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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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herabpreschte, schlugen Wachen Alarm, und Männer stürzten aus ihren Unterschlüpfen oder mühten sich aus den Mänteln, in die sie sich zum Schlafen gehüllt hatten, allesamt mit Waffen in den Händen. Uther hatte seine Truppen in drei Flügel unterteilt; je einer sollte von jeder Seite her angreifen, der dritte einen Bogen zum Ufer hin beschreiben. In solchen Wirren verhießen die Pferde so gut wie keinen Vorteil. Nach einem ersten wilden Ritt durch das Lager, bei dem mit Lanzen und Speeren zugestoßen wurde, stiegen die meisten Reiter von ihren Tieren und begannen mit den Schwertern um sich zu schlagen.
    Überraschung hatte das Kräfteverhältnis ausgeglichen, doch die Feinde kämpften tapfer und umso verbissener, nachdem die von Uther dafür abgestellten Männer mit Fackeln ins Meer hinausgewatet waren und die wartenden Schiffe in Brand gesteckt hatten. Ein Großteil der Beute war bereits verladen worden. Sowohl der Flucht als auch des Lohnes beraubt, hatten die Feinde wenig zu verlieren, doch Uther war fest entschlossen, dass diese Bande von Beutefahrern nie wieder einen weiteren Raubzug unternehmen sollte.
    Der Fürst war im Sattel geblieben. Merlin beobachtete ihn vom Hügel aus, wie er die kastanienbraune Stute in engen Kreisen herumtrieb und mit der Lanze zustieß, als wäre jeder Einzelne, den er stellte, für Aurelianus’ Tod verantwortlich. Es war ein Weg, mit der Trauer fertig zu werden oder sie wenigstens zu verdrängen. Der wahre Schmerz würde erst später einsetzen.
    Auch Gorlosius saß noch auf dem Ross, einem drahtigen Hengst mit einem Fell so schwarz wie sein eigenes Haar. Was ihm an schierer Kraft mangelte, glich er durch Wendigkeit aus. Kaum wurde ein Feind seiner gewahr, war er auch schon tot. Eldol hingegen war für die meisten Pferde viel zu groß. Er stapfte mit einem Schwert in jeder Hand in die Schlacht, und als erst die eine, dann die andere Klinge brach, ersetzte er sie jeweils durch eine Axt, die er einem Feind abnahm. Während er sich einen Weg durch das Lager holzte, türmten sich die Leichen hinter ihm auf wie Erde hinter einem Pflug.
    Dann formierten sich am Rand des Wassers die Männer, die zuvor die Schiffe angegriffen hatten, und trieben jene, die auf diesem Wege zu flüchten versuchten, zurück in die Schwerter der Angreifer. Die steigende Flut verfärbte sich rot über dem blutbefleckten Strand.
    Danach war es bald vorüber. Merlin kam vom Hügel herab. Der Friese, Pascentius, war getötet worden, der Häuptling von Erin, Giflomanus, gefangen genommen. Doch im Zuge der Schlacht war ihm das Bein halb abgetrennt worden. Selbst wenn man ihn gegen Lösegeld eintauschte, würde er nie wieder gegen Britannien kämpfen. Die meisten anderen Gefangenen fielen dem Schwert zum Opfer.
    Merlin bahnte sich einen Weg durch die eigenen Verwundeten, säuberte und verband die grässlichen Schnitte und nähte, wenn es erforderlich war. Die meisten dieser Männer wiesen bereits Narben auf, und sie waren so gesund und kräftig wie ihre Ponys. Man durfte durchaus hoffen, dass sie genesen würden, wenngleich er schon miterlebt hatte, wie winzige Kratzer Menschen in der Blüte ihres Lebens dahinrafften. Er fragte sich, wie Aurelianus gestorben sein mochte – denn nachdem sie den Feind dort gefunden hatten, wo er es vorhergesagt hatte, bezweifelte er nicht mehr, dass auch der erste Teil seiner Vision der Wahrheit entsprach. Hatte den Kaiser eine Krankheit befallen, oder hatte ihn letzten Endes das Herz im Stich gelassen?
    Zornige Stimmen rissen ihn aus seiner Grübelei. Er legte einen Verband fertig an und erhob sich. Eine der Stimmen, kurz angebunden und leise, gehörte Uther. Die andere, lautere, stammte von Gorlosius.
    »Alles, was diese Wichte gestohlen hatten, war auf diesen Schiffen, und Ihr habt sie verbrannt!«, rief der Cornovier aus.
    »Wäre Euch lieber gewesen, sie wären damit entkommen?« Uther hielt überraschend eisern an sich.
    »Das hätten wir zu verhindern gewusst.« Gorlosius deutete auf die Leichen, die zum Scheiterhaufen geschleppt wurden.
    »Vielleicht. Ich musste sicher gehen.«
    »Wir hätten diese Güter ihren Besitzern zurückgeben oder sie verwenden sollen, um unsere Streitkräfte zu unterhalten, sofern wir die Besitzer nicht gefunden hätten. Wir alle haben dafür geblutet – wir verdienen einen Anteil am Lohn!«
    »Tatsächlich?« Ein schärferer Ton schlich sich in Uthers Stimme. »Dumnonia hat am wenigsten von allen gelitten. Wenn der Rest von uns ohne Belohnung

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