Weg dorthin müssen Sie Hughs Tochter unbedingt Castle Doom zeigen. Von da hat sie den herrlichsten Ausblick über die Highlands. Sie waren sicherlich schon dort?«
    Castle Doom war der Spitzname für eine Burgruine auf einem wilden, steilen Felsen. Von dieser Höhe aus konnte man weit ins Land blicken. Es hieß, dass es die schönste Aussicht auf Zentralschottland bot. »Es ist Jahre her, seit ich dort zum letzten Mal war, aber Sie haben Recht, Troth würde es sehr gefallen. Auf dem Weg nach Kinnockburn werden wir dort Halt machen.«
    Diese Reise sollte für sie zu einem unvergesslichen Erlebnis werden, denn er fürchtete, dass es seine letzte Chance sein würde, Troths Herz zu gewinnen.
     
    In überschwänglicher Freude über das schöne Fest vergaß sie alle Vorsicht. Sie flitzte zu Kyle hinüber und packte ihn bei den Händen. »Kommen Sie, Mylord. Ich schwör's dir, du bist der einzige Mann hier, mit dem ich noch nicht getanzt habe.«
    »Sie haben nicht mit mir getanzt«, beschwerte sich Caleb Logan und seine Augen leuchteten mit kaum verhohlener Begierde auf. Er gehörte zu der