bright darkness - strahlende Dunkelheit (German Edition)
Vampyre süchtig machen, es konnte anscheinend aber auch heilen, das hatte er mir verschwiegen. Um die Flammen besser zu ertragen, krallte ich mir Jeremys Arm mit meiner freien Hand.
„Es ist gleich vorbei“, versprach er.
Ich bohrte meine Fingernägel in Jeremys Haut und schaute in seine sanftmütigen smaragdgrünen Augen. Er erwiderte meinen Blick und ließ mich in dem Leuchten seiner Augen davon schwimmen. Dem feurigen Brennen folgte eine wohlige Wärme. Der zerrende Schrei in meinem Hals löste sich in ein sanftes Stöhnen auf. Ein Gefühl von Glückseligkeit rauschte durch meine Adern und löschte den Brand. Friedlichkeit breitete sich in mir aus, eingehüllt in zarte Seide. Ich schloss meine Augen und ließ mich von einer samtigen Welle hinaus ins Meer der Vollkommenheit tragen.
„Es reicht. Er muss aufhören!“, hörte ich Jeremy sagen.
Doch ich wollte nicht mehr, dass er aufhörte zu trinken. Die Schmerzen meines eigenen Körpers waren verschwunden. Mein Kopf fühlte sich an wie in Watte gepackt, meine Gedanken waren klar. Kein Stechen, Brennen oder Schneiden konnte die entspannte Ruhe der Innigkeit stören. Es war Williams Gift, das mir dieses Glücksgefühl schenkte. Sein Geschenk an mich als Zeichen der Dankbarkeit. Ich konnte die Quelle, an der er das Blut aus meinen Adern saugte, deutlich spüren. Es kitzelte angenehm dort, wo seine Zähne mit mir verbunden waren. Noch nie zuvor waren wir uns so nahe wie in diesem vollkommenen Moment der Glückseligkeit.
„Emily, halt seinen Kopf fest. Alex, halt ihm den Mund auf. Wir müssen die Zähne vorsichtig aus ihrer Hand entfernen.“
Sie sollten uns nicht trennen. Es gefiel mir so wie es war. Er schenkte mir Frieden, ich ihm Leben. Es war ein gerechter Tausch zwischen Liebenden. Was war verkehrt daran?
„Sie verliert das Bewusstsein! Beeil dich verdammt noch mal!“
Es war mir unklar, über wen sie sprachen. Mich konnten sie nicht meinen. Ich war vollständig bei Bewusstsein. Meine Gedanken waren klar. Wenn ich das Bewusstsein verlieren würde wäre es doch dunkel. Es war immer dunkel, wenn ich ohnmächtig wurde. Und dann fiel ich. Schwebte in einem schwarzes Nichts. Doch an diesem neuen Ort war es hell, warm und friedlich. Ich schwamm in einem weichen Wolkenmeer und schaute in das strahlende freundliche Licht vor mir. Je näher ich kam, desto eindeutiger wurden es mehrere kleine Lichter. Einige strahlten, andere funkelten. Sie waren wunderschön und ich wollte mit ihnen sprechen. Warum weiß ich nicht, aber ich wollte es unbedingt. Sie kamen mir bekannt vor. Hatte ich sie schon mal gesehen? In einem meiner verwirrten Träume vielleicht. Womöglich kannten sie meine Mutter. Ich sprach ihren Namen aus. Lilja . Was für einen schönen Namen sie hatte. Und als ich ihren Namen aussprach, fiel es mir wieder ein. Sie war es. Wieder unterbrach diese männliche befehlshaberische Stimme meine Gedanken.
„Gut so, leg sie flach auf den Boden. Emily, du weißt was du zu tun hast!“
Konnten die nicht etwas leiser sprechen. Ich musste mich auf die Lichter konzentrieren. Sie durften nicht verschwinden. Ich wollte unbedingt zu ihr. Ich wünschte, sie würde nicht von mir wegfliegen. Diese kleinen Lichtquellen waren schnell. Warte , rief ich ihr nach. Doch sie folgte meinem Rufen nicht. Der Abstand zwischen den Lichtpunkten und mir vergrößerte sich. Angestrengt versuchte ich ihnen zu folgen. Aber sie waren schneller als ich. Nein, sie waren nicht schneller. Ich bewegte mich in die falsche Richtung. Die samtigen Wellen trugen mich zurück. Gegen meinen Willen brachten sie mich dorthin, wo ich nicht hin wollte. Zurück zu dem Kummer und dem Leid, dass ich hinter mir lassen wollte. Warum konnte ich nicht hier bleiben, wo es so warm, friedlich und hell war?
Das Gefühl in meinen Muskeln kam langsam schleichend wieder zurück. Ein stechendes Brennen breitete sich langsam aus. Das Licht verblasste hinter einem undurchsichtigen schweren Nebel.
„Sarah!“, flüsterte er sanft.
William stand hinter mir. Ich drehte mich um und rannte auf ihn zu. Je näher ich ihm kam, umso langsamer machten mich die Schmerzen. Er streckte seine Hände nach mir aus und lächelte.
„Komm zu mir, mein Schatz!“
Ich biss die Zähne zusammen und konzentriere mich auf sein strahlendes Lächeln. Diesem Lächeln würde ich überall hin folgen. Müde und ausgelaugt kam ich bei ihm an. Er breitete seine Arme weit aus und schlang sie um mich herum. Es tat weh, als er meinen Rücken
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