Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
Ungeheuerlichkeit, ein Wort an ihn zu richten, war überwältigend.
Wer, zum Teufel, wollte ihn in Warfield besuchen? Er stand auf und blickte reuevoll auf die erdigen Flecken an den Knien. Ein nächtlicher Regen tat dem Garten gut, war aber für den Gärtner weniger geeignet. »Wer ist es?«
Das Hausmädchen blickte ihn betroffen an. »Das ... das habe ich vergessen, Mylord. Sie gab auch keine Visitenkarte ab. Jedenfalls eine Lady.«
Wahrscheinlich eine entfernte Verwandte der Renbournes, die in der Nachbarschaft wohnte und gehört hatte, dass Lord Maxwell zu Besuch in Warfield weilte. Nun, wer sie auch sein mochte, sie musste mit ihm in seiner erdverschmierten Pracht als Gärtner vorlieb nehmen. Er rief: »Kamal, ich habe Besuch bekommen. Bin gleich wieder da.«
Der Inder blickte von dem Beet auf, das er gerade mit einer Hacke bearbeitete. »Sehr wohl, Mylord.«
Meriel, die gerade die Blüten an den Pfefferbüschen ausdünnte, damit sie später größere Früchte trugen, summte ihre Melodien weiter und warf Dominic einen verstohlenen Blick zu. Während der drei Tage nach seinem Besuch in der Anstalt und der Übergabe von Moonbeam waren sie nicht mehr allein gewesen.
Vielleicht war es Zufall, dass Kamal fast ständig in ihrer Nähe war, aber Dominic bezweifelte es. Trotzdem vermisste er ihre unbefangene Zweisamkeit während der Arbeit im Garten. Auch wenn er Kamal mochte, so störte ihn seine Anwesenheit.
Dominic folgte dem Mädchen ins Haus zurück. Im
Treibhaus wusch er sich nur kurz die Hände. Umziehen wollte er sich nicht, da er keine weitere halbe Stunde vergeuden wollte, außerdem würde er sofort wieder schmutzig werden, wenn er zum Küchengarten zurückkehrte.
Die Besucherin trank mit den beiden Damen Tee im kleinen Salon. Sein Eintreten unterbrach die lebhafte Unterhaltung. Drei weibliche Augenpaare richteten sich auf ihn. Die Besucherin, eine gut aussehende, modisch gekleidete Frau in seinem Alter, kam ihm irgendwie bekannt vor, aber er wusste nicht, woher. Gütiger Himmel! Hoffentlich keine von Kyles ehemaligen Geliebten!
Im glatten, arroganten Ton des Bruders, den Kyle selbst dann noch beibehalten hätte, nachdem man ihn rücklings durch dichtes Gestrüpp geschleift hätte, kam es über Dominics Lippen: »Verzeihen Sie bitte mein Aussehen. Es erschien mir als weniger unhöflich, direkt aus dem Garten zu Ihnen zu kommen, als Sie warten zu lassen.«
Die Besucherin erhob sich. Groß und stattlich mit kurzem dunklen Haar und beeindruckenden braunen Augen stand sie vor ihm. »Ich wäre der letzte Mensch auf der Erde, der Ihnen Vorhaltungen machte, Lord Maxwell. Ich stehe zutiefst in Ihrer Schuld.«
Forschend betrachtete er das Gesicht. Sie waren sich begegnet, erst kürzlich, aber wo?
Sie lächelte. »Sie erkennen mich nicht wieder? Das freut mich.«
Beim Klang ihrer Stimme erinnerte er sich. Aber damals hatte sie geschrien, beinahe hysterisch. »Allmächtiger!«, rief er überrascht aus. »Mrs. Morton.« Er beugte sich über die behandschuhte Hand. Die Veränderung seit ihrer Begegnung in der Anstalt freute ihn aufrichtig.
»Ich bin jetzt wieder Jena Arnes.« Ihr Gesichtsausdruck wurde hart. »Den Namen dieses Mannes werde ich nie mehr benutzen.«
»Das kann man Ihnen wohl schwerlich zum Vorwurf machen, meine Liebe.« Mrs. Marks schenkte Tee nach.
»Miss Arnes hat uns von ihrem heimtückischen Ehemann erzählt und dass sie ihre Freiheit Ihrem tatkräftigen Handeln verdankt. Sie sind ein Held, Mylord.«
Er winkte ab und schämte sich bei dem Gedanken, wie nahe er daran gewesen war, sich nicht weiter darum zu kümmern. »Ich habe nichts anderes getan, als eine Nachricht zu überbringen.«
»Trotzdem, ich bin hier und das verdanke ich Ihnen«, sagte Jena ruhig. »Wenn Sie einer Frau, die Sie für verrückt halten mussten, nicht zugehört hätten, so wäre ich wahrscheinlich niemals aus dieser Anstalt entlassen worden. Meine Aufseher hätten es nicht ein zweites Mal zugelassen, dass ich einen Besucher behellige.«
Er ließ sich eine Tasse Tee reichen und nahm auf einem Holzstuhl Platz, weil er die Polster nicht beschmutzen wollte. Sein Blick wanderte wieder zu Jena. Sie war das Paradebeispiel einer selbstbewussten Frau, die ihren Platz und Wert in der Welt kannte. Nur die Schatten unter den Augen verrieten, was sie in letzter Zeit erlitten hatte.
Und doch, nachdem die Unterhaltung wieder ihren Lauf nahm, bemerkte er Anzeichen einer wachsenden Nervosität. Als er den Tee getrunken hatte,
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