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Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See

Titel: Britannien-Zyklus 01 - Die Herrin vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana L. Paxson
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Römischen Reiches gewesen. Es war unterteilt in fünf Provinzen, jede davon mit einem Gouverneur und einer eigenen Verwaltung. Darüber stand der Vicarius oder Verwalter der gesamten Diözese, der in London angesiedelt war. Die wichtigsten Verwaltungseinheiten waren die Civitates, von denen es wahrscheinlich 28 gab. Sie basierten auf den vorrömischen Stämmen, und sie wurden meist mit ihrer Hauptstadt identifiziert. So bildeten etwa Cornwall und Devon die Civitas Dumnonia, deren Hauptstadt Isca Dumnoniorum war, das heutige Exeter.
    Die Situation im Britannien des 5.Jahrhunderts war verzweifelt. Seit in der Nacht zum 1. Januar 406/7 mehrere germanische Stammesverbände den zugefrorenen Rhein überquert hatten, war die Insel vom Rest des Römischen Reiches abgeschnitten. Die römischen Soldaten riefen daraufhin einen der Ihren namens Constantin (II.) zum Kaiser aus, der fast alle verbliebenen Truppen nach Gallien führte, mit dem amtierenden Kaiser Honorius verhandelte und sich – als Mit- oder Gegenkaiser – in Arelate niederließ, wo er schließlich von einem kaiserlichen General unter der Zusage freien Geleits herausgelockt und getötet wurde.
    Inmitten dieser Unruhen hatte sich in Britannien etwas Unerhörtes ereignet: Die Provinz hatte sich eine eigene Verwaltung gegeben, was der Gründung eines neuen Staates durch Bürger römischen Territoriums gleichkam. Aufgrund seiner Tradition und Kultur zählte Britannien immer noch als »römisches« Land, auch wenn es nie mehr Teil des Imperiums werden sollte. Doch trotz mehrerer Jahrhunderte römischer Herrschaft, die vorangegangen waren, gab es immer noch die alten Stammesverbände, die in der Folge, unter dem wachsenden Druck der ins Land eindringenden Germanen, an Bedeutung zunahmen. Damit gewannen auch die kulturellen Traditionen der keltischen und vor-keltischen Urbevölkerung an Boden.
    Diese Traditionen waren nie gänzlich erloschen. Plinius schrieb im 1.Jahrhundert n. Chr. dass Britannien wie keine andere Provinz des Römischen Reiches magischen Zeremonien verfallen sei. Selbst nach der Amtszeit Constantins (I.) des Großen, der 306 in York zum Kaiser ausgerufen worden war und nach seinem Marsch auf Rom das Christentum als Staatsreligion einführte, blieb der Anteil an Christen in Britannien gering. In seinem eher polemischen als historischen Werk De Excidio et Conquesta Britanniae (»Über den Zerfall und die Eroberung Britanniens « ), das um die Mitte des 6.Jahrhunderts verfasst wurde, bezeichnet der Mönch Gildas die nachrömische Epoche als eine Zeit, in der sich die Menschen in Scharen »der Finsternis anstatt der Sonne« zuwandten, »um Satan als einen Engel des Lichts zu empfangen« – Metaphern, die für ein Wiederaufleben des Heidentums zu sprechen scheinen.
    In Teilen des Landes, wo die Macht der örtlichen Magistrate nicht hinreichte, fanden sich mehr und mehr Anführer, deren Macht sich nicht auf römisches Recht gründete. Bei den wenigen Schreibern im Ausland, die dazu etwas anmerken, taucht in diesem Zusammenhang der Begriff tyrannus auf, was nach damaligem Sprachgebrauch nichts anderes bedeutet als Machthaber ohne verfassungsmäßige Grundlagen In der späteren walisischen Überlieferung wird der Begriff gwledig (»Grundbesitzer « ) eingeführt, der im Kern einen militärischen Führer mit einer lokalen Basis bezeichnet; aus diesen Landfürsten wurden dann mit dem Schwinden des römischen Einflusses Könige.
    Einer von diesen Fürsten war Vortigern – der ›Oberkönig‹ (bryth. vawr-tigernus); sein wirklicher Name war Vitalinus –, der eine Art bevorrechtigte Stellung eingenommen haben dürfte. Er lud eine Gruppe von Sachsen unter den Anführern Hengest und Horsa – zwei Namen, die beide ›Pferd‹ bedeuten und vermutlich ebenfalls Titel oder Rufnamen waren – ins Land ein, damit sie auf der Insel Thanet im Osten siedelten und einen Pufferstaat gegen die Überfälle ihrer Stammesgenossen bildeten.
    Vortigerns Gegenspieler war ein anderer Brite namens Ambrosius Aurelianus. Es ist möglich, dass er für eine pro-römische und Vortigern für eine nationalistische Strömung stand. Vielleicht war ihr Gegensatz auch religiöser Art, da zu jener Zeit viele Briten Anhänger des Pelagius waren, der den freien Willen des Menschen predigte, sich zwischen Gut und Böse zu entscheiden. Dies stand im Gegensatz zur offiziellen Kirchenlehre, verkündet durch den hl. Augustinus, der von der Unvermeidlichkeit der Sünde ausging. Es ist aber nicht

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