Bring mich heim
– Unausgesprochene Gefühle
Nantes, Juli 2012
Ich brach den Kuss ab. Meine Finger krallten sich in Samuels Schulter. Luft ... ich benötigte Luft. Diese Gefühle sollten mich nicht erdrücken. Mein Therapeut hatte recht. Ich konnte das hier nicht aufhalten. Es war zu mächtig, um es noch aufzuhalten. Mein Herz sehnte sich zu sehr nach Samuel. Mein Körper sehnte sich zu sehr nach diesen kleinen Berührungen. Ich konnte nicht anders und musste all das zulassen. Auch, wenn ich wusste, dass es kein gutes Ende nehmen würde.
Ich schnappte kräftig nach Luft. Es war mir ein wenig schwummrig.
»Mia?« Samuel sah mich besorgt an.
»Ich ... ich«, stammelte ich daher. Ich holte ein weiteres Mal tief Luft. Dabei überlegte ich, welche Antwort die ehrlichste war. Er hielt mich die gesamte Zeit über an meinen Hüften fest. »Ich habe nur zu atmen vergessen. Geht gleich wieder. Du hast mich nur überwältigt.«
»Womit denn?« Samuel zog mich näher zu sich ran.
Mit einem etwas gezwungenen Lächeln sagte ich: »Damit.« Gab ihm dann einen Kuss auf seine vollen Lippen. Überraschend hob mich Sam vor all den anderen Touristen hoch. Ein Schrei entkam mir. Er wirbelte uns im Kreis. Ich konnte nicht anders und musste laut lachen. Nach einigen Umdrehungen ließ er mich zurück zu Boden. »Halte mich bitte«, kicherte ich. »Du hast mich eindeutig zu viel gedreht.«
»Ungefähr so?« Mit einem Ruck war ich auf seinen Armen. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust. »Lass mich bitte herunter. Alle anderen sehen uns bereits schief an«, murmelte ich in sein Shirt.
»Das bildest du dir doch nur ein. Und wenn es wirklich so wäre ... wen stört es? Ich genieße gerade den Moment mit dir.« Seine gehauchten Wörter in meinem Ohr ließen Gänsehaut über meinen ganzen Körper rieseln. Er gab mir einen leichten Kuss auf den Kopf. Verlegen sah ich hoch und schenkte ihm mein Lachen. Er hatte ja recht. Wen stört es, wer hersah. Ich sollte auch endlich anfangen, das zu genießen, was ich hatte. Und das, was ich im Moment hatte, war es wert. Durch Samuel war ich lebendig. Ich schien beinahe, all das Geschehene zu vergessen.
Sam senkte mich herab. Jedoch ließ er mich nicht aus seiner Umarmung. Er beugte sich runter und begann meine Schulter zu küssen. Mein Körper reagierte auf der Stelle darauf. »Also, wo waren wir stehen geblieben?« Meine Hände glitten seine gut gebaute Brust entlang hoch zu seinem Nacken.
»Komm, lass uns gehen«, hauchte ich in sein Ohr. Ich konnte mein Herz laut gegen den Brustkorb klopfen hören. Den rechten Arm ließ ich herab zu seinem Herzen gleiten. Es pochte ebenso wild dagegen. Das brachte ein richtiges Lachen auf meine Lippen.
Scherzhaft sagte er: »Zu dir oder zu mir?«
Ich gab ihm einen leichten Hieb auf den Oberarm und rollte mit meinen Augen. »Als ob ich eine andere Wahl hätte. Du lässt mir ja nicht mein eigenes Zimmer haben.«
Mit einem großen Grinsen nahm er meine Hand und zog mich weiter.
Als wir vor der Hotelzimmertür standen, lehnte er sich dagegen. Seine Arme verschränkte er vor seinem Körper. Amüsiert sah ich ihm zu. »Also nehmen wir heute mein Zimmer?«
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich ging näher an ihn ran. Unsere Körper waren aneinandergepresst. Samuels Hände streiften meinen Rücken entlang, hin zu meinem Hintern. »Nur zu blöd, dass ich den Schlüssel habe«, sagte ich gegen seine Lippen.
»Oh verdammt, den hatte ich ja dir gegeben.«
Ich ging nahe an sein Ohr ran, sprach in gedämpfter Stimme: »Such ihn.«
»Allzu gerne«, brummte er.
Samuel kramte in meinen Hostentaschen. Doch fand nichts. Fragend sah er mich an. Ich griff in meinen BH und zog den Schlüssel heraus. Seine Augen blitzten auf. Er schnappte ihn sich, sperrte auf und ging herein. Ich lehnte mich gegen die Tür und sah ihn von hinten an.
»Was ist? Kommst du?«, rief er mir zu. Als ich mich noch immer nicht vom Fleck rührte, kam er wieder zu mir. Nahm meine Hand und führte mich in das Zimmer.
»Ich hätte dich den restlichen Tag von dort beobachten können.« Samuel küsste meine Stirn. »Ich bekomme nicht genug von dir.« Ich nahm seine rechte Hand und legte sie auf mein Herz. »Fühl mal.« Es begann noch heftiger zu schlagen, als ich in seine Augen sah. »Ich kann mich nicht daran erinnern, wann es das letzte Mal so kräftig geschlagen hat.« Ich musste meine Gefühle mit ihm teilen. Ich wollte, dass er wusste, wie es mir ging. Wenn ich sie schon zuließ, wollte ich sie teilen.
Samuel
Weitere Kostenlose Bücher