Bride 02 - Tempel Der Liebe
war noch nicht völlig abgeflacht und wurde jetzt aufs Neue entfacht. Er brauchte eine Frau, und zwar nicht irgendeine, sondern diese. Er strich über ihre weiche, seidige Wange. Es war lange her, dass er einer Frau beigewohnt hatte, und noch sehr, sehr viel länger, dass er eine Frau so begehrt hatte wie sie.
Sein Körper übermannte seinen Geist. Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie. Die Krempen ihrer Strohhüte stießen zusammen und ihr Hut fiel auf den Boden. Welch gefährliche Laune - aber ihr Mund war so süß, so verlockend. Während der Kuss inniger wurde, ließ er die Hände an ihrem Körper entlang gleiten und spürte ihren starken Rücken, die warme Kurve ihrer Hüften. Er zog sie noch näher zu sich heran.
Einen göttlichen Augenblick lang schmolz sie in seinen Armen dahin. Dann riss sie sich wie benommen von ihm los. »Ich ... ich muss den Esel in den Stall bringen. Und das Essen. Ich hole etwas zu essen.« Sie hob ihren Hut auf und rannte aus dem Zimmer, während sie sich die Krempe tief ins Gesicht zog.
Das Blut kochte in seinen Adern, während er sich auf den Rand des Bettes setzte. Wie hatte er so töricht sein können? Die Reise hatte gerade erst begonnen und schon war er der Versuchung erlegen.
Es würde ein Kinderspiel sein, sie zu verführen. Aber er war ein Mann, kein Kind. Es war zutiefst unehrenhaft, eine Unschuldige zu verführen. Nur ein Schuft würde eine unerfahrene Frau ausnutzen. In Britannien würde sie Gelegenheit bekommen, die Frau zu sein, die sie sein wollte. Wenn sie jetzt eine intime Beziehung zu ihm einging, würden diese Pläne unwiderruflich zerstört werden.
Er musste sich in Selbstbeherrschung üben. Das war sicher der richtige Weg. Aber warum war das nur so verdammt schwer bei Troth?
Troth rieb den Esel mit zitternden Händen ab. Ihr Götter, wie schwer war es ihr gefallen, Maxwell allein zu lassen!
Nichts hätte sie lieber getan, als ihn auf das Bett zu ziehen und sich von ihm in die Geheimnisse der Liebe einweihen zu lassen. Aber diese Umarmung war zu schnell geschehen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es mehr geben musste als Leidenschaft, sonst würde sie sich hinterher unwohl und schuldig fühlen. Auf jeden Fall war der Zeitpunkt ungünstig gewesen.
Als sie mit dem Esel fertig war, sah das Tier besser aus als je zuvor in seinem Leben. Sie verließ den Stall, der in einem kleinen Schuppen zur Linken des Haupteingangs untergebracht war. Das Tor war geschlossen worden, da es nun dunkel war. Eine einzige flackernde Fackel erhellte den Hof.
Zum Glück waren an diesem Abend nur wenige Zimmer im Gasthaus des Himmlischen Friedens belegt, so dass sie und Maxwell unbehelligt sein würden. Es gelang ihnen nun immer besser, sich leise zu unterhalten. Selbst jemand in ihrer Nähe konnte nicht hören, was sie sagten. Aber ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit konnte schlimme Folgen haben.
Sie hielt vor der Küche an und holte das Tablett mit Essen ab, das sie vorher bei der Frau des Herbergsbesitzers bestellt hatte. Als sie in das Zimmer zurückkam, sah sie zu ihrem Bedauern, dass Maxwell auf dem Boden ein zweites Lager hergerichtet hatte. Offensichtlich hatte er sich von dem leidenschaftlichen Anflug erholt.
Nachdem sie hereingekommen war, verriegelte er die Tür mit einem großen Holzbalken, der zu beiden Seiten der Tür in Eisenhalterungen steckte. Dann nahm er den Verband ab. »Schon seit Stunden möchte ich ihn mir herunterreißen.«
Sie versuchte, ihn nicht anzustarren, als seine vertrauten Züge wieder zum Vorschein kamen. Der alte, gebrechliche Großvater verschwand und wurde durch einen kräftigen jungen Mann ersetzt. Dann nahm Maxwell die Perücke ab und strich sich mit den Fingern durch das Haar, um es zu lockern. Sie zwang sich wegzusehen, um nicht völlig töricht zu erscheinen. »Zum Glück kann keiner hineinsehen, Großvater. Bedenken Sie aber bitte, dass Geräusche nachts recht weit zu hören sind, auch wenn die Zimmer zu beiden Seiten leer sind.«
Er zündete eine kleine Öllampe an. Sie stand in der Mitte des niedrigen Tisches, auf den Troth die Speisen gestellt hatte. Es war ein bescheidenes Mahl. Reis, verschiedene mit Ingwer gewürzte Gemüse, sowie eine Kanne Tee. Das war das echte China, so wie er es sich gewünscht hatte. Sie setzte sich im Schneidersitz an den Tisch und versuchte ein unverfängliches Gesprächsthema zu finden. »Im Norden sind die Winter sehr kalt. Man baut die Betten dort aus Backsteinen, unter denen man zum Heizen
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