Bride 03 - Die Entfuehrte Braut
sie erschüttert, außerdem fürchtete sie die möglichen Konsequenzen. Ironischerweise hatte sie sich jetzt mit dem Argument verteidigt, dass sie Eigentum des Sultans war und dass es eine Ungeheuerlichkeit sei, Dinge, die dem Herrscher gehörten, zu beschädigen.
Alexandra empfand es als Erleichterung, wieder in den Käfig eingeschlossen zu werden. Als sie allein war, kauerte sie sich auf den Boden, legte die Arme um die Knie und versuchte einem krampfartigen Zittern Einhalt zu gebieten. In ihrer Verzweiflung wollte sie losheulen, wagte es aber nicht. Vielleicht konnte sie nie wieder aufhören, wenn sie den Tränen einmal ihren Lauf gelassen hatte. Das Zusammentreffen mit Bhudy hatte das zerbrechliche Gefühl der Sicherheit zerstört, das sich seit ihrer Begegnung mit Gavin aufgebaut hatte.
Als sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte, suchte sie den Wasserkrug. Eine Dienerin hatte ihn auf ein Tischchen am anderen Ende des Zimmers gestellt. Auch wenn sie am Verdursten war, sie hätte ihn nicht erreichen können. Die Erkenntnis, dass sie auch in den grundlegendsten Bedürfnissen ihres Lebens eingeschränkt war, schwappte plötzlich über sie. Meine Ketten sind meine Freunde geworden .. . Großer Gott, nein, jeden Tag schnitten sich die Ketten tiefer in Körper und Seele ein.
Ihre grenzenlose Verzweiflung entlud sich in Wut. Wild schlug sie die Ketten an die Gitterstäbe, so dass das Gold absplitterte und der Lärm von den Wänden widerhallte. Wie konnte man Sklaverei ertragen? Was machte den Menschen so gemein, dass er sich das Recht anmaßte, über das Leben eines anderen zu verfügen? Bitter vor allem war, dass sie nicht wusste, wie lange sie die Gefangenschaft durchstehen konnte, ohne verrückt zu werden.
Durch die Geräusche herbeigerufen, erschien in der Tür eine Sklavin mit ängstlich aufgerissenen Augen. Sie war ungefähr elf oder zwölf Jahre alt — nicht viel älter als Katie.
Da sie die Furcht in den Augen des Mädchens nicht ertragen konnte, hörte Alex auf, an die Gitter zu schlagen, und versuchte sich zu beherrschen. »Wasser, bitte. To long air putib.«
Froh um einen Auftrag, den sie erfüllen konnte, flitzte das Mädchen davon. Alex sank wieder auf den Boden und betete, dass Gavin Recht behielt und sie innerhalb weniger Tage befreit werden würde. Je näher die Freiheit rückte, desto unerträglicher wurde die Sklaverei.
Obwohl sie sich um Fassung bemühte, schüttelten sie entsetzliche Weinkrämpfe, als das Mädchen Wasser und Reis brachte. Aber auch das nahm sein Ende. Erschöpft vom Weinen, betupfte Alexandra ihre geschwollenen Augenlider mit dem kostbaren Nass. Dann löste sie die Nadeln aus dem Haar, so dass es offen auf ihre Schultern fiel, und ließ sich mit Roh Roy als Lektüre bequem auf den Kissen nieder. Es beruhigte sie, wieder in ihre Heimat zurückzukehren, wenn auch nur in einem Buch. Außerdem hielt sie das Lesen davon ab, ständig an den Verlauf des Kampfes zu denken.
Die Sonne war am Untergehen, als sich die Tür öffnete und Gavin auf Suryo gestützt herein-schwankte. Das Haar war zerzaust, und die Tunika stand weit offen und entblößte seine Brust. Erschrocken sprang Alexandra auf. »Was ist passiert?«
»Nicht mehr so betrunken gewesen ... seit ich fünfzehn war«, lallte Gavin. »Matrosen haben mich in eine Schenke mitgenommen, um meinen Geburtstag zu feiern. Erstaunliche Mengen von Bier gibt es in Antwerpen.«
Im Zickzack ging er auf den Käfig zu und hielt sich, um nicht zu Boden zu fallen, an einer Gitterstange fest. Aufrecht stehend, wenn auch schwankend, verkündete er mit der Deutlichkeit eines Betrunkenen: »Keine Sorge, ich werde mich nicht übergeben. Das habe ich schon. Mehrmals.« Er lehnte sich an die Gitterstäbe, während ihm langsam die Augen zufielen.
Gespannt vor Angst fragte Alexandra: »Wie ging der Wettkampf aus?«
Suryo übernahm die Antwort, als Gavin schwieg. »Der Captain hat gewonnen, wenn auch knapp. Beide haben Schädel aus Stein.«
»Hätte Kasan die nächste Runde überstanden, dann hätte er gewonnen.« Gavin glitt langsam zu Boden. Suryo versuchte ihm aufzuhelfen. »Captain, in Ihrem Bett haben Sie es bequemer.«
Nichts. Kein Zeichen. Gavin war tot für den Rest der Welt. »Bring eine Decke und ein Kissen hierher«, schlug Alex vor. »Wenn er hier schläft, wird es ihm morgen weder besser noch schlechter gehen.«
Suiyo lächelte. »Sehr richtig, piuin.«
Gemeinsam legten sie Gavin längs des Käfigs nieder, damit Alex sich, wenn
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