Brockmann Suzanne
genau. Ja, sie würde jede Sekunde nutzen, die ihr mit diesem Mann blieb.
Sie schob die Tür hinter ihnen zu, schlang ihm die Arme um den Hals und zog seinen Kopf zu sich hinab, um ihn zu küssen. Er zögerte – nur den Bruchteil einer Sekunde. Dann stöhnte er auf und erwiderte ihren Kuss.
Und Colleen hörte auf zu weinen.
Wie zur Hölle war das geschehen?
Als Bobby aufwachte, wusste er genau, wo er war, noch bevor er die Augen öffnete. Tief atmete er den süßen Duft Colleens ein, die sich warm und weich an ihn schmiegte.
Die Fenster standen offen, und ein leiser sommerlicher Windhauch streichelte seinen nackten Rücken. Außerdem streichelte ihn Colleen. Sie ließ ihre Finger leicht über seinen Arm gleiten, den er um sie gelegt hatte, nachdem sie es geschafft hatte, ihn völlig auszupowern. Wie oft hatten sie einander geliebt? Zwei oder drei Mal?
Wie war es überhaupt dazu gekommen? Es passte nicht ganz zu dem, was vorher geschehen war. Zu seinem Heiratsantrag und ihrer zornigen Reaktion, weil sie ihn durchschaut und begriffen hatte, dass das Ganze ursprünglich die Idee ihres Bruders gewesen war.
Wobei – zornig war sie eigentlich weniger gewesen, eher verletzt und …
Er hob sein Gesicht aus dem Kissen und stellte fest, dass sie ihn beobachtete. Sie lächelte: „Hi.“
Schon wieder rührte sich in ihm Verlangen. Nur weil sie ihn kurz anlächelte. Allerdings war es diesmal weniger eine körperliche Reaktion. Sein Herz weitete sich. Er wünschte sich, jeden Morgen so aufzuwachen und als Erstes ihr Lächeln zu sehen. Er wollte …
„Du musst gehen“, sagte sie. „Ich muss noch packen für Tulgeria, und du hältst mich von der Arbeit ab.“
„Ich werde dir helfen.“
„Na klar doch.“ Sie lachte und beugte sich vor, um ihn zu küssen. „Zehn Minuten von deiner Hilfe, und schon liegen wir wieder im Bett.“
„Im Ernst, Colleen. Ich weiß genau, was du mitnehmen musst: Keine leuchtenden Farben, kein Weiß, denn damit würdest du dich nur zur Zielscheibe von Scharfschützen machen. Düstere, unauffällige Farben – braun, grün, dunkelbeige. Außerdem möchte ich nicht, dass du enge Sachen mitnimmst. Trag am besten nur lose Hemden, okay? Mit langen Ärmeln. Und lange Röcke. Und du weißt das natürlich alles schon. Richtig.“ Bobby lachte, verärgert über sich selbst. „Entschuldige.“
Sie küsste ihn erneut. „Mir gefällt es, dass du um mich besorgt bist.“
„Ja, das bin ich“, sagte er und blickte ihr tief in die Augen. Zu gern hätte er ihr gezeigt, wie sehr.
Aber im selben Moment läutete die Türglocke, und Colleen löste sich sanft aus seinen Armen. Sie warf sich ihren Morgenmantel über. Himmel, wie er dieses Teil liebte. Er setzte sich auf. „Vielleicht sollte ich öffnen?“
Aber sie war schon draußen. „Zu spät.“
Wer immer geläutet hatte, war bereits oben und klopfte direkt an die Tür von Colleens Wohnung.
Wo war seine Boxershorts?
„Oh mein Gott!“, hörte er Colleen sagen. „Was machst du denn hier?“
„Was denn, darf ich meine eigene Schwester nicht besuchen?“ Oh, verdammt, es war Wes! „Lange geschlafen, hmm? Ist wohl spät geworden gestern Abend?“
„Nein“, gab sie schroff zurück. „Was willst du, Wes? Ich bin stinksauer auf dich.“
„Ich suche nach Taylor. Aber er sollte besser nicht hier sein, so wie du … angezogen bist.“
Zum Teufel mit seiner Boxershorts. Bobby schnappte sich seine Hose, zog sie rasch über, stolperte dabei über seine eigenen Füße und wäre beinahe der Länge nach hingeschlagen. Im letzten Moment fing er sich wieder, aber es rumpelte dabei laut und deutlich.
Wes begann zu fluchen. Er stieß einen nicht enden wollenden Schwall von Schimpfwörtern aus und wurde immer lauter, je näher er Colleens Schlafzimmer kam.
Bobby suchte zwischen den Laken und Decken, die vom Bett gefallen waren, nach seinem Hemd, als Wes die Tür aufstieß. Er richtete sich langsam auf. Die Haare fielen ihm wirr über die Schultern, er war barfuß, und sein Hemd hatte er immer noch nicht gefunden.
Verdammt, da lag es, vor Colleens Kleiderschrank, wo er auch Schuhe und Strümpfe liegen gelassen hatte.
„Toll, wirklich großartig!“, sagte Wes. Seine Augen wirkten hart, kalt und irgendwie sehr fremd. Der Wes Skelly, der ihm jahrelang näher gestanden hatte als ein Bruder, war verschwunden. Bobby stand da und sah hilflos zu, wie Wes sich zu Colleen umwandte. „Diesen gottverdammten Hurensohn heiratest du nur über meine
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