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Bride 03 - Die Entfuehrte Braut

Bride 03 - Die Entfuehrte Braut

Titel: Bride 03 - Die Entfuehrte Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf der Ams el wieder als sie selbst.
    Um sich wieder an den bewährten Seemannsgang zu gewöhnen, ging sie in der Kabine auf und ab und knabberte an einem Stückchen Brot, das Suiyo auf dem Tablett gebracht hatte. Das war nicht nur Gavins Kabine; sie war auch für seine Frau gebaut worden. Darum gab es hier eine Sitzbadewanne, ein zweischläfriges Bett und kostbare chinesische Teppiche. Seine Liebe zu Helena zeigte sich in jedem Detail.
    Ihr Blick fiel auf ein kleines Bild, das zwischen einem Bücherregal und einem eingebauten Schränkchen steckte. Sie ging näher heran und sah das Portrait einer jungen blonden Frau in einem chinesischen Seidengewand, die den Betrachter strahlend anlächelte. Das war also Helena. Zart und voller Liebreiz. Es war eine Frau, die liebte und wusste, dass sie geliebt wurde.
    Unwillkürlich blickte Alexandra auf das Bett. Gavin und Helena hatten dieses Bett geteilt. Höchstwahrscheinlich war Helena Elliott hier gestorben. Doch hatte sie nicht das Gefühl, dass traurige Geister herumspukten. Geister entstanden aus Leid und Versäumnissen, nicht aber in einer glücklichen Ehe.
    Da es Gavins Entscheidung gewesen war, sie in dieser Kabine unterzubringen, wollte sie als Erstes die zwischen ihnen entstandene Verlegenheit beheben. Er würde sie sonst für den Rest der Reise meiden und sich mit Selbstvorwürfen quälen. Das durfte nicht sein. Es war an ihr, den ersten Schritt zu tun.
    Der Gedanke daran belastete ihren labilen Seelenzustand, aber je länger sie zögerte, desto mehr würde es sie bedrücken. Sie band das Haar mit einer Schleife zusammen — Suiyo hatte an alles gedacht — und verließ die Kabine, um an Deck zu gehen. Der Steuermann und der Wachoffizier befanden sich wieder am Achterdeck. Es war zu dunkel, um Einzelheiten erkennen zu können, trotzdem glaubte sie, der Offizier sei der junge Erste Maat, der ihr vorgestellt wurde, als sie an Bord kam. Achtungsvoll neigte er bei ihrem Erscheinen den Kopf.
    Sie wollte ihn gerade nach dem Kapitän fragen, als sie eine vertraute Gestalt am Schiffsbug ausmachte. Gavins Hände stützten sich auf die Reling. Das helle Haar wehte im Wind, während er reglos wie eine Marmorstatue in den dunkler werdenden Himmel starrte.
    Unwillkürlich wischte sie sich die feuchten Handflächen am Rock ab und ging auf ihn zu. Ungefähr zwei Meter von der Reling entfernt hielt sie inne. Beunruhigende Erinnerungen an seine körperlichen Kräfte überkamen sie. Sie hatte erlebt, wie er die steile Felswand erklomm, gegen die Riesenechse kämpfte und den Meister des waffenlosen Zweikampfes besiegte — und sie hatte das Gewicht des starken männlichen Körpers auf sich gespürt.
    Der Herzschlag beschleunigte sich aus einer unerklärlichen Furcht. Früher wäre es ihr nie in den Sinn gekommen, einen Mann zu fürchten. Als Kind hatte sie vor nichts Angst und schon gar nicht vor den Männern in ihrem Leben.
    Sie hasste es, Angst zu haben.
    Die Kiefernmuskeln spannten sich. Von allen Männern dieser Erde war Gavin der letzte, den sie fürchten musste. Sie zwang sich zur Reling weiterzugehen, bevor sie die Nerven verlor. Er richtete sich steif auf, als er ihre Anwesenheit bemerkte. Es hätte sie nicht gewundert, wenn er fortgegangen wäre, aber er blieb stehen. Irgendwann würden sie vielleicht ihre Befangenheit belächeln, aber nicht heute Abend.
    Sie hob das Gesicht der frischen Brise entgegen. Das rhythmische Steigen und Fallen des Bugs beruhigte ihre angegriffenen Nerven und erinnerte sie wieder an den Grund ihres Kommens.
    »Ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Gavin. Machen Sie sich keine Vorwürfe für das, was getan werden musste. Sie haben mich und sich gerettet. Das ist keine Sünde.«
    »Vielleicht nicht. Aber eine Tugend ist es gewiss nicht.« Nach langem Schweigen sagte er: »Wir können in Batavia heiraten. Dort gibt es christliche Kirchen.«
    »Heiraten?« Sie zuckte zusammen und starrte ihn fassungslos an. »Wie meinen Sie das?«
    »Da wir uns wie ein Ehepaar verhalten haben, sollten wir das auch besiegeln«, sagte er knochentrocken und ohne Umschweife.
    Sie hätte sich denken können, dass er auf diese Art reagieren würde. Er war ein Gentleman. Er hatte sie kompromittiert, und als Ehrenmann bot er ihr die Heirat an. Wieso beunruhigte sie diese Vorstellung so sehr?
    Weil sie nie wieder in ihrem Leben eine Ehe eingehen würde. Weil sie sich nicht als Ehefrau eines anständigen Mannes eignete. Vor allem nicht als Gavins Frau.
    Sie verwarf diesen Gedanken.

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