Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
blickte auf. Hoch gewachsen, grauhaarig und aufrecht wie ein Ladestock, konnte er leicht ein pensionierter General sein. »Moonbeam benimmt sich ebenso gut, wie sie aussieht.« Ein bewundernder Blick wanderte über Pegasus. »Wie ich sehe, verstehen Sie etwas von Pferden.«
»Das könnte man meinen, aber das trifft wohl auf fast jeden Mann zu.« Dominic zügelte Pegasus, der ein allzu großes Interesse an der Stute zeigte.
Der Grauhaarige führte Moonbeam auf die Koppel. Nachdem er das Tor verschlossen hatte, wandte er sich wieder dem Besucher zu. Seine Haut war dunkel und ledrig, als ob er jahrelang der Sonne ausgesetzt gewesen wäre. »Ich bin Arnes, falls Sie zu mir wollten.«
Einen Augenblick lang erstarrte Dominic. Er wusste nicht, welchen Namen er nennen sollte. Dominic konnte er nicht sein, nicht in nächster Nähe von Warfield. Er stieg von seinem Pferd ab. »Mein Name ist Maxwell. Ich halte mich zurzeit in Warfield auf.«
»Dann kennen Sie gewiss die kleine Meriel«, meinte Arnes erfreut. »Wie geht es dem Kind?«
»Sie ist kein Kind mehr.« Dominic band Pegasus fest und ging zu Arnes, der am Koppelzaun lehnte. In achtungsvollem Schweigen betrachteten sie die Stute und fühlten sich einen Augenblick lang durch die Kamerade-rie der Pferdekenner verbunden. Dominic war froh, dass er die Erklärung für den Grund seines Besuches ein wenig aufschieben konnte, und fügte hinzu: »Lady Meriel ist jetzt dreiundzwanzig. Sie kennen sie?«
Arnes spitzte die Lippen zu einem lautlosen Pfeifen. »Wie die Zeit vergeht! Das letzte Mal habe ich sie als Kind in Indien gesehen. Unsere Familien sind seit Jahrhunderten in Shropshire benachbart. Ich wollte sie eigentlich nach meiner Rückkehr besuchen, aber als ich von ihrem getrübten Geisteszustand hörte, hielt ich es für besser, sie nicht mehr an das Geschehen von damals zu erinnern.« Er schüttelte den Kopf. »So eine Tragödie. Immer wieder habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ich den Tod ihrer Eltern hätte verhindern können.«
Dominic reihte die Information in das ihm bereits Bekannte ein. »Sie sehen wie ein Militär aus. Waren Sie in Indien stationiert, als Lord und Lady Grahame ums Leben kamen?«
Arnes nickte ernst. »Grahame war in einer parlamentarischen Mission unterwegs, die ihn durch ganz Indien führte. Ich befehligte das Ausbildungslager in Cambay im Norden. Das war der letzte britische Außenposten, den die Grahames besuchten, bevor sie getötet wurden. Von Cambay reisten sie nach Alwari, eine eher unbedeutende Residenz eines der dortigen Regierenden. In Alwari geschah auch der Überfall. Der ganze Palast wurde niedergebrannt. An die hundert Menschen oder so kamen dabei ums Leben.« Er seufzte. »Ein harter Schlag für Grahames Bruder, das heißt, den jetzigen Lord Grahame ...«
»Hatte er seinen Bruder auf der Reise begleitet?«, wollte Dominic wissen und fragte sich, wie der jüngere Grahame das Massaker überlebt hatte.
Der General schüttelte den Kopf. »Nein, er war als Major meinem Kommando unterstellt. Ein guter Offizier; er sprach Urdu wie ein Einheimischer. Der verstorbene Lord Grahame hatte Cambay zum Teil in seine Route eingeplant, um seinen Bruder zu besuchen, da sie sich jahrelang nicht mehr gesehen hatten. Das Massaker hatte Major Grahame natürlich sehr erschüttert. Er sagte immer wieder, dass sein Bruder noch leben würde, wenn er nicht nach Cambay gekommen wäre.«
»Wenigstens hat Lady Meriel überlebt. Das muss doch ein Trost sein.«
Arnes Miene hellte sich auf. »Sie war ein unerschrockenes, eigenwilliges Kind. Mit ihrem kleinen grauen Pony galoppierte sie wie ein afghanischer Bandit über die Felder. Fast jede Mutter wäre auf der Stelle in Ohnmacht gefallen, aber Lady Grahame lachte nur und trieb sie an.«
»Lady Meriel konnte reiten?«, fragte Dominic überrascht.
»Bereits als Dreijährige. So erzählten es jedenfalls die Eltern.«
Aber seitdem war sie nicht mehr geritten. Es war also nicht verwunderlich, dass es ihr Freude gemacht hatte, mit Dominic auf Pegasus zu reiten, nachdem sie ihre anfängliche Angst überwunden hatte. Das Erlebnis musste die glücklicheren Tage ihrer Kindheit wieder in Erinnerung gebracht haben. Aus einem Impuls heraus fragte er: »Ist Moonbeam zu verkaufen? Als Reitpferd für eine Dame scheint die Stute bestens geeignet zu sein. Ich möchte sie Lady Meriel schenken.«
»Eigentlich hatte ich nicht daran gedacht, die Stute zu verkaufen. Aber für Lady Meriel?« Die Augen des Generals
Weitere Kostenlose Bücher