Brixton Hill: Roman (German Edition)
Produktion zu vereinen und streitsuchende Künstler dazu zu bringen, sich brav an ihre Verträge zu halten. Sie wusste, dass ihre Stärke die natürliche Autorität war, die sie von ihrer Großmutter geerbt haben musste. Nicht Einfühlungsvermögen machte sie zu einer Führungspersönlichkeit – Eric hatte ihr das oft genug gesagt. Und sie war davon überzeugt, dass jede Form von psychologischer Gesprächsführung mit Alan zu nichts führen würde, eine klare Ansage hingegen möglicherweise zum Ziel: seinem Geständnis.
Sam hob den Arm und sagte: »Da war gerade jemand an der Tür. Hier ist mal wieder ein Paket für Sie.«
In den vergangenen Tagen waren ständig Pakete für sie gekommen, weil sie sich neue Kleidung bestellt hatte. Hatte sie eine Lieferung vergessen? Sie konnte sich nicht erinnern.
»Von wem ist das?«, fragte Em.
Der Polizist hob die Schultern. »Kein Absender.«
Emma wurde schwindelig. Dieses Schwindelgefühl war immer das erste Signal, wenn die Angst zurückkam. Keine normale Alltagsangst, sondern diese Angst. »Kein Absender?«
»Na ja.« Er drehte das Paket in den Händen und sah es sich von allen Seiten an. »Irgendwas ist draufgekritzelt, A und C oder so was.«
Alan Collins. AC . Em wich zurück, lief rückwärts ein paar Stufen hinauf. »Ganz ruhig jetzt«, sagte sie leise.
Er wusste sofort, was sie meinte. Alles an ihm veränderte sich.
Sein Kollege legte eine Hand auf das Funkgerät. »Ist das …«
»Ja«, sagte Em. »Wahrscheinlich. Ja.«
»Raus«, sagte der Ältere. »Gehen Sie runter. Auf die Straße. Wir brauchen sofort einen Sprengstoffexperten.«
Er wollte in sein Funkgerät sprechen.
»Nicht«, sagte Em.
Er verstand. »Ich geh auf die Straße. Sollte weit genug weg sein.«
»Hoffentlich«, sagte Em und sah ihm nach.
Sie stand auf der Treppe und drängte sich gegen die Wand. Sam starrte mit großen Augen auf das Paket in seiner Hand. Beide hielten sie die Luft an und hofften.
Kapitel 13
L egen Sie es auf die Treppe«, sagte Em schließlich.
»Meinen Sie?«
»Sie haben es die ganze Zeit herumgetragen. Von Erschütterung wird es nicht hochgehen. Es schadet trotzdem nichts, wenn Sie vorsichtig sind.«
Er nickte, wirkte wenig überzeugt, stellte das Paket aber schließlich ab.
»Und jetzt Handy aus. Alle sollen die Handys ausschalten.« Sie zog ihr Smartphone aus der Hosentasche und schaltete es ab. »Die letzten Anschläge hat er per Fernsteuerung ausgelöst. Er hat sich irgendwo eingehackt. Wenn wir jetzt alles abschalten, kann er das Ding vielleicht nicht zünden.«
»Ich sag Bescheid.« Der Polizist wollte runtergehen, blieb aber unschlüssig stehen. »Sie müssen mitkommen«, sagte er.
»Meine Großmutter ist noch oben.«
»Sie müssen hier raus. Jemand wird sich um die alte Dame kümmern. Kommen Sie mit runter.«
Em ließ ihn stehen und rannte nach oben, nahm dabei zwei Stufen gleichzeitig.
»Was ist das für ein Theater?«, fragte Patricia, als ihre Enkeltochter zur Tür hereinkam. Wie üblich versank Patricia in ihrem viel zu großen Ohrensessel, von dem aus sie aus dem bodentiefen Fenster auf die Straße sehen konnte. Neben ihr stand ein Beistelltisch. Eine Tasse Tee und ein eReader lagen auf dem gehäkelten Deckchen. Sie mochte in vielen Belangen sehr konservativ und traditionsbewusst sein, aber technischem Fortschritt, der ihr das Leben erleichterte, verschloss sie sich nicht. Sie las nur noch auf dem elektronischen Lesegerät, weil sie dort die Schriftgröße so verändern konnte, wie sie es brauchte. »Alle stehen vor unserem Haus und glotzen , und sieh dir das an, jetzt kommen noch mehr Streifenwagen.«
Sie reagieren schnell, stellte Em fest.
»Patricia, es ist möglich, dass wir eine Briefbombe im Haus haben. Steh auf, ich helfe dir.«
Ihre Großmutter legte Verachtung in ihren Blick. »Kind, ich bin neunzig. Du redest von einer Brief bombe. Was glaubst du denn, was mir passieren kann? Wenn das Ding nicht in meinem Schoß hochgeht, kann mir das egal sein.«
»Paketbombe. Klingt das groß genug? Der Mann, der dahintersteckt, hat auch Eric getötet. Wer weiß, was er noch alles auslösen kann. Bitte, komm mit.« Sie packte die alte Frau am Arm und zog sie aus dem Sessel. Patricia schlug mit der freien Hand nach Em.
»Lass mich los!«, schimpfte sie.
»Du kommst mit.«
»Loslassen!«
Em umfasste die Hüften ihrer zierlichen Großmutter. »Wie viel wiegst du? Keine fünfzig Kilo? Überleg’s dir. Entweder du gehst freiwillig und ich stütze
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