Brockmann Suzanne
meine Wohnung gehen“, flüsterte sie rau.
Oh Gott!
„Ich kann nicht …“ Seine Stimme brach, ließ die Aussage noch jämmerlicher klingen.
„Oh“, sagte sie. „Oh, es …“ Sie schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Ich dachte … Du sagtest, du wärst zurzeit mit niemandem zusammen.“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf, bemüht, seinen Atem zu beruhigen. „Das ist nicht der Grund.“
„Was ist es dann?“
Er konnte nicht antworten. Was sollte er sagen? Aber sein neuerliches Kopfschütteln überzeugte Colleen nicht. Sie ließ es nicht als Antwort gelten.
„Du willst wirklich nicht mit zu mir kommen und …“
„Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht“, unterbrach er sie. Er wollte nicht hören, wie sie umschrieb, was sie tun würden, wenn er heute Abend mit zu ihr ging. Wenn sie es aussprach, wie auch immer sie es formulieren mochte, dann würde ihn das nur noch mehr erregen.
Und er war wahrlich bereits mehr als erregt genug.
Sie trat einen Schritt auf ihn zu, und er wich hastig einen Schritt zurück.
„Du meinst das ernst“, sagte sie. „Du willst wirklich nicht?“
Er konnte sie nicht in diesem Glauben lassen. „Ich will “, antwortete er. „Bei Gott, ich will wirklich! Mehr, als du dir vorstellen kannst. Aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.“
„Warum? Hast du ein Keuschheitsgelübde abgelegt?“
Irgendwie schaffte er es, sie anzulächeln. „Sozusagen.“
Im selben Moment begriff sie. Er sah die Erkenntnis in ihren Augen dämmern und blitzschnell in flammenden Zorn umschlagen. „Wesley“, stieß sie hervor. „Es ist wegen meines Bruders, richtig?“
Bobby wusste, dass es besser war, sie nicht zu belügen. „Er ist mein bester Freund.“
Sie kochte vor Wut. „Was hat er getan? Hat er dir geraten, dich von mir fernzuhalten? Hat er gesagt, du sollst die Finger von mir lassen? Hat er dir etwa verboten …“
„Nein. Er hat mich davor gewarnt, auch nur daran zu denken .“ Und zwar an einem dienstfreien Abend, an dem sie jeder fünf oder sechs Bier zu viel intus hatten. Es war ein Scherz gewesen; Wes hatte nicht ernstlich geglaubt, dass eine Warnung nötig sei.
Colleen ging an die Decke. „Aha. Soll ich dir mal was sagen? Wes kann mir nicht vorschreiben, woran ich denke, und ich habe daran gedacht. Schon sehr, sehr lange.“
Bobby musterte sie. Plötzlich fiel ihm das Atmen wieder schwer. Sehr, sehr lange. „Tatsächlich?“
Sie nickte, die Wut plötzlich erloschen, beinahe schüchtern. Sie wich seinem Blick aus. „Bitte komm mit zu mir. Ich möchte wirklich … Ich will mit dir schlafen, Bobby! Du bist nur eine Woche hier. Lass uns keine einzige Minute verschenken.“
Oh Gott, jetzt hatte sie es gesagt! Bobby konnte sie einfach nicht anschauen, also schloss er die Augen. „Colleen, ich habe Wes versprochen, auf dich aufzupassen. Mich um dich zu kümmern.“
„Fein.“ Sie bückte sich nach ihrer Tasche. „Kümmere dich um mich. Bitte!“
Oh Mann! Er lachte, weil er sie trotz seiner inneren Zerrissenheit umwerfend witzig fand. „Ich bin ganz sicher, dass er es nicht so gemeint hat.“
„Na und? Er muss es ja nicht erfahren.“
Bobby wappnete sich und suchte ihren Blick. „Ich bin sein Freund. Ich kann ihn nicht so hintergehen.“
Sie seufzte. „Na toll! Jetzt fühle ich mich viel besser.“ Sie wandte sich Richtung Brattle Street. „Ich schätze, unter diesen Umständen sollten wir aufs Kino verzichten. Ich fahre nach Hause. Falls du deine Meinung änderst …“
„Das werde ich nicht.“
„… weißt du, wo du mich findest.“ Bobby folgte ihr ein paar Schritte, und sie drehte sich zu ihm um. „Kommst du nun doch mit?“
„Es ist schon spät. Ich begleite dich nach Hause.“
„Nein“, sagte Colleen. „Vielen Dank, aber das möchte ich nicht.“
Bobby wusste, dass Überredungsversuche zwecklos waren. Diesen Ausdruck in ihren Augen kannte er nur zu gut von einem ganz anderen Mitglied der Familie Skelly.
„Es tut mir leid“, sagte er.
„Mir auch“, gab sie zurück und ging davon.
Der Bürgersteig war deutlich leerer als noch vor ein paar Stunden. Also gab Bobby ihr einen ordentlichen Vorsprung, bevor er sich anschickte, ihr zu folgen.
Er folgte ihr bis zu ihrer Wohnung, um sich zu vergewissern, dass sie heil nach Hause kam, ohne dass sie ihn bemerkte.
Und dann stand er vor dem Mietshaus, wartete, dass das Licht in ihrer Wohnung anging, und starrte wütend, frustriert und von dem heißen Wunsch erfüllt, jetzt bei ihr zu
Weitere Kostenlose Bücher