Bride Trilogie 01 - Bluete der Zaertlichkeit
hatte ihm nie viel ausgemacht, als Tunichtgut zu gelten, aber die Vorstellung, man könnte glauben, er hätte ein hilfloses, unschuldiges Wesen ausgenutzt, war ihm unerträglich.
Schlimmer aber noch würde Kyles Reaktion sein. Sein Bruder hatte zwar nicht die Gelegenheit gehabt, sich in Meriel zu verlieben, ihre Schönheit aber musste auch ihn berauscht haben. So unwillkommen war Kyle die Heirat mit Meriel gewiss nicht. Würde Dominic ihm die Braut stehlen, beginge er einen unverzeihlichen Verrat.
Als Dominic sich den mondbeschienenen Ruinen näherte, sah er der grimmigen Wahrheit ins Angesicht. Eine Heirat mit Meriel würde alles zerstören, was noch an Bindung zwischen ihnen übrig geblieben war. Wenn Dominic seinen Bruder auf so schnöde Weise hinterging, dann verursachte er einen nicht wieder gutzumachenden Schaden.
Langsam kletterte er die steinernen Stufen zum Wall empor und dachte an den Tag, an dem er das erste Mal hier gewesen war. Meriel hatte ihn zu Tode erschreckt, als sie von der Mauer gesprungen war. An diesem Tag hatte er sich in sie verliebt. Er hatte ihren teuflischen Humor erlebt und dann ihr Mitgefühl, als sie den Wilderer anfiel, um einen verletzten Fuchs zu retten.
Die Erinnerung an diese Begebenheit weckte einen stechenden, sehnsüchtigen Schmerz. Die ernüchternde Wahrheit war, dass er sich bereits so intensiv auf Meriel eingelassen hatte, dass es ein Verrat an ihr wäre, wenn er sich von ihr trennte. Den gleichen Verrat würde er an Kyle begehen, wenn er ihm die Braut wegschnappte. Wie, zum Teufel, konnte er nur so töricht sein, so verrückt, es so weit kommen zu lassen?
Über die Mauern gelehnt, blickte er in die Dunkelheit hinaus. In der Ferne schimmerte silbern der Fluss im Mondlicht. Es war leicht zu begreifen, dass sich ein Mensch in Not dazu verleiten ließ, in die Tiefe zu springen. Ein Augenblick des freien Flugs und dann das Vergessen. Erlösung aus einem unerträglichen Dilemma.
Er wandte sich ab und hatte den irrwitzigen Gedanken, dass es eigentlich schade war, dass er keine Veranlagung zum Selbstmord hatte.
KAPITEL 20
Sie warf sich unruhig hin und her und hoffte, er würde seine Meinung ändern und sie aufsuchen, um zu beenden, was sie begonnen hatten. Aber sie wusste, dass er es nicht tun würde. Die Menschen machten die Paarung viel zu kompliziert. Sie wollte ihn, er wollte sie. Das sollte genügen. Zur Hölle mit ihm.
Warum konnte er nicht zu ihren Bedingungen zu ihr kommen, mit Leidenschaft und Zärtlichkeit, anstatt mit Vorschriften und Bedenken? Aber er wollte sie aus ihrem sicheren Winkel herauslocken, in eine Welt, die oft hart und gnadenlos war. >Normal< zu werden hieße alles über Bord zu werfen, was sie gerettet hatte.
Und doch ... in der Hitze des Augenblicks hatte sie den Wunsch gehabt, mit ihm zu sprechen. Über ihre Lippen wären in unvertrauter Weise Worte gekommen, mit denen sie ihm sagte, dass er für ihre Augen eine Wohltat war, dass seine Anwesenheit sie erfreute. Sie wollte mehr über sein Leben erfahren, herausfinden, was ihn von anderen Menschen unterschied. Vielleicht würde sie ihm auch einiges aus ihrem Leben berichten, Dinge, die sie geformt hatten. Nicht das Dunkle, Unheilvolle. Das blieb am besten verborgen, aber Geschichten, die seine Augen zum Lachen brachten. Nur für sie.
Doch sie konnte nicht sprechen. Wenn sie es tat, würde dies ihr Leben unwiderruflich verändern.
Dominic wachte in der Morgendämmerung auf und fand Meriels Katze auf seinem Bett. In dem schwachen Licht beobachtete das Tier ihn aus grüngrauen Augen, in denen es unheimlich schimmerte. Wenn er an Hexen glaubte, dann würde er meinen, dieses Tier sei zu ihm geschickt worden, um ein wachsames Auge auf ihn zu werfen. Da er nicht an Hexen glaubte, streichelte er die Katze, die sich sofort auf den Rücken rollte, damit er sie am Bauch kraulen konnte. Das Tier war riesig. Wahrscheinlich hatte sich eine Wildkatze in den Stammbaum eingeschlichen. Vielleicht hatte auch Meriel, das Hexlein, ihre Hand im Spiel.
Die Katze blieb schnurrend auf dem Bett liegen, während er sich wusch und mit dem Ankleiden begann. In der Nacht hatte er einen Plan entwickelt, wie er das Problem mit geringfügigem Schaden lösen konnte. Wenn Meriel sich weigerte, Kyle zu heiraten, würde Amworth sie nicht zwingen. Kyle wäre aufgebracht, aber solange er sich nicht persönlich hintergangen fühlte, würde bald Gras darüber wachsen. An anderen Bräuten herrschte kein Mangel und die meisten
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