Bride 02 - Tempel Der Liebe
mitgebracht hatte. Er griff unter seine Tunika, löste den Gürtel mit dem Geld und reichte ihn ihr. »Das ist für Sie.«
Sie riss die Augen auf, als sie die Taschen des Gürtels öffnete und die sorgfältig ausgewählte Mischung aus Münzen und Silberbarren sah. Das Geld war alt und abgenutzt und würde keine Aufmerksamkeit erregen. »Warum geben Sie mir so viel Geld?«
»Auf unserer Reise werden Sie die Rechnungen bezahlen.«
Sie zog die Brauen hoch, als sie den Inhalt der anderen Taschen untersuchte. »Das ist viel mehr, als ich für die Reise brauchen werde.«
»Falls mir etwas zustößt, werden Sie Geld brauchen, um nach Macao und dann nach England zu gelangen. Gavin Elliott wird Ihnen helfen - er hat sogar die Möglichkeit erwähnt, Jin Kang in seiner Niederlassung in London anzustellen. Aber Sie werden sich besser fühlen, wenn Sie eine Reserve dabei haben, auf die Sie zurückgreifen können.« Er gab ihr den Ring. »Packen Sie den bitte auch ein.«
Sie legte den Ring in eine kleine, leere Tasche des Gürtels, damit er nicht zerkratzt wurde. Dann schnallte sie sich den Gürtel unter ihrer Tunika um die Taille. »Was ist das für ein Gefühl, wenn man sich alles kaufen kann, was man will?«
Er erinnerte sich daran, wie wenig ihm sein Vermögen genutzt hatte, als Constancia so krank gewesen war. »Mit Geld kann man keine Wunder vollbringen, aber es gibt einem Freiheit und Macht. Ich bin dankbar dafür, dass ich mich noch nie um materielle Dinge sorgen musste.«
Sie berührte den Geldgürtel unter ihrer Tunika. »Freiheit und Macht. Von beidem habe ich herzlich wenig gehabt.«
Sie war eine mutige Frau. Hätte er den Mut besessen, sein bisheriges Leben aufzugeben? »Ganz gleich, wie die Sache ausgeht, Ihr zukünftiges Leben wird anders sein als Ihr früheres.«
»Das hoffe ich.« Sie hing sich einen Rucksack über die Schultern. »Fertig, Großvater? Wir gehen jetzt zum Stall und holen den Esel ab. Bis dahin legen Sie Ihre Hand auf meine Schulter und gehen mit gebeugtem Rücken neben mir her. Bitte sagen Sie nichts. Niemand wird vermuten, dass Sie ein fremder Teufel sind.«
Er grinste. »Gehen Sie vor, MacDuff. Oder sollte ich sagen: Gehen Sie vor, Montgomery?«
Sie lächelte kurz zurück. »Bitte keine Zitate aus schottischen Theaterstücken, Großvater. Die könnten uns Unglück bringen.«
Sie sah so bezaubernd aus, dass er nicht anders konnte, und ihr Kinn berührte. »Dann sollten wir uns einen Kuss geben. Das bringt Glück.«
Er wollte sie nur kurz küssen, aber sobald sich ihre Lippen berührten, entbrannte die Begierde zwischen ihnen. Sie machte ein ersticktes Geräusch und rückte näher. Ihre zarte Gestalt berührte ihn von der Brust bis zu den Oberschenkeln. Die Tatsache, dass er wenig sah, verstärkte die Empfindung für ihren weichen Mund und ihre erotischen kleinen Bewegungen.
Gleichzeitig war ihm bewusst, wie unsicher sie war - war sie jemals geküsst worden? Wahrscheinlich nicht. Und ihr Verlangen. Sie war so süß, so empfänglich ...
Zum Teufel. Sie bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen, war gewiss kein guter Anfang. Atemlos machte er einen Schritt zurück. »Ein vielversprechender Beginn für unsere Reise.«
Sie berührte kurz ihre Lippen mit den Fingern. Ihre Augen waren beinahe schwarz, während sie ihn anstarrte. Dann schüttelte sie langsam den Kopf. »Fledermäuse wären vielversprechender, Großvater. Oder Kraniche.«
Als sie sich umdrehte und zur Tür ging, legte er seine linke Hand auf ihre rechte Schulter und folgte ihr. Die Seilstücke gruben sich in seine Fußsohlen und machten es ihm leicht, wie ein alter Mann mit steifen Gelenken und schlechten Augen zu gehen. Er hatte jetzt mehr Mitgefühl für seinen Vater, der unter Gicht litt und schlecht sah.
Sie verließen das Hong durch das rückwärtige Tor. Troth ging langsam, damit der schwache alte Mann ihr folgen konnte, und führte ihn vom Settlement zum Stadttor, das ein paar hundert Meter davon entfernt war. Die Straßen wurden streng bewacht und nachts mit Gattern verschlossen, damit kein Fan-qui nach Kanton konnte.
Sie erreichten das erste Gatter, als es gerade geöffnet wurde. Der Wächter grüßte Troth freundlich und winkte sie vorbei. Für Kyle hatte er nur einen gelangweilten Blick übrig.
Soeben hatte sich vor ihnen das Tor nach China aufgetan.
KAPITEL 14
England, Dezember 1832
»Du reitest nicht?«, fragte Dominic erstaunt. Er wandte sich von dem wunderschönen dunkelbraunen Pferd ab und drehte
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