bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
fragte Amanda ob er es schafft? Stimmt irgendetwas nicht?“
„Wenn das Herz stillsteht und längere Zeit nicht wieder zu schlagen beginnt, ist der Körper für die Mutation zu schwach. Alex‘ Herz stand für einige Minuten still, länger als normal. Aber es schlägt jetzt ganz schwach. Müde, aber es schlägt. Die Veränderungen in seinem Körper haben gerade eben begonnen, als du von deiner Bewusstlosigkeit wach wurdest.“
„Er hat geschrien! Er ist wach!“
„Sein Körper ist in einer tiefen Ohnmacht. Der Schrei ist genauso ein Reflex wie die Bewusstlosigkeit. Und Emily unterstützt ihn.“
„Woher weißt du, dass es wieder schlägt?“
„Weil ich es gehört habe.“
„Wie unterstützt sie ihn?“
„Leider ist sein Körper für die Mutation zu schwach. Wir haben es schon vorher vermutet. Er ist zwar reif genug aber zu jung. Das ist auch vermutlich der Grund, warum sein Herz länger stillstand als üblich.“
„Und was macht Emily?“
„Sie nimmt ihm so viele Schmerzen wie möglich, damit sein Körper die übrig bleibenden ertragen kann.“
„Kann ich zu ihm?“
„Erst wenn er wach ist, getrunken hat, und keine Gefahr für dich ist.“
„Will er mein … Blut … wenn er aufwacht?“
„Er wird sehr durstig sein. Sobald er den verlockend appetitlichen Duft deines Blutes gewittert, hat wird er es mehr als alles andere wollen.“
„Oh.“
„Keine Sorge. Wir werden genügend Tierblut für ihn bereitstellen. Trotzdem ist es sicherer für dich, wenn du dich fürs erste vor ihm in Acht nimmst. Er ist zwar noch derselbe Alex, aber seine Bedürfnisse sind andere.“
„Hat dir sein Blut vorhin nichts ausgemacht?“
„Nein. Aber er ist ein junger Vampyr. Er wird zunächst seinen Instinkten folgen.“
„Wie lange dauert es, bis ich ihn sehen kann?“
„Wenn er genug getrunken hat, sollte er sich schnell unter Kontrolle haben. Außerdem kennt und mag er dich. Er wird mit sich kämpfen müssen, doch er wird die Selbstbeherrschung nicht verlieren. Er wird sich sehr schnell bewusst werden, was es für ihn bedeutet, wenn er dich tötet.“
„Das beruhigt mich ungemein.“
Der Sarkasmus war nicht zu überhören, denn er lächelte flüchtig über meine Bemerkung.
„Zu unserem Glück sind nicht nur unsere körperlichen Eigenschaften und Sinne stärker ausgeprägt als bei Menschen.“
Ich zog meine Beine anwinkelt an meinen Oberkörper und schlang meine Hände darum. Als ob ich sie festhalten müsste, um nicht zu Alex zu laufen. Ich wollte ihn trösten. Seine Hand halten, wenn er zum ersten Mal seine Augen öffnet. Wenn er die Welt erstmals mit anderen Augen sehen würde. Welcher Ausdruck würde auf seinem Gesicht abgezeichnet sein? Wie wird er die Umgebung wahrnehmen? Wird er Angst haben oder wütend sein? Aggressiv oder eingeschüchtert?
Mein Kinn legte ich murrend auf meine angewinkelten Knie. Stütze so meinen Kopf ab, der immer schwerer wurde je länger ich nachgrübelte, wie Alex‘ Zustand nach der Verwandlung sein würde.
„Du kannst wirklich nichts für ihn tun.“
„Ich würde aber gerne.“
„Emily lindert seine Schmerzen so gut es geht.“
„Aber nicht vollständig.“
„Es wird alles gut. Glaub mir.“
Er beugte sich etwas zu mir. Sah mich eindringlich an. Seine Augen, dieses saphirblaue Schimmern, wie flüssiger Honig. Nur eben in Blau. Blauer Honig. Vertrauensvoll. Tröstend. Ich tauchte darin ein, in diese endlosen Tiefen des Meeres. Tauchte ab in seine wärmende Geborgenheit. Fast hätte ich die Veränderung in seinem Gesicht nicht bemerkt. Seine Stirn zeichnete eine kleine Kerbe in seine Haut. Ein Zeichen von Betrübnis? Sorge? Verdruss? Was löste diese Einbuchtung aus? Ich hob mein Kinn etwas an, um seinen Ausdruck genauer zu sehen. Um darin lesen zu können. Es gelang mir nicht. Ich war in den vergangenen Stunden so sehr mit Alex beschäftigt, dass ich William kaum Aufmerksamkeit schenkte. Doch er war einzig und allein für mich da. Seine Aufmerksamkeit galt alleine mir. Was hatte diese Furche in seiner Stirn zu bedeuten? Er war die ganze Zeit sehr gefasst gewesen. Hatte sich fürsorglich um mich gekümmert. Was war jetzt anders? Hatte ich was falsch gemacht? Ich wollte es wissen. Mich dafür entschuldigen. Dafür bedanken, dass er für mich da war. Er, den ich so kalt abgewiesen habe. Er war zu selbstlos. Zu gutmütig. Verständnisvoll. Zu verständnisvoll, um mich davor zurückzuhalten, ihn zu verlassen. Er würde weiterhin für mich da sein. Egal ob ich
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