Brockmann Suzanne
schließlich auflegte, hatte er jedoch wenig Hoffnung, dass Kevin Laughton ihn oder Joe Cat jemals zurückrufen würde. Um sich selbst etwas aufzuheitern, beschloss er, den Freund eines Freundes anzurufen, der im Pentagon arbeitete und ihm die Gebäudepläne des FInCOM-Hauptquartiers zufaxte. Er verbrachte seine Kaffeepause damit, sich zu überlegen, wo man am leichtesten bei FInCOM einsteigen konnte. Die Vorstellung von Laughtons Gesicht, der ahnungslos in sein Hochsicherheitsbüro kam und dort Harvard und Joe vorfand, die Füße auf dem Schreibtisch, heiterte ihn ein wenig auf.
Harvard setzte sich an einen leeren Tisch in der Bar und behielt P. J. dabei so unauffällig wie möglich im Auge. Er versuchte fieberhaft, einen Weg zu finden, sich ihr zu nähern.
Das war irgendwie merkwürdig. Nie zuvor hatte er sich anstrengen müssen, um einer Frau näherzukommen. Meistens fielen sie ihm einfach so in den Schoß. Aber P. J. schien nirgendwo hinzufallen. Sie lief eher – und zwar in die andere Richtung.
Die einzige andere Frau, um die er sich je so bemüht hatte, war Rachel.
Verdammt, an Rachel hatte er schon seit Jahren nicht mehr gedacht. Er hatte sie während eines Trainings in Guam kennengelernt. Sie war Meeresbiologin und arbeitete als Teil einer staatlichen Forschungsexpedition, die auf dem gleichen Militärstützpunkt untergebracht war. Sie war wunderschön, eine hawaiianische Afroamerikanerin mit asiatischen Wurzeln. Und sie war entzückend schüchtern.
Für ein oder zwei Wochen sah alles danach aus, als hätte Harvard endlich seine Traumfrau gefunden – als könnte es für immer sein. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er dicht davor war, die Grenze zwischen Sex und Liebe zu überschreiten. Aber dann hatte man ihn in den Zweiten Golfkrieg geschickt, und Rachel hatte sich in seiner Abwesenheit mit ihrem Exmann versöhnt.
Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie ihn diese Neuigkeit getroffen hatte. Es war, als hätte man ihm ein glühendes Messer mitten ins Herz gerammt. Er erinnerte sich auch an die verrückten, unkontrollierbaren Gefühle, den Schmerz, die Enttäuschung. Für eine Weile befand er sich am Rand der Verzweiflung. Dieser Zustand hatte ihm überhaupt nicht gefallen. Daher hatte er sich seitdem alle Mühe gegeben, nie wieder in solch eine Situation zu geraten.
Er blickte zu P. J. hinüber, und ihre Blicke trafen sich. P. J. wandte rasch den Kopf ab, so, als ob der Funke, der gerade übergesprungen war, zu heiß für sie war.
Heiß traf den Nagel auf den Kopf.
Ja, er fühlte sich von ihr magisch angezogen, stellte ihr wie ein Jäger nach. Trotzdem war er nicht in Gefahr, die gleichen Fehler wie bei Rachel zu machen.
Zum einen ähnelte P. J. Rachel überhaupt nicht.
Zum anderen basierte diese Anziehungskraft, dieser Sog zwischen P. J. und ihm auf einem rein körperlichen, irrationalen Gefühl. Lust. Zwischen ihnen brannte roher, heißer Sex. Ihre beiden Körper verlangten nach einander in rastloser Suche nach Befriedigung.
Darum war es in seiner Beziehung zu Rachel nicht gegangen. Er war so vorsichtig mit ihr gewesen, hatte sich so sehr zurückgenommen.
Aber wenn er in P. J.s Augen sah, sah er sie beide bei einem leidenschaftlichen Tanz ohne jegliche Zurückhaltung. Er sah, wie sie ihre Beine um ihn schlang, den Rücken an die Wand ihres Hotelzimmers gepresst, während er sie nahm, fordernd und schnell.
Oh, ja! Es würde unglaublich gut werden. Und wenn es vorüber wäre, würde es keine Tränen geben.
Harvard musste grinsen. Er schien ja felsenfest davon auszugehen, dass es zu einem solchen Zusammentreffen zwischen ihnen kommen würde.
Zunächst würde er allerdings einen Weg finden müssen, P. J. davon zu überzeugen, dass er nicht so schlimm war, wie sie dachte. Erst, wenn sie nicht mehr vor ihm davonlief, würde er ihr klarmachen können, dass sie einen schlechten Start hatten und am besten noch mal von vorn anfingen.
Gestern Abend hätte er sich galanter verhalten müssen. Stattdessen war er einfach so vor ihrer Zimmertür stehen geblieben und hatte an nichts anderes denken können als daran, wie hübsch sie war. Er hatte sie so sehr begehrt in diesem Moment. Und er war so froh gewesen, dass sie Lucky nicht mit auf ihr Zimmer genommen hatte.
Wahrscheinlich wäre er zu einer gepflegten Unterhaltung nicht fähig gewesen, aber er hätte es zumindest versuchen müssen. Stattdessen hatte er einfach dort gestanden und sie angestarrt, als ob sie Rotkäppchen sei und er der böse
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