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Brixton Hill: Roman (German Edition)

Brixton Hill: Roman (German Edition)

Titel: Brixton Hill: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Beck
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dich, oder ich trage dich raus.«
    »Das ist würdelos.«
    »Ja.«
    »Dann aber über die Dienstbotentreppe. Ich will nicht, dass mich jemand so sieht.«
    »Mein Gedanke. Auf der anderen Treppe liegt das Scheißding.«
    Patricia Everett hatte nach zwei Hüftoperationen Schwierigkeiten mit dem Treppensteigen. Sie blieb meist auf ihrer Etage, gern mit der Begründung: »Was, glaubt ihr, kann ich da draußen in meinem Alter schon groß verpassen?« Den Einbau eines Treppenlifts hatte sie verweigert. »Lächerlich«, hatte sie gesagt. Und jedes andere Hilfsmittel, abgesehen von einem schlichten Gehstock, wurde von ihr mit derselben Begründung abgelehnt.
    Em half ihrer Großmutter Schritt für Schritt die Treppe hinunter. Auf der Straße kam ihnen ein Polizist entgegen und wollte helfen, aber wieder schlug Patricia um sich. Fünf Minuten später saß sie mit der alten Dame im Café gegenüber. Sie sahen zu, wie Polizisten den Gehweg vor dem Haus absperrten, wie Feuerwehr und Sprengstoffexperten eintrafen, ein Notarztwagen anrückte. Man schien sich auf alles vorzubereiten.
    »Wird mein Haus beschädigt werden?«, fragte Patricia.
    »Sie werden alles tun, damit nichts Schlimmes ges chieht«, versicherte Em. »Mit dem Entschärfen von Bo mben kennen sie sich nun wirklich gut aus.«
    »Meinst du?«
    Em hatte erwartet, Skepsis im Blick ihrer Großmutter zu sehen, aber da lag noch etwas anderes: Angst.
    »Wir sind hier auf jeden Fall in Sicherheit«, sagte Em und half ihr, das Teegeschirr, das die Kellnerin ihr hinstellte, auf dem winzigen Tisch anzuordnen.
    »Es geht nicht um uns«, sagte Patricia. »Nicht um mich. Wenn ich sterben sollte – von mir aus. Dann ist es eben so. Aber wo soll ich leben, wenn ich mein Haus nicht mehr habe? Sieh mich nicht so an, Kind. Mich wirst du niemals in einem Altenwohnheim antreffen, egal, wie luxuriös sie es dort haben. Ich habe mir dieses Haus erkämpft, es ist mein Haus, und ich bin zu alt, um meine Gewohnheiten zu ändern.«
    »Es wird schon nichts passieren«, sagte Em und versuchte, diesmal noch überzeugender zu klingen.
    Nach einer guten Stunde kam auch Ems Tante Katherine, umarmte umständlich ihre Mutter und ihre Nichte und setzte sich zu ihnen.
    Immer mehr Menschen drängten in das Café, um einen besseren Blick auf das Geschehen zu haben, auch wenn von außen nicht viel zu sehen war. Jemand verkündete laut, dass die Mobilfunkmasten im gesamten West End offenbar ausgefallen oder abgeschaltet worden waren. Die allgemeine Empörung darüber, nicht twittern zu können, ließ Patricia glauben, es handele sich dabei mindestens um die Abschaffung der Pressefreiheit im gesamteuropäischen Raum. Sie hatte noch nie von Twitter gehört, und als Em es ihr kurz zu erklären versuchte, sagte sie: »Klingt nach Zeitverschwendung.«
    Bald tauchten Fernsehteams auf, die live berichteten. Em nahm ihr Telefon, um für sich die absurde Doppelung zu dokumentieren, die sich durch die Kameramänner wenige Meter vor ihr und die direkt übertragenen Szenen auf dem Bildschirm über der Theke des Cafés ergaben. Patricia ließ sich die kleine Filmsequenz von ihr zeigen, während Katherine nur die Nase rümpfte und vor Nervosität kaum stillsitzen konnte.
    Erst nach einer weiteren Stunde kam jemand von der Polizei zu ihnen. Ausgerechnet Detective Constable Cox, der Grüße von seiner Vorgesetzten DCI Palmer ausrichtete und die drei Frauen darüber informierte, dass sie in ein paar Minuten wohl wieder ins Haus konnten.
    »Die Bombe wurde also entschärft?«, fragte Katherine.
    »Es war zum Glück keine Bombe«, sagte Cox und wirkte zögerlich.
    »Sondern?«
    »Wir haben das Ding durchleuchtet und verdächtige dunkle Stellen gefunden. Die Experten haben geraten, vorsichtshalber mit der Wasserkanone weiterzumachen.«
    »Wasserkanone?«, fragte Patricia. »Damit keine elektrischen Impulse übertragen werden?«
    Cox grinste. »Na, Sie haben’s ja richtig drauf, gute Frau«, sagte er.
    Die drei Frauen starrten ihn kühl an, und er ruderte zurück. »Also … ja. Jedenfalls, wir haben in einem kleinen Hartschalenkoffer zwei externe Festplatten, einen Laptop, diverse Kabel und ein paar USB -Sticks gefunden.«
    »Was ist da drauf?«, fragte Em.
    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht, dass davon viel übrig ist. Das Zeug muss erst mal trocknen, und dann setzen sich unsere, ähm, Experten …«
    Ems Blick ließ ihn stottern. Sie sagte: » Sehr interessant. Wann verhaften Sie Alan Collins?«
    »Weil er Ihnen

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