bringen alle in Schwung
ein.
„Küche und Lehrerzimmer scheiden jedenfalls aus“, kicherte Katrin.
„Wie wär‘s mal mit dem Wäldchen?“, schlug Nanni vor.
„Spinnst du?“, rief jemand.
„Nein, sie spinnt nicht“, widersprach Jenny. „Der Gedanke ist klasse! Nicht nur neu, sondern auch gut. Wir gehen nicht weit weg, nur auf die erste Lichtung, dahin, wo die Buchen stehen. Beim alten Gartenhäuschen können wir am Nachmittag Decken und Fressalien und Cola und Limo lagern, das merkt keiner. Und dann treffen wir uns genau um Mitternacht. Okay?“
„Okay“, stimmten die Mädchen zu.
„Was ist, wenn es regnet?“, fragte Katrin.
„Es regnet nicht“, erklärte Carlotta entschieden.
Jenny zuckte die Achseln.
„Wenn es regnet, verschieben wir das Ganze um eine Nacht. Ist ja egal, oder?“
„Gut. Aber wie stellst du dir vor, dass wir aus dem Haus raus und später wieder reinkommen sollen?“, wollte die praktische Bobby wissen.
Hanni trat ihr sacht und fröhlich gegen das Schienbein.
„Kein Problem. Durch unser Zimmer, über den Balkon. Das sind höchstens zwei Meter. Man könnte fast springen. Aber mit einer kleinen Leiter schafft das jede. Da würde ich sogar Molly-Molly mit ihren zwei Zentnern runterwuchten.“
Die anderen kicherten.
Dann erklang Tinas sanfte Stimme: „Lasst euch bloß keine zu mühsamen Sachen einfallen, ihr Zwillinge. Wir wollen doch Spaß haben und uns nicht strapazieren.“
Die Mädchen brachen in lautes Lachen aus.
Tina war ein lieber Kerl. Das, was man so allgemein eine Seele von Mensch nennt. Außerdem hatte sie eine Stimme wie eine Nachtigall erster Klasse, konnte stricken und sticken, als wäre sie ihre eigene Urgroßmutter, und legte in Mathematik Leistungen hin, dass den Klassenkameradinnen Hören und Sehen verging. Sie standen Schlange, um bei Tina abzuschreiben.
Aber im Sport war Tina nicht nur eine Null, sondern ein fünffaches Minus. Sie war groß und rund und dick und weigerte sich, ihren großen, runden, dicken Po mehr als unbedingt notwendig vom Stuhl zu heben. Und das mit knapp 14! Sie hätte in einem so sportlichen Internat wie Lindenhof viel Spott und Verachtung erdulden müssen, wenn sie nicht in anderer Beziehung gut gewesen wäre. Natürlich verspottete man sie trotzdem, aber es war ein freundlicher Spott, und sie ertrug ihn mit satter, rundwangiger Gelassenheit.
„Du wirst die Leiter schon runterkommen, Pummeline“, grinste Hanni. „Und wenn nicht, bleibst du eben oben und kriegst nichts zu essen. Dann feiern wir kalt lächelnd ohne dich.“
„Na gut“, murmelte Tina träge. „Ich werd mein Bestes tun. Ich liebe Ölsardinen.“
Sie aß schon wieder. Oder noch immer? Diesmal war es ein unreifer Apfel aus dem Obstgarten.
„Und Anja?“, fiel Nanni plötzlich ein. „Was ist mit Anja? Oder willst du sie nicht dabei haben, Jenny? Das fände ich gemein.“
„Natürlich will ich sie dabei haben“, erklärte Jenny.
„Warum ist sie dann jetzt nicht hier?“, fragte Hanni, leicht gereizt.
Sie fühlte sich für Anja verantwortlich. Jenny zuckte die Schultern.
„Du, einfach weil ich dachte, es fällt zu sehr auf, wenn sie mit ihrem Rollstuhl herausrollert.“
„Quatsch“, widersprach Hanni. „Den Lehrerinnen ist es egal, ob wir nach dem Essen drinnen herumhocken oder auf der Terrasse.“
„Weiß ich. Aber die anderen aus der Klasse, die ich nicht einladen möchte, die würden es merken. Ich habe nicht genug Geld, um Kuchen und Wurst und so weiter für alle zu kaufen. Außerdem will ich meinen Geburtstag nur mit denen feiern, die ich wirklich mag.“
Das musste man respektieren. So ein Mitternachtsfest war keine allgemeine Klassenfete, sondern eine Gelegenheit, mit guten Freundinnen eine richtige Fressorgie zu feiern. Meistens war einigen der Beteiligten am nächsten Tag schlecht bis speiübel, aber das hatte noch keines der Mädchen jemals gestört.
„Anja muss mit“, stellte Hanni kategorisch fest und die anderen nickten.
„Natürlich kommt Anja mit“, sagte Tina mit vollem Mund. „Wenn ich die Leiter runterrutschen kann, schafft Anja das auch. Die Zwillinge halten sie oben fest, zwei oder drei von uns nehmen sie unten in Empfang, was soll da schiefgehen? Zwei Meter sind schließlich nicht der Rathausturm, oder?“
Tina hatte recht.
„Wir müssen nur den Rollstuhl in den Garten bringen, bevor die Haustür geschlossen wird“, meinte Bobby. „Dann braucht Anja nicht mit ihren Krücken über die Wiese zu hoppeln, sondern wir schieben
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