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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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daß Standartenführer Dirlewanger im Anmarsch ist. Aus dem Haus kommt Geschrei.
    Dann erscheint Brillmann, verschwitzt, blaß, mit einem eingewickelten Etwas unter dem Arm.
    »Brillmann«, hält ihn Vonwegh auf, »muß ich Ihnen immer erst ein Kindermädchen nachschicken?«
    »Nein, Unterscharführer.«
    Vonwegh deutet fahrig zu den Toten hin. »Paßt Ihnen wohl nicht, das Kommando?«
    »Nein«, antwortet Brillmann.
    Der Zugführer nickt. »Wissen Sie, was das ist?« fragt er dann.
    Der Bindestrich schweigt.
    »Angewandter Nationalsozialismus«, setzt Vonwegh hinzu. »Wiederholen Sie!«
    »Angewandter Nationalsozialismus«, entgegnet Brillmann wie aufgezogen.
    »Lauter! … Alle wollen es hören! … Hier, laufen Sie an die Ecke und brüllen Sie!«
    »Angewandter Nationalsozialismus …«, heult es in Silben.
    »Was machen Sie denn da für neckische Spiele?« sagt der herangekommene Dirlewanger zu Vonwegh.
    »Ein blutleerer Theoretiker, Standartenführer«, nimmt Vonwegh die Kurve elegant. »Bin gerade dabei, ihm den inneren Schweinehund auszutreiben …«
    Dann meldet er sachlich: »Vierunddreißig Tote … zwei Verwundete …«
    »Wieso bloß zwei?« fragt Dirlewanger interessiert.
    »Die anderen haben die Partisanen geschnappt, Standartenführer.«
    »Na, nicht gleich weinen …«, entgegnet Dirlewanger gönnerhaft, »Sie kriegen ja neue, Vonwegh …«
    Dann geht er mit flinken Schritten näher, bleibt vor den toten Russen stehen. Exner ist wie zufällig in der Nähe und wartet auf sein Stichwort.
    »Hm«, sagt der Chef der Mordbrigade, »Sie haben schnell erfasst, woraufs ankommt.«
    »Jawohl, Standartenführer«, erwidert Vonwegh glatt.
    »Ich hab' sie alle …«, will sich Exner vordrängen, um das Lob Dirlewangers für sich zu kassieren.
    Der Zugführer dreht sich halb um und schlägt ihn mit der flachen Hand ins Gesicht. »Sie haben mit Vorgesetzten erst dann zu sprechen, wenn man Sie fragt«, tritt er dazwischen.
    Dirlewangers gelbe Raucherzähne grinsen. »Weitermachen!« sagt er und wendet sich noch einmal Vonwegh zu: »Gehen Sie mit Ihren Resten vergangener Pracht ins Waldlager zurück.« Er selbst stößt mit seinen Leuten zielstrebig nach vorne. Er hat es nötig, dem Reichsführer SS klare Resultate auf den Schreibtisch zu legen …
    Der erste Zug ist wieder zu Hause, soweit man dreizehn Mann einen Zug und eine vergammelte Baracke ein Heim nennen kann.
    Sie kauern in der Baracke und schieben eine ruhige Kugel. Der Spieß, Müller-Würzbach, will sie hinaustreiben, aber Vonwegh schirmt sie ab.
    Er wartet auf Nachricht. Seit vierzehn Tagen gibt es auch für ihn Feldpost, und er überlegt, wie lange ein Brief braucht. Er begleitet ihn von Berlin nach Warschau, über Minsk nach Lahuisk. Oder führt der Weg über Kiew? Schnappten die Partisanen die Postsäcke? Oder unterschlug einer Feldpostsäckchen und vernichtete die Post gleich mit?
    Unsinn, ruft sich Vonwegh selbst zur Ordnung und schaltet ab. Er hat an seinem Plan zu arbeiten, an seinem Ziel. Exner muß weg, abgesehen von der Sonderbehandlung von Brillmann. Die anderen stehen hinter ihm, selbst Petrat.
    Kuberg verfällt nach tagelangem Schweigen wieder in seinen üblichen Ton. »Ich störe Sie doch nicht?« fragt er und tritt an den Zugführer heran.
    »Ganz und gar nicht, Baron«, antwortet Vonwegh lächelnd.
    »Ich möchte Sie nicht lange aufhalten«, entgegnet der B-Soldat und Hochstapler a.D. »Um es ohne Umwege zu sagen … ich möchte abreisen …«
    »Gratuliere zu Ihrem Optimismus«, erwidert Vonwegh.
    »Ich hab' so meine eigenen Methoden«, fährt der Baron fort, »ich will Sie nur nicht in Ungelegenheiten bringen … Sagen Sie mir bitte, wann es Ihnen paßt …«
    »Erstens verbiete ich Ihnen abzuhauen«, sagt Vonwegh, »sollten Sie aber verduften, dann nur an einem Tag, an dem Brillmann Wachhabender ist, kapiert? Brillmann … kein anderer!«
    »Danke ergebenst für den Tip, Herr Vonwegh«, antwortet Kuberg, verbeugt sich comme il faut und verläßt den Raum.
    Der Zugführer sieht ihm nach. Draußen vor der Baracke geht Kirchwein unschlüssig auf und ab.
    Vonwegh winkt ihn heran. »Was ist los?« fragt er.
    »Ich muß Weise was melden«, stößt der Epileptiker hervor, »sonst macht er mich …«
    »Quatsch!« erwidert Vonwegh. Dann hat er die Lösung. »Kommen Sie«, sagt er, »ich hab' was für Sie …«
    Sie gehen Richtung Küchenbaracke. Vonwegh spricht in seiner eindringlichen Art auf ihn ein. Kirchwein zögert

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