Brockmann Suzanne
in der wirklichen Welt.“
„Aber du könntest doch auch ein Mustang sein.“
„Ich wäre ein Mustang mit einem Harvard-Diplom“, erwiderte er. „Jedes Mal, wenn sie versuchten, mich zur Offizierslaufbahn zu überreden, konnte ich meine Zukunft in ihren Augen sehen: eine Menge Zeit hinter dem Schreibtisch. Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich so unbedingt wollten, um die Quote zu erfüllen, aber …“
„Glaubst du das wirklich?“, fragte sie.
Harvard zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Es ist schon möglich. Ich habe mein ganzes Leben zugesehen, wie mein Vater gekämpft hat. Er war einer der besten Professoren für englische Literatur im Nordosten des Landes – wenn nicht sogar der beste . Aber war er dafür bekannt? Nein. Man kannte ihn als den schwarzen Professor für englische Literatur. Er wurde ständig an andere Colleges berufen – nicht wegen seiner Fähigkeiten, sondern um dort die Quote zu erfüllen. Das Wissen darum hat ihn immer mehr frustriert. Ich bin sicher, du wirst das verstehen, besonders als Frau.“
„Oh ja“, sagte sie. „Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich schon in Sondereinsatzkommandos berufen wurde und mich dann hinsetzen und hübsch aussehen sollte. Niemand hat sich für mein Wissen oder Können interessiert. Sie wollten nur den Medien zeigen, dass sie eine Frau im Team haben. In etwa so: ‚Seht her. Wir sind so fortschrittlich und politisch korrekt, wir lassen sogar Frauen bei uns mitmachen.‘“
„Genau deshalb wollte ich kein Offizier werden. Vielleicht war ich zu misstrauisch, aber ich hatte einfach Angst, meine Identität zu verlieren. Ich wollte nicht der ‚schwarze Offizier‘ werden. Ich befürchtete, man würde mich zum Aushängeschild machen, das man sicherheitshalber hinter einen Schreibtisch steckt, um es ab und zu vorzuführen.“ Er schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Ich mag vielleicht weniger verdienen, und es mag auch von Zeit zu Zeit ein Klugscheißer auftauchen, halb so alt ist wie ich, der versucht, mich herumzukommandieren – aber abgesehen davon, bin ich genau dort, wo ich sein will.“
P. J. küsste ihn. Sein Mund war so süß, so warm. Sie küsste ihn erneut und verweilte diesmal, liebkoste seine Lippen mit der Zungenspitze.
Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Ich weiß genau , dass du jetzt an etwas Unanständiges denkst.“
Und so war es auch. „Wenn du meine Gedanken lesen könntest, wüsstest du um mein dunkelstes Geheimnis.“
Er fing ihre Unterlippe zärtlich zwischen seinen Zähnen ein und knabberte vorsichtig daran, bevor er sie losließ. „Und was für ein dunkles Geheimnis wäre das?“
„Die Tatsache, dass ich einfach nicht genug von dir bekomme, egal was ich tue.“
Seine whiskeyfarbenen Augen strahlten noch wärmer, als er sich über sie beugte und sie küsste. „Dieses Gefühl beruht definitiv auf Gegenseitigkeit.“
Sie tastete nach ihm, umfing ihn, fühlte seine Erregung. „Willst du noch mal, mein Mann?“
„Ja.“ Er küsste sie erneut, zärtlich und voller Liebe. „Und nein. Und dieses Mal gewinnt das Nein . Du bist so schon wund genug.“ Sein Blick wanderte zu den Blutflecken auf der Decke.
Er war so fürsorglich und liebevoll gewesen, nachdem sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten. Er hatte ihr geholfen, sich das Blut abzuwischen, und hatte sich dann selbst gesäubert. P. J. wusste, wie sehr es ihm zuwider war, dass er ihr wehgetan hatte. Und das Blut war der Beweis dafür, dass er ihr Schmerz zugefügt hatte. Unabsichtlich. Und unumgänglich, natürlich. Aber er hatte ihr wehgetan.
Und ihr gleichzeitig solch unbeschreibliches Vergnügen bereitet.
Harvard stützte sich auf einen Ellbogen und blickte sie im Dämmerlicht der Hütte an. „Außerdem, meine süße Porsche Jane, wird es Zeit, über unseren Aufbruch nachzudenken.“
Die Angst, die P. J. tief in sich begraben hatte, kam plötzlich wieder hoch. Ihre Zeit war um. Es war vorbei. Sie hatten einen Job zu erledigen. Das Leben eines Mannes hing von ihnen ab, und dafür mussten sie ihr eigenes aufs Spiel setzen.
Harvard löste sich vorsichtig von ihr und stand auf. Er sammelte ihre Kleidung zusammen und gab sie ihr. Sie zogen sich schweigend an.
Bevor sie zu John Shermans Festung aufbrachen, wollte Harvard ihnen noch echte Waffen besorgen. Er hatte ihr schon vorhin gesagt, dass er das allein tun würde.
P. J. brach schließlich das Schweigen. „Ich will mit dir kommen.“
Harvard sah von seinen Stiefeln auf, die er
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