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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Boden reißen, über sie stürzen! Behalte Weises Gelächter im Ohr! Denke Tag und Nacht an Belles Augen! Sieh zu, wie sie in das Haus getrieben werden, zähle die Balken, mit denen man die Türen verrammelt, betrachte den MG-Schützen, der sich auf den Endspurt des Massakers einrichtet!
    Das Schlimmste sind die Schreie. Sie durchdringen alles. Es gibt keine Hand, die die Ohren bedecken, die das Trommelfell abschirmen könnte. Man muß mithören, mitsehen, mitleiden. Die Flammen schlagen höher. Grell. Man hört ihr Prasseln. Dann knallen Schüsse dazwischen. Ein paar Russen sind aus den Fenstern gesprungen, entlaufen dem Feuer, rennen mitten in den Schlund des bellenden MGs hinein.
    Vonweghs Gesicht entspannt sich einen Moment. Sie haben es überstanden, denkt er.
    Neben ihm dreht einer durch. Gruhnke aus Berlin-Moabit. Achtmal vorbestraft wegen schweren Diebstahls. »Diese Säue!« brüllt er, »die büßen's noch … Die verrecken genauso … nach dem Krieg …«
    Die Umstehenden starren sich betroffen an. Wenn einer Gruhnke verpfeift, ist er reif. Jeder hat die ›Pflicht‹, ihn zu melden; jeder wurde bisher denunziert.
    »Kein Wort mehr!« faucht Vonwegh den erregten B-Soldaten an.
    »Du bist auch so einer«, brüllt Gruhnke, von Sinnen vor Zorn, »und hilfst ihnen noch … statt daß du deine Scheißknarre nimmst … und in ihre Fresse knallst …«
    »Sie sollen den Mund halten!« fährt ihn der Zugführer zum zweitenmal an.
    Nichts Neues im Hauptquartier. Der Frost macht die Nacht klar. Die Sterne leuchten kalt und fern. Durch die Gassen des Waldlagers winselt der Ostwind. Von drinnen hört es sich an, als ob in der Ferne ein frierender Dorfköter jammern würde. In den Baracken ist es still. Ihre gedrungenen Dächer wirken wie geduckt. Kein Wunder! Alles zieht in diesem Lager das Genick vor Dirlewanger ein.
    In der Baracke VIII, der Unterkunft des noch im Einsatz befindlichen ersten Zugs, brennt Licht. Fünf Mann sind in der Bude: der kleine Kordt und der rundliche Müller. Sie wurden heute nachmittag überraschend aus dem Stehbunker entlassen, krochen unter dem Gelächter der Burggendarmen wie Schildkröten in ihre Baracke zurück, schleppten ihre geschwollenen Glieder auf den Strohsack, liegen jetzt nebeneinander und mustern sich wortlos.
    Was für ein Leben!
    Jeden Tag eine Abwechslung, jede Variante eine Gemeinheit. Zwei oder drei B-Soldaten am Tisch, die mit selbstgezeichneten Karten einen seltsam lautlosen Skat spielen, können davon erzählen. Sie wurden heute in Dirlewangers Schloß geholt, fürchteten das Schlimmste … und wurden bewirtet. Mit Entenbraten. Sie mußten essen, bis es ihnen hochkam, sie mußten weiterfressen, bis der ausgehungerte Magen nichts mehr behalten konnte, bis sich die Günstlinge des Alten ausgelacht hatten.
    »Weiß nicht, was ihr habt«, sagt der dritte der Runde. »Wenn ich auffalle, geht's immer anders aus …«
    B-Soldat Haubach vergißt, die Karten aufzunehmen. »Ich weiß nicht«, versetzt er, »irgend etwas liegt in der Luft … Er hat mich immer so angesehen … so …«
    »Besoffen eben«, ergänzt Kleinschmidt, der Kumpel, mit dem er schon im Zuchthaus Straubing die Zelle geteilt hatte.
    »Nein«, antwortet Haubach, »so … Weißt du, ein ganz komisches Gefühl ist mir den Rücken hinabgekrochen … Er hat mich angeglotzt … wie die Hexe in >Hänsel und Gretel< …«
    »Achtzehn«, reizt der Dritte, um mit dem Spiel weiterzukommen.
    »Halt' ich«, erwidert Kleinschmidt.
    Nur ein paar hundert Meter von der Baracke entfernt, nimmt Dirlewanger per Sprechfunk die Meldung über die Ausrottung von Smolwiezki und die Einbringung der Beute entgegen. Es macht ihm soviel Laune, daß sich Müller-Würzbach, sein Verwaltungsspieß, mit der Unterschriftsmappe heranwagt.
    »Wenn ich Sie schon sehe …«, brummt der Chef. »Trinken Sie was, Sie Federfuchser!«
    Der Hauptscharführer bleibt abwartend stehen.
    »Geben Sie den Mist schon her! Bin in Gönnerlaune …« Dirlewanger unterschreibt Blatt für Blatt, ohne hinzusehen.
    Müller-Würzbach trocknet beflissen ab.
    »Na, also«, feixt Dirlewanger, »zufrieden mit mir heute?«
    »Jawohl, Standartenführer«, erwidert der Spieß und überlegt, was er noch anbringen muß.
    »Toll verlaufen … der Einsatz«, stellt der Alte gutgelaunt fest, »haben wieder 'nen Grund zum Feiern …«
    Wenn Dirlewanger Dörfer ausrottet, macht er sich gesund dabei, nach dem Motto: Die Schlechten ins Töpfchen, die Guten ins

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