Bride 02 - Tempel Der Liebe
nicht. Er mochte sie, er begehrte sie sogar. Es lag in der Natur der Männer, Frauen zu begehren. Aber sein Hilfsangebot war das eines Freundes. »Dort werde ich wenigstens kein Spion und kein Mann sein müssen.«
Sie stellte die leere Tasse hin und stand auf. Sie streckte sich, lockerte ihre müden Glieder, bevor sie die Überkleider auszog und den Geldgürtel ablegte, den er ihr gegeben hatte. Sie würde in der leichten Tunika und den Hosen schlafen, die sie darunter trug. Kyle war ebenso gekleidet. Verstohlen beobachtete sie, wie auch er die Überkleider auszog. Sie konnte deutlich sehen, wie muskulös er war.
Sie hoffte, er würde vorschlagen, dass sie die Decken nebeneinander legten. Aber das tat er nicht. Sie unterdrückte ein Seufzen, zündete eine der Fackeln im Feuer an und ging dann hinauf in den Tempel. Dort kniete sie vor Kuan Yin nieder. Troth konnte gerade eben das mitfühlende Lächeln der Göttin erkennen. Schweigend betete sie.
Verehrte Kuan Yin, ich weiß, dieser Mann ist nicht für mich bestimmt. Sein Herz ist bereits vergeben. Er steht weit über meinem Stand, so wie die Sonne über den Wolken steht. Seine Ehre verbietet ihm Liebesabenteuer, wenn seine Begierde nicht der Liebe entspringt. Aber du bist die Göttin der weiblichen Macht und der Wahrheit. Wenn es für uns beide einen Weg gibt, auch nur für eine Stunde zusammen zu sein, dann lass es bitte geschehen. Ich schwöre, dass ich weder von dir noch von ihm mehr verlangen werde.
Dann schloss sie die Augen und wurde ganz ruhig. Energie durchströmte sie. Zuerst wurde ihr ganz warm, und bald spürte sie große Freude, als ihr klar wurde, was sie tun musste. Kyle war ein Ehrenmann. Er wollte keine schwache, unschuldige Frau verletzen. Deshalb musste sie ihn davon überzeugen, dass er sie nicht verletzen würde. Und wenn man Ling-Ling glauben konnte, so war ein Mann am leichtesten zu überreden, wenn seine Begierde geweckt worden war.
Troth stand auf und ging in die Höhle zu Kyle zurück. Sie griff unter die leichte Tunika, um die Bänder zu lösen, mit denen sie ihre Brüste eingeschnürt hatte. Sie wandte Kyle den Rücken zu, konnte aber seinen Blick spüren, während sie die Bänder löste. Ab und zu war etwas nackte Haut zu sehen. Als sie fertig war, strich sie mit den Händen über ihren Busen, damit der Blutfluss wieder angeregt wurde. O ja, er sah ihr zu und träumte davon, wie es wäre, wenn ...
Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Tunika umhüllte aufreizend ihren neuen, weiblichen Körper. Als sie sah, dass er den Blick nicht von ihr losreißen konnte, löste sie den Zopf und schüttelte den Kopf, um das Haar zu öffnen. Dann kämmte sie es mit den Fingern durch, damit es glänzend über ihren Rücken herabfiel. »Manchmal bin ich es leid, das Haar so streng gekämmt zu tragen.«
Er presste die Lippen aufeinander und sein Gesichtsausdruck war nicht mehr der eines leidenschaftslosen Freundes. Dann schluckte er und senkte den Blick, während er seine Decke auf dem Boden ausbreitete. »Das verstehe ich. Ich finde die Perücke auch sehr unangenehm.«
Die Energie durchströmte sie wie ein starker Herzschlag - starke, weibliche Yin-Energie, die sicher war, das männliche Yang anziehen zu können. Langsam und selbstsicher ging sie zu ihm, um ihn davon zu überzeugen, dass sie sich lieben sollten. »Ich habe letzte Nacht gern an deiner Seite geschlafen.«
Seine Hand verkrampfte sich auf der Decke. »Mir hat es auch sehr gefallen, aber es wäre klüger, wenn wir heute Nacht getrennt schlafen.«
»Klüger für wen?« Sie kniete sich neben ihn auf die Decke. Als er aufblickte, beugte sie sich vor und küsste ihn auf den offenen Mund, bevor er noch etwas sagen konnte.
Er legte die Arme um sie und zog sie fest zu sich heran. Während sie sich immer heftiger küssten, klammerte sie sich berauscht an ihn. Aber sie spürte, dass er noch nicht leidenschaftlich genug war, um seinen Ehrenkodex als Gentleman zu vergessen.
Ihre Befürchtungen bestätigten sich, als er die Umarmung löste und sich auf seine Fersen setzte. »Du bist eine gefährliche Verführerin«, sagte er und lächelte verkrampft. »Aber seit letzter Nacht hat sich nichts geändert, mein liebes Mädchen.«
Sie legte den Kopf zur Seite und ließ das Haar über die Schulter fallen. »Ich weiß jetzt mehr. Du bist zu ernst, Kyle. Weil du eine Frau geliebt hast und ihr Verlust dich zutiefst verletzt hat, befürchtest du, mir wehzutun. Deine Güte rührt mich. Wärst du schrecklich
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