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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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zunächst und begreift wie unter Zwang. Er wirkt lebhafter, scheint zuzustimmen.
    »Alles klar?« fragt der Zugführer.
    Der Epileptiker nickt.
    »Und jetzt schicken Sie mir Gruhnke und den Gorilla«, sagt Vonwegh.
    Die beiden begreifen rascher. B-Soldat Exner beobachtet sie verstohlen. Sie wirken wie Verschwörer, denkt er und hat das unbewußte Gefühl, daß sie etwas gegen ihn aushecken. Mit Exner ist es eine merkwürdige Sache: Keiner mag ihn, und keiner möchte es mit ihm verderben. Alle erkannten, daß er aus dem Holz geschnitzt ist, das es bei Dirlewanger zu etwas bringt. Ein Mann wie er, ein kalter Fanatiker, der schon aus Prinzip mordet, muß früher oder später dem Standartenführer auffallen und Karriere machen. Wie Exner haben sie alle begonnen, die Weises, Beiles und übrigen Trabanten.
    Als Vonwegh mit den beiden B-Soldaten in die Baracke VIII zurückkommt, wälzt sich ein menschliches Knäuel am Boden. Die oberen schlagen auf die unteren ein.
    »Aufhören!« ruft der Zugführer, und dann erkennt er, daß sie den Bindestrich lynchen wollen. Vielleicht ohne Grund, bloß aus dem Hass des Asozialen gegen den Staatsanwalt, den Vonwegh aus Berechnung geschürt, vielleicht zu sehr geschürt hat.
    Sie hören nicht auf ihn, bis sie der Gorilla auf einen Wink des Zugführers mit seinen Spatenhänden zurückreißt. Der frühere Beamte des RSHA liegt mit ramponiertem Gesicht und geschlossenen Augen in echter oder gespielter Ohnmacht am Boden.
    »Stehen Sie auf, Sie Waschlappen!« sagt der Zugführer kühl. »Sie sind nicht sehr beliebt bei Ihren Kameraden … merken Sie's?«
    Brillmanns Augen zucken.
    »Sie müssen sich Respekt verschaffen, Mensch«, fährt Vonwegh fort, »sonst gehen Sie hier unter.« Er überlegt und lächelt. Er nimmt Kuberg, den Baron, nicht ernst, aber er gibt ihm trotzdem eine Chance. »Sie spielen ab sofort UvD«, befiehlt er Brillmann. »Sehen Sie zu, daß Sie sich durchsetzen.«
    Als drei Tage später die Brigade vom Einsatz zurückkommt, hat Vonwegh alle Minen gelegt. Wenn's nach ihm geht, werden sie noch in der Nacht lautlos krepieren …
    Im Schloß geht es hoch her und laut zu. Die Küchenhelferinnen sind fast vollzählig in Dirlewangers Datscha befohlen. Der weibliche Tross ist mittlerweile auf sechsundfünfzig Russinnen angewachsen, keine unter dreizehn, keine über zwanzig. Der Standartenführer weiß, was ein Gastgeber einer ausgesuchten Tafelrunde schuldet.
    Irgendwann endet auch diese Orgie. Einer verließ sie vorzeitig. Oberscharführer Weise. Er hatte den Kanal fast voll, als er hinausging. Und dann lief er dem B-Soldaten Kirchwein in den Weg und war mit einem Schlag nüchtern.
    Weise will auf der Stelle handeln, aber der Standartenführer ist nicht mehr ansprechbar. Der Oscha haut sich hin, um die Sache morgen früh zu lancieren.
    Mittlerweile geht ein Hauptscharführer über den Gang, den bisher keiner im Schloß sah. Er hat es eilig. Bevor sich die ihm Begegnenden noch Gedanken machen, ist er schon vorbei. Er verläßt die Datscha. Die beiden Burggendarmen vor dem Tor grüßen zackig. Dann betrachten sie sich verwundert.
    »Kennst du den?« fragt der Linke.
    »Nie gesehen«, erwidert der andere.
    Kurz vor Mitternacht passiert der Mann in der Spießuniform die äußere Lagerwache. Er wird als Hauptscharführer mit Fragezeichen eingetragen. Sicher einer aus der Tafelrunde, denken die Posten. Dirlewanger liebt es ja, fremden Gästen sein Reich vorzuführen.
    Auch Vonwegh schläft schon. Den Standartenführer müssen sie in das Bett tragen. Endlich ist es still.
    »Antreten! Abzählen!«
    Der kommandierte UvD macht die Entdeckung, daß einer fehlt: Kuberg. Er unterschlägt es eine halbe Stunde. Dann meldet er es dem Spieß, der zu gleicher Zeit entdeckt, daß seine Ausgehuniform fehlt, gestohlen, aus dem Schloß, aus seinem Schrank. Vonwegh begreift als erster den Zusammenhang. Alle Achtung, Baron, denkt er, gelernt ist gelernt …
    Eine Stunde später verbreitet sich wie ein Lauffeuer, daß ein B-Soldat hier den Hauptscharführer von Köpenick spielte. Er kann nicht weit kommen, denkt man allgemein. Aber er bleibt verschwunden. Tage, Wochen, Monate wird man von ihm nichts mehr hören. Dann spricht sich herum, daß er in Berlin als Ritterkreuzträger verhaftet und verurteilt wurde und in der Montur eines Gefängniswärters entkam, um von da ab nie wieder aufzutauchen.
    Dirlewanger ist viel zu früh auf den Beinen. Kein gutes Zeichen. Er läßt Vonwegh kommen.
    »Sauerei!«

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