Brockmann Suzanne
zum Restaurant fahren lassen. Aber als er hinter ihr saß, hatte er sich ein bisschen zu sehr an ihr festgehalten – zumal sie in der Stadt nicht sonderlich schnell fahren konnte.
Deshalb hatte sie zwischen Salat und Hauptgang gleich klargestellt, dass sie an nichts anderem als an einer Freundschaft unter Kollegen interessiert war. Als schließlich der Kaffee gebracht wurde, hatte sie ihn wohl auch überzeugt, dass dem tatsächlich so war. Von da an sah Lucky nämlich mit schöner Regelmäßigkeit auf seine Uhr. So wurde es mehr als deutlich, dass er hingegen auf nichts anderes als eine sexuelle Beziehung mit ihr aus war.
Womit sie wieder ganz am Anfang ihrer Mission stand.
Die Aufzugtüren glitten auf und P. J. trat hinaus in den Korridor, auf dem sich eine kleine Sitzecke befand. Sie durchsuchte ihre Hosentaschen nach dem Schlüssel. Und übersah dabei beinahe Harvard Becker, der in der Dunkelheit saß und auf sie wartete.
Als sie ihn schließlich entdeckte, wäre sie vor Schreck beinahe einfach weitergelaufen. Sie hätte weiterlaufen sollen. Aber vor lauter Überraschung blieb sie abrupt stehen und starrte ihn wie eine Idiotin an. Er war wirklich die allerletzte Person, die sie hier heute Abend erwartet hatte.
Harvard nickte ihr zur Begrüßung zu. „Miss Richards.“
Sie räusperte sich; ihre Stimme sollte nicht wie ein lächerliches Quietschen klingen. „Warten Sie auf mich? Werde ich auf dem Stützpunkt benötigt? Sie hätten mir eine Nachricht auf meinen Pager schicken können.“
„Nein.“ Er stand auf – Himmel, war er riesig! „Ich hatte eigentlich gedacht, ich würde Luke O’Donlon antreffen.“
„Er ist nicht hier.“
„Ja, das sehe ich.“
P. J. begann, zu ihrem Zimmer zu laufen. Sie hatte Angst, ihren Ärger nicht mehr länger verbergen zu können. Wen kontrollierte Harvard hier? Wen versuchte er zu beschützen? Sie oder Lucky? Egal – es war ziemlich erniedrigend. Sie ließ ihre Wut am Schloss aus, als sie ihre Tür öffnete.
„Wissen Sie zufällig, wo er hinwollte?“
„Zurück zur Basis“, antwortete sie kurz angebunden. Am liebsten hätte sie ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Stattdessen zwang sie sich, sich zu ihm umzudrehen.
„Es tut mir leid, dass ich Sie so überfallen habe“, sagte er mit leiser Stimme.
„Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie helfen?“ Sie wusste, sobald sie den Tonfall in ihrer Stimme hörte, dass diese Frage missverstanden werden konnte.
Unverhohlene Leidenschaft flammte in seinen Augen auf. Es war klar, dass er wusste, dass sie ihn ebenso attraktiv fand wie er sie. Der Blick in seine schönen braunen Augen ließ keinen Zweifel daran. Doch er lachte nur kurz und heiser auf. Der Ton ließ ihr Herz beinahe anhalten. Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf.
Sie hätte nur einen Schritt zurück in ihr Zimmer treten müssen und die Tür einladend aufhalten, er wäre ihr sofort gefolgt und …
Und was? Das hätte bestimmt alles verdorben. Kein Zweifel!
Harvard war nicht auf ihrer Seite. Er hatte bereits offen zugegeben, dass es ihm nicht behagte, mit ihr zusammenzuarbeiten – dass er nicht mit ihr zusammenarbeiten wollte .
P. J. befeuchtete ihre trockenen Lippen und versuchte, einen gelassenen Gesichtsausdruck zu machen. So, als ließe sie sein Anblick vollkommen kalt. „Gute Nacht, Senior Chief.“
Lieber Gott, wie sollte sie nur die nächsten sechs Wochen überstehen? Sie brauchte einen Verbündeten! Und sie brauchte ihn bald.
5. KAPITEL
H arvard spürte es sofort, als P. J. die Bar betrat. Er drehte sich um, und da stand sie. Sie sah sich im ganzen Raum um, schien ihn jedoch mit voller Absicht zu übersehen.
Heute hatten die FInCOM-Agenten den Tag im Klassenzimmer verbracht. Harvard selbst hatte den ganzen Tag Papierkram erledigt. Mittags war er in die Kantine gegangen, in der Hoffnung … ja, worauf? Er wusste es selbst nicht. Als er dort war, sagte ihm Wes, dass P. J. zum Schießstand gegangen war.
Der Nachmittag schleppte sich ereignislos dahin. Der Höhepunkt war ein Gespräch mit dem Assistenten von Kevin Laughtons Assistenten. Der ihm sagte, dass gar nicht daran zu denken sei, das Regelwerk umzuschreiben. Ein mehrtägiges Training außer Landes sei vollkommen indiskutabel. Und habe man sich darüber nicht bereits geeinigt? Nein, Mr. Laughton könne leider nicht ans Telefon kommen. Er war zu beschäftigt mit wichtigen Dingen.
Harvard hatte nach allen Regeln der Kunst auf Laughtons Handlanger eingeredet. Als er
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