Brisante Enthüllungen
peinlich.
"Sandro hat dir einen Diamantring geschenkt?" rief Teresa aus, während sie Pollys Verlobungsring betrachtete. "Aber ich habe gedacht …" Sie verstummte. Ernesto warf ihr einen strengen Blick zu, und sie improvisierte: "Ich habe gedacht, er hätte sich eher für einen Smaragdring entschieden, weil du grüne Augen hast. Oder bist du abergläubisch? Manche Leute behaupten, Smaragde brächten Unglück."
Was hat sie sagen wollen? überlegte Polly.
"War es so schlimm, wie du befürchtet hast?" fragte Sandro später auf der Rückfahrt zum Hotel.
"Nein", gab sie zu. "Die beiden sind sehr nett. Es ist nicht richtig, dass wir sie täuschen."
"Du solltest Teresa nicht unterschätzen, meine Liebe", antwortete er spöttisch. "Sie ist sehr scharfsinnig."
"Dann werde ich in ihrer Gegenwart noch vorsichtiger sein", erwiderte sie. "Weshalb war sie erstaunt, dass du mir einen Diamantring zur Verlobung geschenkt hast?"
"Ah ja, es ist dir aufgefallen." Er zuckte die Schultern. "Sie hat vermutlich damit gerechnet, ich hätte dir den Rubinring der Valessis an den Finger gesteckt, den bisher jede Braut unserer Familie getragen hat."
"Nur ich nicht."
"Nein." Seine Miene wurde hart. "Man hat ihn in dem Autowrack gefunden. Mein Vater hat ihn Bianca mit ins Grab gegeben."
Polly schluckte. "Das kann ich verstehen." Sie machte eine Pause. "Ich frage mich, ob die Kartons mit meinen Sachen schon da sind", wechselte sie schnell das Thema.
Er sah sie nachdenklich an. "Es tut mir Leid, dass du dich darüber ärgerst, deine Sachen nicht selbst packen zu können. Ich wollte dir nur helfen und dir die Arbeit ersparen."
"Das ist mir klar." Sie zauberte ein Lächeln auf die Lippen. "Aber ich bin daran gewöhnt, unabhängig zu sein."
"Dann freust du dich sicher darüber, heute nicht mit mir zu Abend essen zu müssen", erklärte er ironisch. "Ich gehe aus. Möchtest du in der Suite essen oder lieber im Restaurant?"
"In der Suite. Das ist für Charlie besser."
"Gut, ich werde es veranlassen."
Zu gern hätte Polly gewusst, wo und mit wem er den Abend verbringen wollte. Doch sie konnte ihn nicht fragen, dazu hatte sie kein Recht. Sie würden einander keine Fragen stellen, über persönliche Dinge sollte nicht geredet werden.
"Ehe ich gehe, werde ich Carlino Gute Nacht sagen", verkündete Sandro. "Wenn du damit einverstanden bist."
"Daran kann ich dich nicht hindern."
"Vergiss nicht, du hast einen Schlüssel und kannst dein Zimmer abschließen", erinnerte er sie.
Daran hatte Polly schon gedacht. Aber sie war sich nicht sicher, ob er eine verschlossene Zimmertür respektieren würde.
Als sie später allein war, stellte sie sich in dem eleganten Bademantel, der an der Tür des Badezimmers gehangen hatte, auf den Balkon. Im Mondschein wirkte alles sehr friedlich. Polly stützte sich auf das Geländer. In Comadora war sie nicht willkommen, das war ihr klar. Die Contessa war nicht damit einverstanden, dass Sandro sie und Charlie mitbrachte. Immerhin wusste Polly jetzt, dass sie sich die Feindseligkeit der älteren Dame nicht eingebildet hatte. Dass Sandros frühere Geliebte seine Frau werden sollte, war für die Contessa sicher schwer zu ertragen.
Ich an ihrer Stelle würde damit auch nicht zurechtkommen, gestand Polly sich ein. Sie richtete sich auf, drehte sich um und wollte ins Zimmer zurückgehen. Zu ihrer Überraschung stand Sandro an der Balkontür, und Polly schrie leise auf.
"Es tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken", entschuldigte er sich.
"Ich … habe nicht damit gerechnet, dass du schon wieder da bist."
Er zog die Augenbrauen hoch. "Hast du geglaubt, ich würde die Nacht woanders verbringen?" fragte er ironisch.
"Selbst wenn du es getan hättest, würde es mich nichts angehen", erwiderte sie. "Du kannst machen, was du willst."
"Erlaubst du mir etwa ausdrücklich, mich herumzutreiben, meine Liebe? Wie großzügig! Aber auch ohne deine Erlaubnis mache ich, was ich will." Er zögerte kurz. "Ich dachte, du seist schon im Bett."
"Ich wollte mich gerade hinlegen." Plötzlich kam ihr der Balkon viel zu klein vor, und Sandro stand für ihren Geschmack zu dicht vor ihr.
"Dann lass mich, bevor du ins Bett gehst, noch einen Blick auf meinen Sohn werfen."
"Natürlich." Polly ging an ihm vorbei ins Wohnzimmer. "Er ist auch mein Sohn", fügte sie über die Schulter hinzu.
"Das habe ich keineswegs vergessen. Weshalb hast du auf dem Balkon gestanden, Paola? Hast du den Mond betrachtet?"
"Ich habe nachgedacht."
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