Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bride 02 - Tempel Der Liebe

Bride 02 - Tempel Der Liebe

Titel: Bride 02 - Tempel Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
dem Cangue war von gedrungener Gestalt und vielleicht Straßenverkäufer von Beruf. Er schwankte unter dem Gewicht des Holzblocks und versuchte verzweifelt die quälenden Fliegen abzuschütteln, die sich dauernd auf sein Gesicht setzten. Kyle ging bei seinem Anblick langsamer, aber Troth stieß ihn heftig mit der Schulter an. Sie durften hier nicht stehen bleiben. Das Gefängnis des Magistrats war kein Ort, vor dem man sich länger aufhalten sollte.
    Bald waren sie beim Stall angekommen, wo der Esel untergebracht war. Kyle platzte beinahe der Kopf vor lauter neuen Eindrücken, Bildern und Geräuschen. Er freute sich jetzt auf das ruhigere Land. Troth ließ ihn am Eingang stehen und ging hinein. Lauthals rief sie auf Chinesisch nach dem Besitzer des Stalls.
    Gern hätte er sich das Gebäude näher angesehen, aber ein gebrechlicher, blinder Mann konnte das wohl nicht tun. Mehrere dürre Hunde kamen angelaufen, beschnüffelten seine Beine und knurrten. Konnten sie an seinem Geruch erkennen, dass er ein Fremder war, oder waren sie einfach nur schlecht gelaunt? Er hielt still, bis die Hunde sich wieder davonmachten.
    Wenige Minuten später kam Troth mit einem Esel heraus. Er trug einen Sack und einen groben Sattel. Der Esel war ein struppiges kleines Biest, aber er sah stark und gesund aus. Troth hatte eine gute Wahl getroffen. Sie nahm Kyles Hand und legte sie auf den Hals des Esels, als ob er blind sei, und sagte leise: »Steigen Sie möglichst ungeschickt auf.«
    Er gehorchte und tat so, als bekomme er sein Bein nicht über den Rücken des Esels. Als er endlich aufsaß, schleiften seine Füße beinahe auf dem Boden. Er unterdrückte ein Lächeln, als er daran dachte, was seine Freunde in England wohl denken würden, wenn sie ihn so sehen könnten. Er war immer dafür bekannt gewesen, nur die besten Pferde zu haben.
    Troth nahm die Zügel und führte das Tier auf die Straße. Überrascht flüsterte er: »Wo ist Ihr Esel?«
    »Das ist der Einzige.« Als er etwas dagegen einwenden wollte, fauchte sie: »Später!«
    Er ermahnte sich, dass sie das Sagen hatte, hielt den
    Mund und beobachtete, was um sie herum geschah. Der Esel ging nicht schneller als ein Mensch. Da sie nicht weit von den Stadttoren entfernt waren, hatten sie Kanton bald verlassen. Die Straße, die nach Norden führte, war breit und stark befahren.
    Sobald sie die Vorstädte hinter sich gelassen hatten, bog Troth in eine kleinere Straße ein, die kaum zwei Meter breit und wenig befahren war. Sie kamen durch dunkelgrüne Hügel. Terrassen waren angelegt worden, um so viel Nutzfläche wie möglich zu erhalten. Am häufigsten wurde Reis angebaut. Bauern und Wasserbüffel arbeiteten knietief im Wasser. Die Landschaft besaß die gleiche, fast unwirkliche Lieblichkeit wie die Zeichnungen seiner geschätzten Sammlung. Die Künstler, die diese Bilder gemalt hatten, waren genauer gewesen, als er angenommen hatte.
    Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie allein waren, fragte er: »Warum haben wir eigentlich nur einen Esel?«
    »Ein alter Mann auf einem Esel ist unauffällig. Zwei Esel aber würden auf einen gewissen Reichtum hindeuten und das wäre schlecht«, erklärte sie. »Wir sollten lieber wie Leute aussehen, bei denen es nichts zu holen gibt.«
    »Ich verstehe Ihren Standpunkt, aber ich kann wirklich nicht den ganzen Weg reiten, wenn Sie als Lady laufen müssen.«
    »Ich bin keine Lady. Erinnern Sie sich? Die Menschen wären schockiert, mich reiten zu sehen, während mein verehrter Großvater laufen muss.«
    »Und ich bin nicht Ihr verehrter Großvater.« Er schwang ein Bein über den Rücken des Esels und begann auf der anderen Seite zu laufen. Dabei ließ er eine Hand auf dem Sattel ruhen, als müsse er sich abstützen. »Während meines Aufenthalts in Kanton bin ich fast verrückt geworden, weil ich mich nicht bewegen konnte. Ich muss diese Gelegenheit ausnutzen.«
    »Nun gut, aber wenn wir uns einer Stadt oder einem Dorf nähern, müssen Sie wieder aufsitzen.«
    »In Ordnung.« Es war entspannend, wieder auf dem Land zu sein. Er betrachtete die Hügel, hielt aber den Kopf ruhig, damit niemandem auffiel, dass er nicht blind war. »Die Landschaft ist so sorgfältig angelegt, dass sie mich an einen Park erinnert. In England sieht es viel wilder aus.«
    »Erzählen Sie mir doch, wie die Landschaft dort aussieht.«
    »Im Süden gibt es viele Straßen, die von Hecken voller Vögel, Blüten und Beeren gesäumt sind. Es gibt Wälder und Flüsse, die sich

Weitere Kostenlose Bücher