Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
dem Kampf mit dem Drachen, dem Tanz auf dem Feuer und die Anbetung der Göttin sind weniger klar.«
»Mir scheint, als ob die Bezeichnungen profane Dinge beschönigen sollen«, bemerkte Gavin. »Ich hoffe nur, ich muss nicht gegen Kasan antreten. Auch wenn er sagt, es gebe kein Duell auf Leben und Tod, fürchte ich, dass er im bewaff neten wie unbewaffneten Kampf ein äußerst gefährlicher Gegner sein dürfte.«
Suryo lächelte. »Ich persönlich habe Ihnen die Kunst des pentjak und den Gebrauch des Kris gelehrt. Sie werden nicht verlieren.«
»Ich wünschte, ich könnte deine Zuversicht teilen.« Gavin blickte auf seine Taschenuhr. »Zeit zu gehen. Ich hoffe, du weißt, wo der Löwengarten ist.«
»So ist es. Folgen Sie mir, Captain.«
Der Weg führte sie durch den Palast und eine in den Fels gehauene Wendeltreppe hinunter. Am Fuß der Treppe standen zwei Wachen vor einer mächtigen Tür. Gavin blinzelte, als er in das grelle Sonnenlicht hinaustrat. Ein Stimmengebrüll schlug ihm entgegen.
Als sich die Augen an das Licht gewöhnt hatten, fand er sich am Boden eines kleinen, natürlichen Amphitheaters wieder. Die Tür, die sich hinter ihm geschlossen hatte, war in den sich hinter ihm auftürmenden Fels gehauen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Amphitheaters befanden sich in den Fels gehauene Sitzreihen, dahinter ein Tor, das in die Stadt führte. Die erregten Gesichter hunderter von Zuschauern ließen ihn an die Spiele im alten Rom denken. Ja, er kam sich wie ein Gladiator in einer römischen Arena vor.
Ein Palastbeamter trat auf ihn zu, verbeugte sich und führte ihn und Suryo quer durch die sonnenheiße Arena zu einem Pavillon auf der Nordseite. Unter dem hohen, strohgedeckten Dach befand sich ein Pfauenthron aus Rattan und drei weitere, ähnliche, aber kleinere Stühle. Sie gruppierten sich in einem Halbkreis um ein Podest aus glänzendem Obsidian. Oben auf dem Podest lag ein zwölfseitiger Würfel aus altem Elfenbein, groß wie eine Kinderfaust.
Als Gavin zu dem linken Sitz geführt wurde, stellte sich Suryo hinter ihm auf, bereit, seinem Herrn wenn nötig als Ubersetzer zu dienen. Tuan Daksa, ein heiterer, älterer Mann in den Gewändern eines buddhistischen Mönchs, saß ihm gegenüber.
Gavin verbeugte sich höflich vor dem Mönch, dann vor dem Publikum und wünschte sich, sein Auftritt wäre nicht so verdammt öffentlich.
Ein dumpfer Trommelwirbel schwoll langsam zu einem donnernden Echo an, das von den Steinwänden widerhallte. Es wurde plötzlich totenstill, als die Männer aufstanden und auf den Tunneleingang starrten.
Als Erster tauchte Sheng Yu auf, Ministerpräsident von Maduri. Anschließend zwei Wachen in prächtiger Galauniform, gefolgt von Sultan Kasan, der königlich gekleidet und geschmückt war und auf dem Turban einen unbezahlbaren Rubin trug. Er verkörperte die westliche Vorstellung von einem östlichen Potentaten — stark, reich und mächtig, ein Mann, der über den Gesetzen des niedrigen Volkes stand.
Gavin versteifte sich, als er Alexandra im Gefolge des Sultans entdeckte. Wie eine Maduri gekleidet, sah sie schön und wild aus, und die goldenen Ketten glänzten, als sie das Rund der Arena mit schwingendem Gang durchquerte.
Kasan gelangte zum Pavillon und nahm auf dem Thron Platz. Alexandra wurde zu dem Stuhl zwischen ihm und Gavin geführt. Sie war die einzige Frau in der Arena und zeigte mit ihrer Anwesenheit, um was es in diesem Wettkampf ging. Leise fragte Gavin: »Geht es Ihnen gut?«
Ihre Augen verengten sich. »Abgesehen davon, dass ich Ketten trage und wie ein Silberpokal präsentiert werde, den es bei einem Rennen zu gewinnen gilt, geht es mir gut.« Auch wenn sie abgemagert war, sah sie in den kostbaren Gewändern und dem kunstvoll frisierten Haar sehr reizvoll aus, ein exotischer Preis, den jeder Mann zu gewinnen wünschte. Eine Göttin in goldenen Ketten. Kein Wunder, dass ihre Augen wütend blitzten.
Mit erhobenen Händen gebot Kasan Schweigen und sagte einige Worte mit kräftiger, wohlklingender Stimme, die bis zu den hintersten Sitzreihen trug. »Wir sind hier zusammengekommen, zu einem Singa Maina/n, bei dem Tuan Gavin Elliott, Kapitän der Kapitäne und Taipan von Elliott House versuchen wird, die Freisetzung der schönen Iskandra zu gewinnen, einer hochgeborenen Lady aus England. Er ist bereit, sein Leben für die Ehre und diese Lady aufs Spiel zu setzen.«
Nachdem sich der tosende Beifall gelegt hatte, rief der Sultan: »Das Spiel beginnt!«
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