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Brigade Dirlewanger

Brigade Dirlewanger

Titel: Brigade Dirlewanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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sie grinsend empfängt.
    Die Ouvertüre ist ganz harmlos, mehr komisch als blutig. Sie erreichen die Dluga-Straße und nehmen oberflächlich Deckung. Sie müssen abwarten, bis Dirlewanger von der Kampfgruppe zurückkommt. SS-Gruppenführer Reinefarth leitet den Einsatz von einem hin- und herfahrenden Omnibus aus.
    Links liegt ein Krankenhaus, im Hof fallen plötzlich Schüsse. Die B-Soldaten rappeln sich hoch und greifen nach der Waffe. Sie pirschen sich bis zur gegenüberliegenden Seite vor und stellen erleichtert fest, daß es kein Feuerüberfall ist. SS-Soldaten haben im Hof Krankenschwestern und Pfleger zusammengetrieben, ungefähr zwanzig Mann, die wie gestorben an der Mauer lehnen. Die weißen Kittel machen ihre Gesichter noch bleicher. Einige haben sich auf den Boden geworfen und bitten um ihr Leben. Junge Burschen mit blassen Gesichtern tragen Benzinkanister an ihnen vorbei. Ein Untersturmführer beschleunigt durch Brüllen das Tempo. Auch im Haus hört man Schüsse. Dann treiben Soldaten mit den Gewehrkolben Kranke und Verwundete heraus.
    Vonwegh übersieht die Situation und tritt langsam beiseite. Er weiß, was kommt. Aber seine Ohren kann er nicht abschalten. Erste Salve, zweite. Entmenschte Schreie. Einige der Kranken verbrennen als lebende Fackeln. Vonwegh zündet sich eine Zigarette an. Ein paar der Neuen sehen zu, registriert er automatisch und geht langsam weiter, kommt an die Durchfahrt heran, in der Kranke auf Tragbahren liegen. Fast im selben Moment werden sie niedergeschossen.
    »Macht nicht so lange rum!« hört er eine kalte Stimme. »Benzin drüber … anzünden … und weiter!«
    Die Schreie werden dünner, ärmer. Von vorn kommt der frisch ernannte SS-Obersturmführer Weise auf Vonwegh zu, bleibt stehen, betrachtet einen Moment interessiert das Massaker, lächelt den Kompanieführer an. »Die haben schon ganz schön von uns gelernt …«, stellt er fest. »Na, ja … sieht schlimm aus hier …«
    Vonwegh nickt. Er spürt einen Krampf im Hinterkopf, aber er bleibt äußerlich kühl, gelassen.
    Weise betrachtet ihn und sagt: »Was wollte ich dir bloß sagen? … Ach ja«, setzt er dann rasch hinzu, »ich hab' einen Tip für dich … Du hast doch da deinen … Liebling, diesen Brillmann …«
    Vonwegh, der weghörte, ist sofort hellwach.
    »Anfrage vom Reichssicherheitshauptamt«, fährt der Obersturmführer fort, »nach seinem Verbleib … Die wollen ihn zurückholen …«
    »Was?« fragt Vonwegh betroffen.
    »Ja«, schließt Weise, »wenn du ihn fertigmachen willst, hast du nicht mehr viel Zeit …«
    Fast gleichzeitig sehen beide nach rechts.
    »Was steht ihr hier herum, ihr Armleuchter?« brüllt der zurückgekehrte SS-Oberführer Dirlewanger und deutet auf den Hof des Krankenhauses an der Dluga-Straße. »Gleich gibt's Schnaps, und dann rin ins Vergnügen! Mitmachen!« Er stapft weiter, zufrieden wie seit langem nicht mehr. Er braucht keine Muschiks zu jagen, nicht mehr Hühner zu organisieren, keine Kinder zu rauben und keine Dörfer mehr anzuzünden, was schon begann langweilig zu werden. Er ist am Ziel seiner Wünsche, im direkten Einsatz, und kann zeigen, was er mit seinen ›Löwen‹ leistet.
    Ein paar B-Soldaten schleppen ein Fässchen Rübenschnaps herbei. Die Umstehenden stürzen sich darauf.
    »Sachte, sachte«, ruft Obersturmführer Weise, »langt ja für alle … Gibt noch viel mehr zu organisieren als dieses Zeug da …«
    Vonwegh geht fast unbemerkt weiter. Er sieht den verstörten Braun und tritt an ihn heran. Der Politische steht wie angewachsen am Eingang des Hofes und starrt unverwandt auf die Stelle, wo der Junge, den sie für tot gehalten, mit Benzin übergossen hatten, als brennende Fackel zusammengebrochen war.
    »Es kommt noch schlimmer«, sagt Vonwegh leise und versucht den B-Soldaten wegzuziehen.
    Braun reagiert nicht.
    »Man muß sich eine Binde über die Augen legen«, fährt der Kompaniechef fort, »sehen … und warten … und niemals vergessen …«
    Braun rührt sich immer noch nicht von der Stelle. »Nein«, sagt er dann, »das … das kann ich nicht.«
    »Reiß dich zusammen!«
    »Ich kann dieser Mordbande nicht noch helfen!« brüllt der Politische plötzlich. Er atmet schwer. »Wir machen uns alle schuldig … alle!«
    »Mal herhören!« ruft SS-Oberführer Dirlewanger im Hintergrund.
    »Halbkreis!«
    Braun stützt sich mit beiden Händen schwer auf die Mauer.
    »Was gibt's denn da für ein Palaver? Vonwegh!« brüllt der Chef und kommt

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