Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
längerem Schweigen fragte Dominic: »Was befürchten Sie?«
Der andere Mann warf ihm einen scharfen Blick zu. »Das haben wir bereits diskutiert, Maxwell.«
Um diesen Fehler wettzumachen, warf Dominic möglichst gelassen ein: »Damals habe ich zugehört, ohne Meriel wirklich zu kennen. Ich würde gerne alles noch einmal hören, nachdem ich mir jetzt ein klareres Bild von ihr gemacht habe.«
Das akzeptierte Amworth. »Ihr anderer Onkel, Lord Grahame, war von Anfang an der Meinung gewesen, dass Meriel in einer Anstalt besser aufgehoben wäre. Mehrmals hat er schon Ärzte - Spezialisten für Geisteskrankheiten - nach Warfield geholt, damit sie meine Nichte untersuchen, und alle haben ihm zugestimmt.«
Dominics Brauen hoben sich. »Sie glauben, man kann sie mit Erfolg behandeln?«
Amworths Mund verzog sich. »O nein. Keiner deutete auch nur die Möglichkeit an, dass sie jemals wieder normal sein würde. Aber Ärzte sind neugierige Rohlinge. Ich glaube, ihnen gefiel die Idee, an ihr herumzuexperimentieren, um herauszufinden, was eventuell helfen könnte.« Er blickte auf sein Portweinglas. »Vielleicht würde sich ihr Zustand in einer modernen Anstalt verbessern und mein Eigensinn ist selbstsüchtig. Aber ich... ich könnte es nicht ertragen, wenn ich wüsste, dass sie hinter vergitterten Fenstern und Türen eingesperrt ist. Ich habe Grahame gelegentliche Ausbrüche von ihr verschwiegen, aus Furcht, er könne sie verwenden, um meine Nichte von Warfield fortzubringen.«
Der Gedanke, dass man Meriel für medizinische Versuche gebrauchte, ließ Dominic frösteln. »Wenn das Egoismus ist, dann bin ich auch egoistisch. Ich kann sie mir an keinem anderen Ort als hier in Warfield vorstellen.«
Amworth blickte auf, den Blick forschend auf sein Gegenüber gerichtet. »Einer der Gründe, warum ich Sie zu Meriels Ehemann haben möchte, ist Ihr Ruf, ein Ehrenmann zu sein. Wenn Sie meine Nichte heiraten, dann versprechen Sie mir, sie niemals einzusperren.«
Jetzt war es an Dominic, auf das Portweinglas in der Hand zu blicken, als er an den Ehrenmann Kyle dachte, der einen Vertreter an seiner statt geschickt hatte. »Eine Hochzeit ist noch nicht in Aussicht.«
»Dazu wird es auch nicht kommen, wenn Sie mir nicht versprechen, dass sie hier bleibt, wo sie glücklich ist. Dass sie mit Freundlichkeit und Würde behandelt wird«, entgegnete Lord Amworth schroff.
Dominic wählte seine Worte sorgfältig. »Ich schwöre, gleichgültig, was geschehen mag, ob ich sie heirate oder nicht, sie immer nach meinen besten Kräften zu beschützen.« Und wenn Kyle nicht einen ähnlichen Schwur ablegte, würde Dominic Lord Amworth über den Schwindel aufklären.
Der ältere Mann seufzte erleichtert auf. Er erhob sich. »Bevor wir uns zu den Damen gesellen, würde ich mit Ihnen gerne einen Rundgang durch die Galerie oben machen. Was meinen Sie dazu?«
Dominic wusste, dass dieser Vorschlag nicht zufällig kam. »Selbstverständlich komme ich gerne mit.«
Schweigend begleitete er Lord Amworth zur Galerie. Sie befand sich in einem lang gestreckten Raum auf der Nordseite des Hauses. Auf der einen Seite reihten sich Fenster mit rautenförmigen Scheiben aneinander und an der gegenüberliegenden Wand hingen die Gemälde. Amworth blieb bei einem Porträt in der Nähe des Eingangs stehen und hob seine Lampe, damit die Leinwand beleuchtet wurde.
Das Bild zeigte eine lächelnde junge Frau mit flachsblondem Haar, die auf einer steinernen Gartenbank saß. Auf dem Schoß hielt sie ein kleines, engelhaftes Mädchen mit leuchtenden hellgrünen Augen, während ein knorriger Mann mit humorvollem, intelligentem Gesichtausdruck hinter ihnen stand. Wenn Dominic sich nicht täuschte, diente der Warfielder Rosengarten als Hintergrund. »Ihre Schwester und deren Ehemann mit Meriel, würde ich sagen.«
»Es wurde vor ihrer Abreise nach Indien gemalt.« Amworth blickte wehmütig auf das Gemälde. »Sie waren mehrere Jahre verheiratet, ohne dass ihnen der verzweifelte Wunsch nach einem Kind erfüllt wurde. Dann kam Meriel. Beide vergötterten sie.«
»Warum hat Lord Grahame seine Familie in ein so ungesundes Land wie Indien mitgenommen?«
»Emily wollte nichts davon wissen, dass er ohne sie ging, und sie wiederum wollte nicht ohne Meriel gehen. Grahames Mission war nur für zwei Jahre angesetzt, sodass sie keine Befürchtungen hatten. Und Meriel war ein erstaunlich gesundes Kind.« Einen Moment lang schloss er die Augen. »Meine Schwester und ihr Mann sind nicht
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