Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Briefe an einen Blinden - Dr Siri ermittelt

Titel: Briefe an einen Blinden - Dr Siri ermittelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Cotterill
Vom Netzwerk:
Geschirr. Da sah ich das Blut.«
    »Oje. Die arme Frau.«
    »Vor der Couch war eine Pfütze, und eine Blutspur führte zur Hintertür. Ich ging durch das ganze Haus. Alles picobello und blitzblank. Keine durchwühlten Schränke oder Schubladen. Keine umgedrehten Matratzen. Wer auch immer die alte Dame überfallen hat, ausrauben wollte er sie nicht. Glaube ich jedenfalls. Im ersten Stock fand ich zwar Schmuck, aber kein Geld. Und auch keine persönlichen Dokumente, weder von ihr noch von ihm.«
    »Keine Ausweise, Grundbuchauszüge, Führerscheine?«
    »Nichts. Aber vielleicht hatten sie die ja irgendwo versteckt, zur Sicherheit. Ich habe weder ein Portemonnaie noch eine Handtasche gefunden. Vermutlich hat der Täter all das mitgenommen, als er die Leiche der alten Frau nach draußen geschleift hat.«
    »Sie meinen, sie ist tot?«
    »Es war verdammt viel Blut, Doktor. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie so massive Verletzungen überlebt hat. Ich habe Ihnen etwas davon mitgebracht.«
    »Wovon?«
    »Na, von dem Blut.« Phosy zog ein Soßenfläschchen aus seiner Brusttasche. »Keine Sorge, ich habe es vorher gründlich ausgespült.«
    »Was, in drei Teufels Namen, soll ich damit anfangen?«
    »Keine Ahnung. Sie sind doch Pathologe. Ich dachte, es liefert uns vielleicht den einen oder anderen Hinweis.«
    »Worauf? Wie sie ums Leben gekommen ist? Oder was sie am Morgen vor dem Überfall gefrühstückt hat?«
    »Keine Ahnung. Sie sind der Experte.«
    »Aber nur ein ganz kleiner, und hexen kann ich schon gleich gar nicht. Verglichen mit echten Profis, die das Glück haben, über ein Labor und Techniker und eine jahrelange Ausbildung zu verfügen – kurz: Leuten, die wissen, was sie tun –, bin ich ein Stümper. Wir sind hier nicht in Hollywood. Dort kann man aus einer Blutprobe vermutlich Rückschlüsse auf die Schuhgröße des Opfers ziehen. Ich hingegen kann Ihnen in meinem derzeitigen Zustand noch nicht einmal mit Sicherheit sagen, welche Farbe das Zeug hat.«
    Siri nahm Phosy das Fläschchen aus der Hand und schüttelte es.
    »Wie haben Sie es in die Flasche gekriegt?«
    »Ich habe sie einfach in die Pfütze getaucht.«
    »War sie so tief?«
    »Tief genug.«
    »Dann kann die alte Dame eigentlich noch nicht allzu lange tot gewesen sein.«
    »Warum?«
    »Bei dieser Hitze, noch dazu auf Parkett, ist Blut nach höchstens einer Stunde trocken.«
    »Das heißt, der oder die Täter müssen die Leiche am helllichten Tag aus dem Haus geschafft haben. Merkwürdig. Ich habe die Nachbarn befragt. Keiner hat etwas gesehen. Dabei hätte jemand, der eine Leiche mit sich herumschleppt, in einem so kleinen Dorf doch eigentlich auffallen müssen.«
    »Und noch etwas will mir nicht recht einleuchten«, sagte Siri. »Das Motiv. Nehmen wir an, der Täter wollte die Botschaften geheim halten. Er wusste, dass wir herumgeschnüffelt hatten und die Witwe den Inhalt der Briefe kannte. Er konnte es unter keinen Umständen riskieren, dass sie dieses Wissen preisgab. Insofern kann ich verstehen, dass er sie umgebracht hat. Aber zu welchem Zweck hat er die Leiche mitgenommen? Um seine Tat zu vertuschen?«
    »Wohl kaum.« Phosy wusch sich Hände und Gesicht in dem kleinen Waschbecken in der Ecke des Büros. »Dann hätte er nämlich mit Sicherheit die Spuren beseitigt. Oder doch wenigstens die Haustür zugemacht. Nein, er wollte uns quasi mit der Nase drauf stoßen, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.«
    »Wäre es da nicht sehr viel praktischer gewesen, die Leiche am Tatort zurückzulassen? Und einen Einbruch vorzutäuschen?«
    »Aber dann würden wir uns ja jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob sie möglicherweise noch am Leben ist und was der Täter sonst noch mit ihr angestellt haben könnte.«
    »Also eine Art Warnung, meinen Sie? An uns?«
    »Möglich. Wir wären wahrscheinlich gut beraten, jemanden ins Vertrauen zu ziehen. Solange wir die Einzigen sind, die von der Sache wissen, ist es nicht allzu schwer, den Schaden zu begrenzen und uns zu eliminieren«, gab Phosy zu bedenken.
    »Ich habe mit Civilai gesprochen. Er kennt Leute, denen er trauen kann. Er wird heute Nachmittag eine kleine Eingreiftruppe zusammenstellen.«
    »Dtui und ich müssen dabei sein.«
    »Darüber haben wir schon gesprochen. Sie beide sind fest eingeplant. Aber Nägel mit Köpfen machen können wir erst, wenn wir uns in Pakxe umgesehen haben.«
    »Wir? Kommt Civilai etwa mit?«
    »Er hat darauf bestanden.«
    »Mensch, Siri.«
    »Was?«
    »Er

Weitere Kostenlose Bücher