Bride 02 - Tempel Der Liebe
ob Sie Ihre Meinung geändert haben.«
»Niemals. Ich wurde aufgehalten, weil Elliott vorbeikam, um sich zu verabschieden.«
Während er durch das Büro lief und auf sie zukam, sagte sie kritisch: »Sie sind wie ein Bauer gekleidet, bewegen sich aber wie ein Fan-qui-Lord. Stecken Sie das unter Ihre Fußsohlen.« Sie gab ihm zwei Stücke dicker, harter Schnur, die etwa sechs Zentimeter lang waren.
Gehorsam zog er die Schuhe aus, legte die Schnurstücke hinein und ging dann vorsichtig durch das Zimmer. »Unbequem. Warum muss ich das tun?«
»Damit Sie wacklig wie ein alter Mann mit steifen Gelenken gehen.«
»Klug überlegt.« Er betrachtete die Dinge, die Troth auf den Tisch gelegt hatte. »Das hier sieht aus wie ein ertrunkener Dachs.«
»Ihre Perücke, Großvater.« Sie reichte ihm den verfilzten, haarigen Klumpen.
Die Chinesen rasierten sich die vordere Hälfe des Kopfes. Aber die Perücke bedeckte seinen gesamten Schädel von den Brauen bis zum Nacken, damit sie nicht verrutschte. Ein langer Zopf hing von ihr herunter. Er fragte sich, woher die Perücke wohl stammte, aber es war ihm durchaus recht, wenn er dies nie erfuhr. Er setzte die Perücke auf. »Wie sehe ich aus?«
»Ein paar Ihrer Haare schauen hervor.« Sie verstaute eine heraushängende Locke hinter seinem Ohr. Bei ihrer federleichten Berührung zuckte er beinahe zusammen. Vielleicht ahnte Gavin, dass er sich an Troth heranmachen würde und dass sie ihm dafür den Nacken brechen würde. Da er gesehen hatte, wie sie zu kämpfen vermochte, wusste er, dass sie ihm ernsten Schaden zufügen konnte.
Derartige Spekulationen waren natürlich Unsinn. Obwohl er sie äußerst attraktiv fand, war er kein junger Lüstling, der sich nicht unter Kontrolle hatte. Troth strahlte eine ungewöhnliche Unschuld aus, und er hatte nicht vor, sie zu verletzen. Trotzdem atmete er auf, als sie zurücktrat. »Sehe ich jetzt chinesisch aus?«
Sie seufzte verächtlich. »Wohl kaum. Selbst wenn Ihr Gesicht nicht völlig europäisch wäre, würden Ihre Augen Sie verraten. Es ist Zeit, sie zu bedecken.«
Sie nahm eine Rolle weißer Gaze vom Tisch und begann, seinen Kopf einzuwickeln. Er wusste, dass es lästig sein würde, den Verband zu tragen. Aber es gab keine andere Möglichkeit, seine Fremdheit zu verbergen. Er lenkte sich ab, indem er sich vorzustellen versuchte, wie Troth in einem europäischen Abendkleid aussehen mochte. Wie sah die Figur aus, die unter den unförmigen Kleidern versteckt war? In Macao würde er sofort eine anständige Garderobe für sie in Auftrag geben.
Lage um Lage wickelte sie die Gaze um den oberen Teil seines Kopfes, seine Wangen, seine Ohren und seine Nase. Mund und Kinn blieben frei und seine Augen ebenfalls. Als sein Gesicht ausreichend bedeckt war, wickelte sie eine einzelne Schicht Gaze um seine Augen. Nachdem sie den Verband festgemacht hatte, fragte sie: »Können Sie etwas sehen?«
Er drehte den Kopf und prüfte seine Sicht. »Es geht viel besser, als ich erwartet habe. Die Welt erscheint ein wenig neblig, aber ich kann sehen, recht gut hören und ohne Probleme sprechen und atmen.«
»Gut. Der Verband ist aber zu sauber.« Sie strich mit den Händen über den staubigen Fußboden und wischte sie an dem Verband ab. Dann setzte sie ihm eine Mütze auf. »Schauen Sie sich mal an, Großvater.«
Er schaute in den kleinen Spiegel, den sie ihm gegeben hatte, und erblickte einen verletzten alten Mann. Da nur sein Mund sichtbar war, deutete nichts daraufhin, dass er Ausländer war. »Sie haben hervorragende Arbeit geleistet, Troth.«
»Hoffentlich habe ich nichts vergessen.« Ihr Tonfall klang besorgt.
Er senkte den Spiegel. »Es ist noch immer nicht zu spät. Sie können hier bleiben, wenn Sie Angst vor der Reise haben. Wir könnten heute mit Gavin Elliott nach Macao fahren.«
Sie zögerte und einen Augenblick lang fürchtete er, sie würde ihn beim Wort nehmen. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, wir haben eine Verabredung getroffen, und ich werde halten, was ich versprochen habe. Außerdem möchte auch ich den Tempel besuchen.«
»Möchten Sie sich von Ihrem Heimatland verabschieden?«
Sie presste die Lippen aufeinander. Mit prüfendem Blick sah sie ihn noch einmal genau von oben bis unten an. »Ziehen Sie den Goldring aus. Kein Bauer würde so etwas tragen.«
Der keltische Ring war so sehr ein Teil von ihm geworden, dass er ganz vergessen hatte, dass er ihn trug. Während er ihn auszog, erinnerte er sich daran, dass er ihr etwas
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