Brisante Enthüllungen
Sekundenlang schwieg sie, ehe sie fragte: "Wird die Contessa zu unserer Hochzeit kommen?"
"Nein. Sie bleibt im Palazzo, um alles für unsere Ankunft vorzubereiten."
"Und anschließend?" Sie blickte ihn nicht an.
Sandro zögerte kurz. "Sie wird zumindest so lange bei uns bleiben, bis du den Haushalt allein führen kannst."
"Vielleicht noch länger, oder?"
"Ja, vielleicht." Er seufzte. "Paola, mein Vater hat sie im Palazzo aufgenommen. Ich kann sie schon allein aus Respekt vor ihm nicht wegschicken. Wenn sie geht, dann muss es ihr freier Wille sein. Ich hoffe, du kannst es akzeptieren."
"Das muss ich wohl." Sie drehte sich um und ging ins Schlafzimmer. Sandro folgte ihr. Am Kinderbett blieb er stehen und betrachtete seinen Sohn so liebevoll, dass Polly ganz gerührt war.
Sie erinnerte sich daran, dass er sie damals auch so angesehen hatte. Verzweiflung stieg in ihr auf. Was für eine dumme Reaktion, schalt sie sich insgeheim.
Als Sandro an ihr vorbei zurück ins Wohnzimmer ging und ihr dabei einen nachdenklichen Blick zuwarf, wurde sie ganz nervös und fragte herausfordernd: "Möchtest du mir etwas sagen?"
"Ist es nicht seltsam, dass du meine Nähe kaum noch ertragen kannst, obwohl wir uns einmal sehr gern hatten und zusammen ein Kind haben?" Seine Stimme wurde leise und beinah drängend. "Paola, wie konnte das geschehen? Warum hast du solche Angst, mit mir allein zu sein? Warum hast du Angst vor meiner Berührung?"
"Ich habe keine Angst …", begann sie.
"Du brauchst mir nichts vorzumachen", unterbrach er sie. "Du warst noch unschuldig, als wir uns kennen gelernt haben, und trotzdem warst du in meinen Armen von Anfang an ungemein hingebungsvoll und leidenschaftlich. Manchmal hatte ich das Gefühl, so viel Freude und Glück nicht ertragen zu können."
Erinnerungen wurden wach bei seinen Worten, und es überlief Polly heiß. "Ja, da war ich ja auch noch in dich verliebt", entgegnete sie betont kühl. "Jetzt nicht mehr. Das ist der Unterschied."
Es folgte ein langes Schweigen, und Polly wartete angespannt auf Sandros Reaktion.
"Du hast natürlich Recht", antwortete er ruhig. "Das ist der Unterschied. Danke, dass du mich daran erinnert hast. Gute Nacht."
Wenig später hörte sie, dass er die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnete und hinter sich zumachte.
Polly war erleichtert und atmete tief aus. Jetzt musste sie nur noch mit ihrer Sehnsucht zurechtkommen. Doch das würde sie schaffen, denn sie würde viel zu beschäftigt sein, um ihren Gedanken nachzuhängen. Sie musste Kleidung kaufen, ihre Italienischkenntnisse auffrischen, und sie konnte endlich mehr Zeit mit Charlie verbringen. Außerdem wollte sie die Bücher lesen, für die sie bisher keine Zeit gehabt hatte. Zugleich würde sie sich in eine ganz andere Frau verwandeln, in die Marchesa Valessi. Und sie würde Sandros Frau werden, obwohl er sie gar nicht haben wollte.
7. Kapitel
"In zwei Tagen heiratet ihr", stellte Teresa fest. "Das ist aufregend, oder?"
"Oh ja, ich bin schon ganz nervös", erwiderte Polly nichts sagend.
Ich komme mir gar nicht vor wie eine Braut, überlegte sie angespannt, während sie sich im Spiegel betrachtete. Das elegante und sehr teure cremefarbene Leinenkleid, das sie auf Teresas Drängen hin gekauft hatte, betonte ihre schlanke Gestalt. Sie würde es zusammen mit den eleganten hochhackigen Schuhen zur Trauung und während des Fluges tragen.
Seit der kurzen Auseinandersetzung am ersten Abend im Hotel hatte Sandro Polly sich selbst überlassen. Nur wenn sie mit Teresa und Ernesto zusammen waren, spielte er den charmanten, aufmerksamen Bräutigam.
Ansonsten war er sehr zurückhaltend und behandelte Polly höflich. Sie sahen sich nur selten, denn er war meistens unterwegs und erschien nur, um mit Charlie zu spielen oder ihm Gute Nacht zu sagen.
Sie durfte sich nicht über sein Verhalten beklagen, denn sie hatte es nicht anders gewollt. Aber sie war sehr einsam und allein, und in Comadora würde sich das Gefühl, völlig isoliert zu sein, noch verstärken.
"Zieh das Kleid aus, und häng es weg", riet Teresa ihr. "Sandro darf dich darin vor der Hochzeit nicht sehen." Sie zögerte sekundenlang, ehe sie hinzufügte: "Ist alles in Ordnung, Paola? Du bist heute so still."
Polly streifte das Kleid ab und hängte es in den Schrank. "Ach, vielleicht hat es etwas mit Julie zu tun."
"Oh, hat sie sich in Alessandro verliebt?"
"Nein." Polly lachte. "Zumindest habe ich nichts Dergleichen bemerkt."
Teresa lachte auch. "Alle
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