Bride 02 - Tempel Der Liebe
verboten wurde. Jetzt, wo Kilt und Dudelsack wieder erlaubt sind, ist beides in ganz Schottland willkommen, vor allem, nachdem die Highland-Regimenter durch ihren Einsatz im Krieg gegen Napoleon zu großen Ehren gekommen sind. Der Korse nannte die Hochländer >Teufel in Röcken<.«
James Montgomery tauchte mit zwei Schwertern aus dem Gewühl auf. Feierlich legte er sie mit gekreuzten Klingen auf den Boden. Dann verkündete er: »Der Mann meiner Schwester Annie, der mit den Gordon Highlanders bei Waterloo kämpfte, wird jetzt einen Schwertertanz aufführen.«
Troth hatte Tarn Gordon, den angeheirateten Onkel, kennen gelernt, aber nichts von der militärischen Vergangenheit des stillen, zierlichen Mannes gewusst. Bei Waterloo musste er noch ein Knabe gewesen sein.
Der Pfeifer spielte auf und Tarn machte einen Schritt nach vorn. Er bewegte die Füße unglaublich schnell, als er mit erhobenen Armen um die Schwerter herum tanzte. Kyle hielt den Mund dicht an ihr Ohr, als er sagte: »Es galt als Zeichen für den Sieg am nächsten Tag, wenn der Tänzer die Schwerter nicht mit dem Fuß berührt hatte.«
»Kannst du den Schwertertanz?«
»Ich habe ihn als Kind gelernt, aber wenn man es richtig machen will, muss man dabei einen Kilt tragen. Hosen sind für den echten Highlander-Tanz zu eng.« Er legte ihr seine warme Hand auf die Schulter. »Dominic begeistert sich sehr für Schottland, aber es hat ihn nie so stark angesprochen wie mich. Vielleicht, weil ich einen schottischen Namen trage und er nicht.«
Eine Sekunde lang hatte Troth das verwirrende Bild eines Kyle in Highlander-Tracht vor Augen. Jedes Frauenherz musste bei seinem Anblick höher schlagen. Sie verspürte ein prickelndes Gefühl auf der Haut, als sie an den Morgen unter den blühenden Apfelbäumen in Dornleigh dachte. Wenigstens für eine kurze, selige Zeit waren der Verstand und alle Zweifel zwischen ihnen ausgelöscht worden ...
Nachdem der Schwertertanz beendet war, spielte der
Pfeifer zum Tanz für die Umstehenden auf. Während sich die Paare bildeten, packte Kyle sie bei den Hüften und ließ sich von der Melodie mitreißen. »Man muss schon ein Herz aus Stein haben, wenn man sich heute nicht als Schotte fühlt.«
»Und mein Herz ist nicht aus Stein, Mylord!« Lachend überließ sie sich seiner Führung. Mit wehendem Haar und fliegenden Röcken tanzte sie mit ihm feurig und frei, so wie es ihre Vorfahren getan hatten. Unter dem schwarzen Himmel und den brennenden Fackeln vergaß sie Vergangenheit und Gegenwart, vergaß alles, bis auf das wilde Wehklagen der Pfeifen, bis auf den Mann, dessen Hände und Körper die Nacht erwärmten und ihre Sinne entzündeten.
Sie zählte die Gründe auf, warum es unvernünftig war, wieder mit ihm zu schlafen. Aber Schmerz und Stolz verblassten, wurden unwirklich. Der Ruf des Blutes war heiß und drängend und zwingender.
Auf der Reise ins Hochland würden sie sich vielleicht noch ein letztes Mal lieben. Zum Teufel mit dem Wenn und Aber!
KAPITEL 41
Obwohl es bei dem Willkommensfest sehr spät geworden war, stand Troth am nächsten Morgen zeitig auf und verließ unbemerkt das Haus. Ihre Chi-und Wing-Chun- Übungen sollten diesmal nicht zu kurz kommen. Insgeheim hoffte sie, Kyle würde sich im Garten blicken lassen, aber er kam nicht. Wahrscheinlich hatte er es aufgegeben.
Nach der ausgelassenen Tanzerei vom Vorabend waren die sanfteren Chi-Übungen eine Wohltat für die Muskeln. Es war ziemlich frisch. Bis weit in den Frühling hinein war der frühe Morgen in Schottland noch empfindlich kalt. Nicht der beste Teil der Welt für Übungen im Freien. Aber die vertrauten Bewegungen wärmten sie auf und glätteten ihre gebeutelte Seele.
Die laute Stimme der Großmutter schreckte sie auf. »Soll das ein heidnischer Tanz sein oder was, Mädchen?«
Troth fuhr herum. Es war ihr ein wenig peinlich, in ihrer weiten chinesischen Kleidung überrascht zu werden. »Ein Tanz ist das eigentlich nicht. In China glaubt man, dass das Chi, die Energie des Lebens, in allen Dingen ist und dass man diese Kraft durch die richtigen Bewegungen zum Fließen bringt.«
Mairead zog die Brauen skeptisch in die Höhe. »Die Übung mag ja gut sein. Aber hol dir bloß keine Lungenentzündung, wenn du in diesen unanständigen Hosen herumhopst. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du nach dieser durchtanzten Nacht frühstücken möchtest.«
»Es war ein wunderschönes Fest und ein Frühstück wäre herrlich.« Troth fröstelte ein wenig,
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