Bride 02 - Tempel Der Liebe
Träume so deutlich, dass sie errötete, wenn sie am helllichten Tag daran dachte.
Um vom Thema abzulenken, schlug Meriel vor: »Wir könnten hinauf zum Schloss reiten. An einem so klaren Tag wie heute müsste man über halb Wales blicken können.«
Sie trabten den Hügel hinab, als sich in der Ferne die Tore zur Einfahrt von Warfield öffneten. Eine Kutsche näherte sich. Troth hatte gelernt, die verschiedenen Wagentypen zu unterscheiden, und dieser sah ganz und gar nicht nach dem Gefährt eines Nachbarn aus, der zu Besuch kam. Der Wagen ähnelte eher der Postkutsche, die sie nach Shropshire gebracht hatte.
Dominic gab einen erstickten Laut von sich, als er der Kutsche nachstarrte. Was, im Himmel ...?
Plötzlich ließ er sein Pferd angaloppieren und stürmte in halsbrecherischer Geschwindigkeit den Hügel hinunter. Meriel war einen Augenblick verdutzt, galoppierte ihm dann aber sofort hinterher.
Was mochte wohl in die beiden gefahren sein?, fragte sich Troth und folgte ihnen in gemäßigtem Tempo. Kam ein lieber Verwandter zu Besuch? Jedenfalls gehörte diese Kutsche weder Wrexham noch Lady Lucia und ihrem Mann. Troth hätte sie erkannt.
Dominic kreuzte den Weg und bedeutete dem Kutscher, anzuhalten. Dann sprang er vom Pferd und riss die Wagentür auf. Eine schmale Gestalt wurde sichtbar und fiel Dominic beinahe in die Arme.
Gott im Himmel, das kann nicht wahr sein! Das kann nicht wahr sein!
Mit pochendem Herzen trieb Troth ihr Pferd zu einem wilden Galopp an. Sich am Sattel festklammernd, raste sie auf die kleine Gruppe neben der Kutsche zu.
Sie konnte es nicht glauben - aber er war es! Kyle umarmte seinen Bruder. Tränen rannen Dominic aus den Augen, als er in Kyles eingefallenes Gesicht blickte.
Troth gelang es mit Mühe, Cinnamon zum Stehen zu bringen. Mit aufgebauschten Röcken stieg sie hastig ab. Dann zögerte sie. Es wäre nicht richtig, das Wiedersehen der Brüder zu stören. Mit zugeschnürter Kehle murmelte sie immer wieder vor sich hin: »Das kann nicht wahr sein.«
Meriel blickte sie an. »Du hast ihn nicht sterben sehen.«
Die Bemerkung der Schwägerin ließ sie den schmerzlichen Augenblick noch einmal durchleben. Troth hatte die Verkündung des Todesurteils gehört und das Abfeuern der Gewehre, aber sie hatte nicht gesehen, wie Kyle tödlich getroffen zu Boden sank. Sie presste eine Hand auf den Mund, als sie das Wunder begriff. Kyle war hier, ein Schatten seiner selbst, aber am Leben. Am Leben!
Kyle ging einige Schritte auf die beiden Frauen zu, während Dominic mehr fürsorglich als liebevoll einen Arm um ihn gelegt hatte. Es war nicht schwierig, die Zwillinge jetzt zu unterscheiden. Während Dominic vor Gesundheit strotzte, sah Kyle aus, als hätte er sich gerade vom Krankenlager erhoben.
Troths Verlangen, ihn zu umarmen, erstarb, als er sie mit ausdruckslosen Augen anblickte. Großer Gott, er konnte sie doch nicht vergessen haben? Oder vielleicht - der Magen zog sich zusammen, als ob man ihr einen Fausthieb versetzt hätte - wollte er sie gar nicht wieder sehen?
Dann huschte ein schwaches Lächeln über seinen Mund. »Troth. Ich bin froh, dass du wohlbehalten angekommen bist.«
Zumindest hatte er sich zu ihr bekannt. In England wie in China war es verpönt, dass Eheleute ihre Zuneigung zueinander in der Öffentlichkeit zeigten. Sogar ein Paar wie Dominic und Meriel bewahrte in Gegenwart anderer Zurückhaltung. Er hält nur die englischen Sitten ein, tröstete sie sich und stammelte: »Ich ... ich war sicher, dass Sie tot sind, Mylord.«
»Ich habe mir nie wirklich vorstellen können, dass du gegangen bist, Kyle«, sagte Dominic und strahlte über das ganze Gesicht. »Aber nachdem Troth uns von deiner Hinrichtung erzählte, musste ich es glauben.«
»Es wäre auch beinahe dazu gekommen. Einen merkwürdigen Sinn für Humor hatte dieser Wu Chong ... mit seiner Schwäche für Scheinexekutionen.« Kyle hob die Schultern. »Troths Briefe an Chenqua und die Handelsgesellschaft retteten mich aus Fengtang, bevor man meinen Tod der Malaria zuschreiben konnte.«
Er trat einen Schritt von seinem Bruder zurück und wäre beinahe gefallen. Besorgt legte Dominic wieder den Arm um ihn. »Du siehst wie ein lebender Leichnam aus.«
»Ganz so schlimm ist es nicht, Dom«, murmelte Kyle und schwankte leicht. »Malaria braucht lange, um völlig auszuheilen. Troth wird wissen, wie man sie behandelt.«
»Da bin ich sicher, aber du kommst jetzt sofort ins Haus. Ich werde mit dir fahren. Meriel,
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