Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
fügte Mrs. Marks hinzu. »Meriel erschien bereits in den verschiedensten Kleidern, vom norwegischen Bauernkittel bis zur bestickten chinesischen Robe. Zweifellos hat sie sich heute Abend konventioneller gekleidet, Ihnen zu Ehren, Lord Amworth.«
Amworth erhob sich, ohne den Blick von seiner Nichte zu lassen. Seine Augen drückten Schmerz und Trauer aus. »Ich erinnere mich an dieses Kleid. Emily trug dieses Kleid, als sie bei Hofe vorgestellt wurde. Meriel sieht ihr sehr ähnlich.«
Dominic zog ihr den Stuhl zurück. Anmutig und leicht wie eine Feder nahm sie Platz, vom Rascheln seidener Röcke begleitet. Den Blick hielt sie züchtig gesenkt, wie ein Schulmädchen, das zum ersten Mal bei den Erwachsenen am Tisch sitzen darf. Sich wieder das kleine Biest in Erinnerung rufend, das ihn heute Morgen aus Angst um zehn Jahre hatte altern lassen, setzte Dominic sich wieder auf seinen Stuhl.
Als mit dem Essen begonnen wurde, fragte er sich erneut, wie viel Meriel wohl verstand. Sie erkannte ihren Onkel und er bedeutete ihr genug, um heute Abend ihm zum Gefallen dieses Kleid zu tragen. Dominic mochte den Gedanken, dass sie die Kleider ihrer Mutter anzog. Seine kleine Schwester hatte es auch getan, als sie noch ein Kind war.
Obwohl er sie vorher nur mit den Fingern hatte essen sehen, ging sie heute formvollendet mit Messer und Gabel um. Tischmanieren hatte sie bestimmt als Kind gelernt, bevor dieses furchtbare Geschehen ihren Geist trübte. Die meiste Zeit jedoch hatte sie keinen Wert darauf gelegt, sich so kultiviert und gesittet wie heute Abend zu geben.
Er dachte an die aufflammende Wildheit, mit der sie den Wilderer angegriffen hatte. War es vielleicht möglich - er rang um eine genaue Bezeichnung -, dass ihre Persönlichkeit aus zwei getrennten Teilen bestand? Dass hinter einer verträumten Fassade Gefahr lauerte?
Er seufzte. Wie gewöhnlich machte er Beobachtungen, die viele Fragen aufwarfen, aber keine Antworten gaben. Vielleicht konnte er Lord Amworth anschließend bei einem Glas Portwein dazu verleiten, mehr über Meriels Zustand zu berichten.
Am Ende der Mahlzeit erhob sich Mrs. Marks und gab den Damen das Zeichen, sich zurückzuziehen. Dominic würde jetzt mit Amworth allein sein. Die beiden Männer blieben höflich stehen, bis die Damen sich entfernt hatten. Dominic blickte ihnen nach und sah, dass Meriel in die entgegengesetzte Richtung der Cousinen ging. Er kam darauf zu sprechen, als er wieder Platz nahm. »Meriel scheint nicht zu dem weiteren Zugeständnis bereit, sich mit den Damen in den Salon zu setzen?«
»Für gewöhnlich nicht.« Amworth griff nach dem Flakon mit dem Portwein, der für die Herren bereitgestellt worden war. »Manchmal schließt sie sich uns eine Weile später an. Ich hoffe, dass sie es heute tut. Ich bekomme sie nicht so häufig zu Gesicht, wie ich es mir wünschte.« Er schenkte beiden ein und lehnte sich dann in seinem Stuhl zurück. »Erzählen Sie mir jetzt von Ihren Eindrücken, nachdem Sie meine Nichte näher kennen lernen konnten. Kommt sie für Sie als Ehefrau in Frage?«
Dominic zögerte. Wenn er dieses Gespräch doch vermeiden könnte! Sein Widerwille gegen Meriels und Kyles Heirat wuchs mit jeder Stunde. Wenn er wollte, könnte er die Vermählung auf der Stelle platzen lassen. Aber was dann? Er würde nicht nur Bradshaw Manor verlieren. Genauso gut könnte Amworth einen anderen Bräutigam in Erwägung ziehen. Zumindest würde Kyle Meriel nicht schlecht behandeln. Bei einem anderen Mann könnte es ihr schlimmer ergehen.
»Es ist zu früh, um etwas zu sagen«, wich er aus. »Meriel ist eine seltsame Person, in mancher Hinsicht ein Kind, doch mit ihrer eigenen Weisheit. Ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll.«
»Das sind genau meine eigenen Gedanken.« Amworth beugte sich mit ernstem Ausdruck nach vorn. »Allein die Tatsache, dass Sie ihre Besonderheit anerkennen, erscheint mir eine gute Basis für eine Ehe zu sein.«
»Vielleicht von meinem Standpunkt aus.« Dominic zögerte. Dann fuhr er fort, weil er wusste, dass er es sich nie verzeihen könnte, wenn er darüber schwieg. »Aber wie steht es um Meriels Bedürfnisse? Wäre sie vielleicht nicht viel glücklicher, wenn sie allein bliebe? Meiner Ansicht nach ist sie mit ihrem Leben zufrieden.«
»Ich wünschte, es wäre so einfach.« Amworth machte ein unglückliches Gesicht. »Sie braucht einen Beschützer. Das Leben ist ungewiss. Wenn mir etwas zustoßen sollte, fürchte ich um Meriels Wohlergehen.«
Nach
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