Brockmann Suzanne
auch herausfinden, wo die Kanister lagerten.
Wenn Zoe mit Chris schlief.
Er blieb abrupt stehen, packte den Handlauf und setzte sich mitten zwischen dem zweiten und dem dritten Stock auf die Treppe. Hier war er im toten Winkel zwischen zwei Überwachungskameras.
Oh Gott. Zoe würde es tun wollen. Sex hatte für sie keine sonderlich große Bedeutung. Das hatte sie ihm mehr als einmal deutlich zu verstehen gegeben. Sie hatte ihm mehr oder weniger gesagt, dass sie bereit war, alles zu tun, um diesen Einsatz erfolgreich zu beenden. Alles.
Das war es allerdings gar nicht, was ihm so sehr zu schaffen machte. Was ihm den Magen so zusammenkrampfte, dass er sich setzen musste, war die Erkenntnis, wie viel Sex mit Zoe ihm bedeutete. Er hatte sich selbst vorgemacht, dass er mit Zoe einfach nur Sex hatte, sonst nichts. Aber das stimmte nicht.
Wenn er sich sie mit Vincent vorstellte - überhaupt mit einem anderen Mann -, drehte er fast durch. Er wollte sie nicht teilen, weder ihren Körper, noch ihr Lächeln, noch ihr Lachen. Gar nichts von ihr. Er wollte sie ganz für sich allein.
Denn er hatte sich hoffnungslos in sie verliebt.
Oh Gott, nein! Das konnte nicht sein! Er liebte doch immer noch Daisy!
Das ergab alles keinen Sinn.
Vielleicht sollte er Zoe einfach nichts davon erzählen. Vielleicht sollte er sie gar nicht erst vor die Wahl stellen.
Und vielleicht warteten die Kanister mit dem Triple X ja auch schon in ihrem Zimmer. Vielleicht erledigte sich ihr Auftrag ganz von selbst.
Aber selbst wenn es so wäre, selbst wenn Christopher Vincent ihm noch heute Nachmittag freiwillig das Nervengas aushändigte, selbst dann würde Jake verlieren. Denn sowie ihr Auftrag ausgeführt war, würde Zoe nach Saudi-Arabien verschwinden. Oder nach Amsterdam. Somalia. Gott weiß wohin. Und wann sie wiederkommen würde. Oder ob sie wiederkommen würde.
Welche Ironie des Schicksals! In all seinen Dienstjahren als SEAL war immer er derjenige gewesen, der ging.
Jake musste lachen - entweder das, oder weinen. Denn erst jetzt, wo er sich in Dr. Zoe Lange verliebt hatte, wurde ihm wirklich klar, wie sehr Daisy ihn geliebt haben musste.
16. KAPITEL
I ch muss mit meiner Frau sprechen.”
Zoe, über die schätzungsweise vierhundertste Kloschüssel gebeugt, die sie in den letzten drei Stunden geschrubbt hatte, blickte auf.
„Es interessiert mich nicht, dass in einer halben Stunde Mittagspause ist.” Es war Jakes Stimme. „Ich muss sie jetzt sprechen. Zoe!”
„Hier drin.” Sie stemmte sich hoch, als Jake die arme blasse Edith geradezu überrollte und einfach in die Damentoilette platzte.
„Hey!” Er lächelte ungewöhnlich verkniffen, und seine Augen glänzten recht seltsam. Irgendwas war nicht in Ordnung, ganz gewaltig nicht in Ordnung. „Hübsche Gummihandschuhe. Gelb steht dir, Süße.”
„Geht’s dir gut?”, fragte sie leise.
Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Nein. „Ja, sicher doch. Ich eise dich hier nur ein bisschen vor der Zeit los, das ist alles.” Er warf einen Blick über die Schulter. „Hast du damit ein Problem, Edith?”
Zoe streifte ihre Gummihandschuhe ab und wusch sich rasch im Waschbecken die Hände.
„Naja”, wandte Edith ein, „eigentlich dürfen wir nicht ...”
„Entschuldige uns”, unterbrach Jake sie grob, schnappte sich Zoes Hand und zog sie mit sich auf den Flur. Ihre Jacke trug er bei sich, seine eigene hatte er bereits übergeworfen.
Ihr erster Gedanke war: Irgendetwas war entsetzlich schiefgelaufen, und sie mussten raus hier - so schnell wie nur möglich. Aber als Jake die Tür zum Treppenhaus aufstieß, ging er nicht nach unten ins Erdgeschoss. Er ging nach oben.
Nach oben. Aufs Dach.
Sie musste laufen, um mit ihm Schritt zu halten, so eilig hatte er es.
Aber dann waren sie endlich am Ziel. Jake stürzte ins Freie, als hätte er die ganze Zeit die Luft angehalten.
Sie folgte ihm. „Jake, was ist los?”
Er küsste sie. Ließ ihre Jacke zu Boden fallen, riss sie in seine Arme und küsste sie so besitzergreifend und begierig wie nie zuvor.
Es war elektrisierend, hypnotisierend. Er agierte so fordernd, seine Hände packten beinahe grob zu. Die Intensität seines Begehrens setzte sie augenblicklich in Flammen.
Hatte er deshalb nach ihr gesucht? Weil er sie brauchte? Weil er endlich begriffen hatte, wie wichtig sie ihm war und dass er sie in Wahrheit liebte?
Er fingerte an den Knöpfen ihrer Bluse herum, knurrte gereizt, weil sie so widerspenstig waren, riss sie dann
Weitere Kostenlose Bücher