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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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wahrscheinlicher als die These von Martin Keatman und Graham Phillips in King Arthur: The True Story (1992), die einen gewissen Owain Danwyn (›Weißzahn‹), Fürst von Rhos, als Arthur identifizieren. Von anderen historischen Unstimmigkeiten abgesehen, sprechen die Indizien dagegen, dass es zu jener Zeit ein Königreich in Wales gab, das ein so großes Gebiet umfasste, wie Owain es regiert haben soll.
    Abgesehen von der traditionellen Lokalisierung im Südwesten Britanniens gibt es auch Autoren, die Artus’ Land noch ganz woanders angesiedelt haben. John Morris in The Age of Arthur (1973) setzt es in den Midlands an; doch ob es ein Reich, wie Morris es beschreibt, dort gegeben hat, ist zweifelhaft. Norma Goodrich in King Arthur (1986) sieht das Zentrum in Carlisle, also den schottischen Lowlands, und in Artus selbst den Gründer des Clans Campbell und damit einen Galen (Q-Keltisch). Sie stützt sich dabei auf W. Eskene, einen schottischen Patrioten aus dem 19.Jahrhundert, dessen Forschungen heute als suspekt gelten. Dass es einen walisisch (P-Keltisch) sprechenden Stamm im Südosten der Lowlands gegeben hat, die Votadini oder Goddodin, legt Alistair Moffat in Arthur and the Lost Kingdoms (1999) noch einmal schlüssig dar, doch dem historischen Artus bringt uns das auch nicht näher. Das berühmte walisische Gedicht Gododdin des Barden Aneirin (um 600), das die Niederlage des Stammes gegen die Sachsen bei Catterick schildert, schreibt von einem der Krieger, er
     
    »speiste die Raben auf dem Wall der Festung,
    obgleich er nicht Arthur war.«
     
    Aber auch das zeigt nur, dass Arthur/Artus zu jener Zeit der Name eines berühmten Helden war, nicht mehr und nicht weniger. Bezeichnend ist auch, dass der Name in verschiedenen Formen in den Fürstenhäusern von Schottland und Wales in den Jahrzehnten nach 550 mindestens viermal belegt ist – so als habe es ein Vorbild gegeben, das kurz zuvor gelebt hatte.
    Doch wenn Artus ein Fürst oder Stammeskönig war, woher kommt dann der Ruch von Illegitimität, der ihm von Anfang an anhaftet? Bei Nennius heißt es, Artus habe gekämpft cum regi bus Brittonum sed ipse erat dux bellorum, ›mit den Königen der Briten, doch selbst war er der Heerführern‹. Endlos ist diskutiert worden, was dieser Satz bedeuten könnte; auch die eingangs erwähnte Theorie von Artus als einem spätrömischen Kavalleriegeneral ist letztlich darauf begründet. Dem Wortlaut nach war Artus in jedem Fall eine Art Oberbefehlshaber, aber heißt das auch, dass er selbst kein König war? Oder war er ein König unter anderen, doch mit der Aufgabe betraut, die vereinigten Heere zu führen? Ist »dux bellorum« nur eine Bezeichnung, oder war es ein formeller Titel, wie es im 4. Jahrhundert einen Dux Britanniarum als Befehlshaber am Hadrianswall gegeben hatte? Wir wissen es nicht.
     
    Der Name ›Artus‹
     
    Auch über den Namen des Helden besteht keine Einigkeit. Die lateinische Namensform bei Nennius und in den frühesten Manuskripten, die auf das 10. und 11. Jahrhundert datieren, ist Arturus. Keatman und Phillips sehen darin ein Amalgam des keltischen arth ›Bär‹ mit dem lateinischen ursus, als Zeichen dafür, dass er nach einer Synthese zwischen keltischer und römischer Kultur suchte. Das ist sprachgeschichtlich so absurd, dass man es nicht zu diskutieren braucht.
    Die lateinische Tradition führt zur Erklärung den Namen Artorius auf. Dies war ein relativ verbreiteter Name im römischen Britannien. Ein herausragender Träger dieses Namens war Lucius Artorius Castus, der Mitte des 2. Jahrhunderts die VI. Legion auf eine Expedition nach Armorica führte. Der Name Artorius wird von Tacitus erwähnt und findet sich auch in Rom.
    Andererseits gibt es eine ganze Reihe Namen aus jener Zeit, die mit dem keltischen Element arth zusammengesetzt sind. Im Walisischen steht Arth Fawr für das Sternbild des Großen Bären, und in alten Zeiten war dies vermutlich der Name eines Gottes. Artorix im Gallischen heißt ›Bär-König‹. Im P-Keltischen finden wir Bezeichnungen wie Arthwys oder Arthwyr, »der erhabene Bär « , ein Ehrentitel für einen Kriegerkönig. Arthmael, breton. Arzmael, bedeutet ›Bär-Fürst‹ oder ›Bär-Prinz‹. In einem mittelalterlichen walisischen Gedicht, »Der Dialog von Arthur und dem Adler« betitelt, wird Artus arth ilu genannt, der ›Bär des Heeres‹, was ein Wortspiel sein mag; anderseits nennt ihn dieselbe Quelle auch pen kadoed, »Haupt der Heerscharen « , was wie eine

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