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Bring mich heim

Bring mich heim

Titel: Bring mich heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Wagner
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»Schließ einfach mal deine Augen. Hör zu. Atme ein. Überleg dir, was du alles hören kannst. Was du riechen kannst. Dann sag es mir.« Er nahm noch meine zweite Hand, schloss seine Augenlider und holte fest Luft.
    Mit seiner tiefen Stimme begann er leise zu erzählen: »Es riecht nach Wärme. Autos, ich höre viele Autos.«
    »Hör genauer hin.« Samuel atmete ein weiteres Mal ein. Er war kurze Zeit still.
    »Das Meer. Vögel. Lachen.« Er verschränkte seine Finger mit meinen. Ging einen Schritt zu mir. »Ich höre einen Rhythmus, kräftig und gleichmäßig.« Ich näherte mich einen Schritt zu ihm. Dabei schloss ich die Augen.
    Mein Herz pochte. Hauchend sagte ich: »Ich rieche die Sonne, vermischt mit einem Duft nach Wald.« Samuel bewegte sich näher zu mir. Es trennte uns nicht mehr viel. »Ich höre einen Rhythmus kräftig und gleichmäßig«, flüsterte ich.
    »Es duftet nach Vanille«, hörte ich ihn sanft sagen. Mein Puls raste. Dennoch machte ich den letzten Schritt zu ihm. Mein Körper war an seinen gepresst. Ich fühlte seinen Herzschlag. Ich spürte meinen immer stärker, denn ich wurde nervös, leicht ängstlich. Seine Wärme durchströmte mich. Es wurde mir beinahe zu viel.
    »Atmen, Kleine. Atmen«, hörte ich Samuels Stimme. Ich schnappte kräftig nach Luft. »Und wieder aus.« Und ließ sie wieder aus meinen Lungen herausströmen.
    »Ich gehe nicht weiter, wenn du es nicht willst.« Ich konnte seinen heißen Atem in meinem Gesicht fühlen. Ich nickte nur.
    »Ich hoffe, du hast jetzt genickt. Meine Augen sind noch geschlossen. Soll ich sie öffnen?«
    »Nein. Nein, lass ... lass sie zu«, sagte ich hastig.
    »Okay ...« Er senkte seinen Kopf. Die Nasenspitzen berührten sich. »Atmen.« Ich stieg auf meine Zehenspitzen. Führte seine Hände hinter meinen Rücken. Nach einem kräftigen Atemzug bewegte ich meine zittrigen Arme zu seinem Nacken. Ein wenig streckte ich meinen Hals und lehnte mich vor. Unsere Lippen streiften federleicht. »Mehr nicht«, flüsterte ich dagegen. Keiner rührte sich. Wir genossen schlicht diesen Moment. Diesen Augenblick, wo ich bereit war, Samuel so nahe an mich zu lassen. Es war ein wunderbares Gefühl. Tränen begannen meine Wangen herabzulaufen. Sie tropften auf Samuels und meinen Mund.
    »Nicht weinen, Mia.« Ich musste kräftig schlucken.
    »Öffne deine Augen.« Seine Stimme war befehlend und dennoch vorsichtig. Mein Herz schlug noch heftiger, als es ohnehin schon tat. Langsam tat ich, was er mir sagte. Ich blickte in diese wundervollen Augen. Immer mehr Tränen liefen an mir herab. Mit seinem Daumen wischte er sie weg.
    »Habe ich etwas Falsches getan?« Ich verneinte.
    »Nein. Absolut nicht. Es ... es fühlt sich überwältigend an«, schluchzte ich.
    »Wieso dann der Wasserfall?« Er lächelte mich an.
    »Ich mag es.« Ich pausierte für einen Moment. »Ich mag dieses Gefühl.« Und erwiderte sein Lächeln.
    Samuel nahm mein Gesicht in seine Hände, flüsterte: »Ich mag diese Gefühle auch«, dabei küsste er meine Stirn.

Kapitel 37
    Mia – Musik fürs Leben
    Richtung Marseille, Juli 2012
    Es war gemeinsam viel schöner zu reisen als alleine. Mitunter lag dies auch an der netten Begleitung. Während der Zugfahrt hatte ich sozusagen auch meine eigene Jukebox. Ich war unter anderem nicht die Einzige, die ihm zuhörte. Die Reihen hinter uns und gegenüber lauschten genau. Wobei die Mädchen vis-à-vis ständig rüberlugten und kicherten.
    »Passiert dir das öfter?« Ich verstand die zwei eigentlich ganz gut, warum sie das taten. Man konnte an Samuel nicht vorbeisehen. Nicht einmal ich hatte es am Tag unserer Begegnung geschafft. Obwohl ich nicht hinsehen wollte, drehte ich mich schließlich um. Und wurde von diesen wunderschönen Augen gefangen.
    »Was passiert mir?« Er zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
    »Diese kichernden Mädchen, welche dich vermutlich nur allzu gerne bei sich haben wollen.« Ich deutete nur mit den Augen dort hin. Sam drehte sich komplett um.
    »Ein wenig unauffälliger ginge es noch«, flüsterte ich. Er lächelte in Richtung der beiden. Zwinkerte ihnen zu.
    »Ach, komm schon, das macht doch sonst keinen Spaß.« Sein Lachen wurde zum Grinsen. Die Mädchen liefen rot an und kicherten umso lauter. Hätte ich ihn bloß nicht gefragt. Denn somit war nicht nur Samuel im Visier, sondern auch ich wurde unter die Lupe genommen. Ich spürte ihre Blicke. Sie sahen mich von Kopf bis Fuß an. Samuel stoppte das Gitarrespielen und kam zu mir

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