Brisante Enthüllungen
sah Polly fragend an. Doch sie war zu verwirrt, vielleicht auch zu ängstlich, um die unausgesprochene Frage zu beantworten. Sie wusste nur, wenn er sie wieder küsste, wäre sie verloren.
Aber in dem Moment läutete das Telefon. Sandro fluchte leise und ließ Polly los. Sogleich sprang sie auf und verließ geradezu fluchtartig den Raum. Sie eilte in ihr Schlafzimmer und bemühte sich, das seelische Gleichgewicht wiederzugewinnen.
"Mom", ertönte plötzlich Charlies Stimme. Er kam aus dem Bad und lief auf sie zu.
Julie folgte ihm. "Ihm ist ein kleines Malheur mit dem Müsli passiert", berichtete sie. "Ich habe ihn umgezogen."
Als Polly sich zu ihm hinunterbeugte, wurde die Tür geöffnet, und Sandro stürmte mit finsterer Miene herein. Polly nahm Charlie auf den Arm und blickte Sandro abweisend an.
"Wir müssen uns unterhalten, und zwar allein", erklärte er auf Italienisch.
"Ich wüsste nicht, warum", entgegnete sie nervös, während Julie sich diskret zurückzog. "Ich hätte mir denken können, dass ich dir nicht trauen kann."
Er verzog verächtlich die Lippen. "Nein, meine schöne Heuchlerin, darum geht es gar nicht. Dir ist wahrscheinlich klar geworden, dass du dir selbst nicht trauen kannst. Warum bist du nicht ausnahmsweise einmal ehrlich?" Er kam auf sie zu.
Sie wich zurück und hielt Charlie vor ihren Körper. "Fass mich nicht an. Du hast versprochen, mich in Ruhe zu lassen."
"Das werde ich auch tun", fuhr er sie an. "Nimm dich zusammen, du erschreckst unseren Sohn."
Charlies Lippen zitterten. Er streckte die Arme nach seinem Vater aus, und Sandro nahm ihn Polly ab. "Er wird den ganzen Tag mit mir verbringen." Er drehte sich um und fügte über die Schulter hinzu: "Wag es nicht noch einmal, unseren Sohn mir gegenüber als Druckmittel zu benutzen." Dann ließ er sie allein.
Polly blieb wir erstarrt mitten im Raum stehen.
Schließlich kam Julie zurück. "Ist alles in Ordnung, Miss Fairfax?" erkundigte sie sich besorgt.
"Ja", behauptete Polly. "Es war nur ein Missverständnis."
"Hat der Marchese Ihnen schon die Neuigkeit erzählt?" fragte Julie. "Als ich gestern nach Hause gehen wollte, hat er vorgeschlagen, ich solle mit nach Italien kommen, weil Charlie an mich gewöhnt sei. Ist das nicht wunderbar?"
Das hat er mir absichtlich verschwiegen, sonst hätte er für sein angebliches Entgegenkommen keine Belohnung verlangen können, überlegte Polly ärgerlich und ballte die Hände zu Fäusten.
"Ich dachte, Sie würden sich darüber freuen." Julie sah sie verblüfft an.
"Ja." Polly zauberte ein Lächeln auf die Lippen. "Natürlich freue ich mich. Ich habe es mir ja gewünscht." Sie machte eine Pause. "Da Charlie den Tag mit seinem Vater verbringt, können Sie heute freihaben und Ihre Sachen packen."
Nachdem die junge Frau weg war, setzte Polly sich auf eins der Sofas im Wohnzimmer und barg das Gesicht in den Händen. Sie war zornig, zugleich fühlte sie sich aber auch schuldig. Es war falsch gewesen, Charlie als Schutzschild zu benutzen. Aber sie hatte nicht riskieren wollen, noch einmal von Sandro berührt zu werden, denn sie sehnte sich immer noch viel zu sehr danach, von ihm geliebt zu werden.
Ich darf nicht zulassen, dass sich alles wiederholt, nahm sie sich vor. Sie würde nicht wieder auf seine Verführungskünste hereinfallen, egal, wie sehr sie sich nach ihm sehnte.
Am nächsten Tag fand die Trauung statt. Als Sandro und Polly zu Mann und Frau erklärt wurden, drehte er sich zu ihr um. Sie schloss die Augen und wartete darauf, dass er sie küsste. Aber er streifte mit seinen Lippen nur flüchtig ihre Wange.
Polly fiel auf, dass Teresa und Ernesto Blicke des Erstaunens wechselten. Schließlich nahm Teresa sie zur Seite und überreichte ihr ein hübsch eingepacktes Geschenk. "Mach es erst heute Abend auf", bat sie Polly.
Sie bedankte sich lächelnd und steckte das Päckchen in die Schultertasche aus weichem Leder.
Der Flug verlief problemlos. Charlie plapperte fröhlich und schlief schon bald ein. Die Weiterfahrt nach der Landung in Neapel wurde jedoch ziemlich schwierig. Charlie musste sich in der klimatisierten Limousine mehrere Male übergeben. Sie mussten immer wieder anhalten, damit er umgezogen und getröstet werden konnte. Als Sandro Julie den Jungen abnahm, ihn auf seinen Schoß setzte und leise mit ihm redete, schlug Polly vor: "Gib ihn mir, sonst ruiniert er noch deinen teuren Anzug."
"Ist das jetzt wichtig?" fragte er ungeduldig.
Polly schwieg und konzentrierte sich auf
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