Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
schlug er vor: »Da Miss Arnes Meriel von Indien her kennt, möchte sie Meriel vielleicht wiedersehen.«
Jena zögerte. »Wenn ... wenn Sie meinen, dass sie nichts dagegen hat.«
»Oh, bestimmt nicht.« Er stand auf und blickte zu den Damen. »Möchten die Damen uns in den Küchengarten begleiten?«
Wie er gehofft hatte, lehnte Mrs. Marks ab. »Es ist zu heiß. Aber der Jugend macht es nichts aus.«
Er bot Jena den Arm. Wieder zögerte sie, als ob sie nicht sicher war, ob sie sein Angebot annehmen sollte. Gemeinsam gingen sie vom rückwärtigen Teil des Hauses in den Garten hinaus. Mit einem langen Seufzer atmete sie aus. »Die frische Luft tut so wohl, Lord Maxwell. Man fühlt sich so ... so frei.«
Er hielt es für eine gute Gelegenheit, sich über Meriels frühe Kindheit zu erkundigen. »Da der Tag heute so schön ist, möchten Sie vielleicht auf dem Weg zu Meriel einen kleinen Abstecher machen?«
»Gern.« Sie blickte ihn von der Seite an. »Ihnen ist nicht entgangen, dass mich der Besuch ein wenig erschöpft hat, nicht wahr?«
»Ich dachte, dass es für Sie anstrengend werden könnte«, pflichtete er bei. »Nach der schweren Zeit in der Anstalt dürfte es nicht so einfach sein, wieder in ein normales Leben zurückzukehren.«
»So ist es leider, auch wenn Mrs. Marks und Mrs. Rector die Freundlichkeit in Person sind.« Sie lächelte ein wenig reumütig. »Es kommt mir vor, als würde ich auf Eiern gehen. Heute hat mich mein Vater zur Tür hinaus geschoben, mit den Worten, je eher ich das Alltagsleben wieder aufnähme, desto besser. Ich weiß, dass er Recht hat, aber ich komme mir eher wie eine Standarte vor, die in die Schlacht getragen wird.«
Ein Beispiel, das er verstehen konnte. »Ein General muss ein guter Menschenkenner sein, würde ich sagen. Ihr Vater würde nicht mehr von Ihnen verlangen, als Sie bewältigen können.«
Sie strahlte ihn an. »Er ist der beste Vater der Welt. Ich hätte auf ihn hören sollen, als er mir sagte, Morton sei ein Mitgiftjäger. Aber ich wollte ihm nicht glauben.«
Dominic hätte gerne gewusst, was aus ihrem Mann werden würde, aber er fragte nicht danach. Da der General die Interessen seiner Tochter wahrnahm, würde Morton das bekommen, was er verdient hatte.
Sie schlugen einen Weg ein, der von bunten Blumenrabatten gesäumt war. Es hatte viel Mühe gekostet, diese Pracht möglichst wild erscheinen zu lassen. Am Ende des Weges stand eine antikisierte Statue von Artemis, der Mondgöttin. Ihre schlanke, biegsame Gestalt erinnerte ihn an Meriel. »Wie war Meriel als Kind?«
»Strahlend und süß und ätherisch. Sie bewunderte mich ein wenig, weil ich um einige Jahre älter war.« Jena lachte. »Und mir machte es Spaß, eine Schülerin zu haben. Während des Monats, den sie mit ihren Eltern in Cambay verbrachte, waren wir unzertrennlich. Für ihr Alter war sie klein, aber erstaunlich aufgeweckt. Wussten Sie, dass Meriel mit vier Jahren bereits lesen konnte? Was ihr geschehen ist, ist furchtbar. Furchtbar. Was hätte aus ihr werden können!«
Er spürte einen schmerzenden Stich. Wie hätte sich Meriel entwickelt, wenn ihre Eltern sich für eine andere Reiseroute durch Indien entschieden hätten? »Nach diesem Besuch haben Sie Meriel nicht mehr wiedergesehen?«
Jenas Gesicht verdüsterte sich. »Der Maharadscha hat sie nach Cambay geschickt, da dort die nächste britische Garnison lag. Man hat sie natürlich sofort erkannt. Und so wurde sie auch wieder zu ihrer Familie zurückgebracht.«
»Wie konnte ein indischer Prinz erklären, er hätte ein kleines englisches Mädchen als Gefangene?«, fragte Dominic. »Wissen Sie Näheres darüber?«
»Er sagte, das Mädchen wäre eines der vielen Geschenke gewesen, die ein benachbarter Herrscher ihm gemacht hatte, eine tscherkessische Sklavin, der Haut-und Haarfarbe wegen. Da das Mädchen aber kein Wort sprach, ließ sich nichts Genaues über seine Herkunft sagen. Schließlich meinte die Maharani, es müsse sich um eine Engländerin handeln, und so schickte man Meriel nach Cambay.« Jena zuckte mit den Achseln. »Das war ihr Glück. Der Zenana, ,der Harem eines Maharadschas, ist groß genug, um ein kleines Mädchen für lange Zeit zu übersehen.«
Sie waren an der Artemis-Statue angelangt. Dominic blickte zu den leeren Steinaugen hinauf. »Haben Sie Meriel während ihres Aufenthaltes in Cambay gesehen?«
»Man sagte mir, es ginge ihr nicht gut, aber ich bestand darauf, sie besuchen zu dürfen. Ich dachte, vielleicht könnte
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