Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
bestanden, dass er mit ihr schläft. Doch im Inneren hatte sie ihn gehasst, weil er ihr Gewalt angetan hatte, und dieser Zorn bekam einen bitteren Beigeschmack, weil sie wusste, dass er unberechtigt war. »Es stimmt, was du sagst, aber es war unrecht von mir, meinen Zorn gegen dich zu richten.«
»Es ist vergessen. Aber jetzt kann ich mir wenigstens so ungefähr vorstellen, was es heißt, hilflos zu sein«, sagte er nachdenklich. »Du hast gesagt, ich hätte immer alles unter Kontrolle. Vielleicht schadet es nicht, das Gegenteil zu erfahren.«
Sie stöhnte. »Vielleicht. Aber es tut mir immer noch Leid, Gavin. Im Augenblick mag ich mich nicht besonders.«
»Psst, meine liebe Iskandra.« Mit einer Hand fasste er sie am Hinterkopf und strich ihr beruhigend mit der anderen über die Stirn. »Auch wenn es eine beunruhigende Erfahrung war, hast du erreicht, was bisher unmöglich schien.«
Erst jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie hatten die Ehe endlich vollzogen! Auch wenn dies ein lahmer Ausdruck für diese wahnsinnige, perverse Paarung war. Endlich waren sie unwiderruflich Mann und Frau. Die Zufriedenheit darüber überwog die Scham über ihre Niedertracht. »Ich will dich nicht wieder festbinden, aber ich mag diesen Stuhl. Hier so zu sitzen war ... nun war anders. Aufregend. Ich möchte es noch einmal probieren.«
Er lachte. Das Haar war zerzaust. Er sah umwerfend gut aus. »Ich werde einen Satz dieser Stühle kaufen, dann können wir sie überall im Haus und im Büro aufstellen.«
»Übrigens gibt es im Haus einen zweiten Stuhl wie diesen hier, in einem der Gästezimmer.« Sie lächelte zweideutig. »Ich werde ihn in mein Schlafzimmer bringen lassen.«
Gavins Ausdruck wurde ernst. »Könnte das unser Schlafzimmer werden?«
Sie zögerte, während sie die dunklen Winkel ihrer Seele sorgsam durchleuchtete. »Ich denke ja. Es kommt mir vor, als ob in meinem Kopf eine Wand eingestürzt wäre. Einige lose Steinbrocken liegen vielleicht noch herum, aber das Schlimmste ist vorbei.«
»Was bin ich froh! Wir werden Seite an Seite einschlafen, uns nahe sein.« Er lächelte. »Und ich bin auch sehr froh, dass du in diesem Büro arbeitest.«
Das brachte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Aus dem Abend war tiefe Nacht geworden. Sie würden sich zum Abendessen verspäten. Mit einigen Schwierigkeiten kletterte sie von seinem Schoß.
Als sie niederkniete, um die Knöchel von den Fesseln zu befreien, sagte sie: »Es ist einfach nicht zu fassen! Ausgerechnet hier, in deinem Büro!« Sie blickte wieder in den Nachthimmel hinaus. Zum Glück standen gegenüber keine Häuser, von denen aus man sie beobachten konnte.
Er stand auf und reckte sich behutsam. »Die Leidenschaft ist eben manchmal so absurd, wie sie wahnsinnig sein kann. Sie ist auch eine der größten Freuden, die wir empfangen können.« Dann nahm er sie bei der Hand, zog sie auf die Beine und neigte den Kopf, um sie zärtlich zu küssen.
Furchtlos gab sie sich ihm hin. »Ich hätte dir nicht vorwerfen dürfen, dass du nichts verstehen würdest«, wisperte sie. »Du verstehst mehr als jeder Mann, der mir begegnet ist.«
Kapitel 30
Bis sie sich zurechtgemacht hatten und wieder einigermaßen anständig aussahen, war es finstere Nacht geworden. Gavin war froh, dass er eine Laterne dabei hatte. So still hatte er die Straße noch nie erlebt. Kichernd verließen sie das Lagerhaus und steuerten auf den Mietstall am Ratcliff Highway zu, wo eine Kutsche der Seabournes auf sie wartete.
Die menschenleere Gegend erlaubte ihm, den Arm um Alex zu legen, obwohl er es heute Abend wahrscheinlich sowieso getan hätte. Auch wenn ihre sexuelle Begegnung unter merkwürdigen Vorzeichen stattgefunden hatte, waren sie übermütig und verspielt und konnten vor Verliebtheit nicht voneinander lassen. Er freute sich bereits auf die Schlafenszeit. Endlich würde er sie die ganze Nacht lang in den Armen halten können. Vielleicht würden sie noch einmal gemeinsam die Probe aufs Exempel machen und überprüfen, ob die Wand in ihrem Kopf tatsächlich eingebrochen war ...
Sie legte ihm den Arm um die Hüfte. »Worüber lachst du?«
Er küsste sie auf die Schläfe. »Ich denke an unverschämte Dinge.«
Er sah, wie sie in dem matten Licht errötete. Die zerzauste Frisur stand ihr bezaubernd. Er küsste sie wieder. Er hatte Recht behalten, als er die in ihr schlummernde Leidenschaft gleich von Anfang an erkannt hatte. Herrlich, dass sie ihre Körper ein Leben lang
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